Menden. Von der Wahl der Kleidung bis hin zum Mittagessen haben Kinder in städtischen Kitas ein Wörtchen mitzureden. Doch das ist längst nicht alles.

In den städtischen Kitas sollen und können Kinder über ihren Alltag mitbestimmen. Vom Mittagsschlaf bis hin zum Mittagsmenü sollen sie Entscheidungen treffen. Was hinter dem Konzept steht und warum es bald auch in Schulen zum Einsatz kommen könnte.

Schon früh sollen Kinder in Menden in städtischen Kitas Mitbestimmung und Beteiligung lernen. Seit 2015 wird so eine Art neue Philosophie in den Einrichtungen umgesetzt. Warum das wichtig ist – und auch ein Modell für Schulen sein könnte, hat Uschi Rosenthal, bei der Stadt zuständig für die Fachberatung in Kitas, im Kinder- und Jugendhilfeausschuss vorgestellt.

Entscheidungen fördern, Problemlösungskompetenz, Stärkung des Selbstbewusstseins

„Die Kinder sollen Demokratie schon früh lernen“, betont Rosenthal. Möglich wird das durch die UN-Kinderrechtskonvention auf der einen, und das Bundeskinderschutzgesetz auf der anderen Seite. Seit 2015 müssen Einrichtungen diese Vorgaben umsetzen, um überhaupt eine Betriebserlaubnis zu erhalten. „Für uns ist das auch eine Frage der Haltung den Kindern gegenüber“, betont Uschi Rosenthal. Natürlich erstreckt sich die Entscheidungsfreiheit beileibe nicht über alle Bereiche im Kita-Alltag. Gleichwohl können sie aber festlegen, was auf dem Speiseplan steht oder wann es Zeit für einen Mittagsschlaf ist.

Birgit Kieselbach, Leiterin der städtischen Kita Bösperde, erklärt dann auch gleich die Ziele dieses Konzeptes: Entscheidungsfreiheit fördern, Problemlösungskompetenz, Verantwortungsbewusstsein und die Stärkung des Selbstbewusstseins – schon im Kindesalter. Das, so Kieselbach, führe am Ende dazu, dass die Kinder Demokratie und demokratische Teilhabe verinnerlichen. +++ Lesen Sie auch: Menden braucht weitere Kita-Plötze – und hat Pläne +++

Ausweitung auf Schulen ist denkbar

Inzwischen habe sich die Umstellung bewährt. Doch ganz einfach sei das nicht gewesen. „Es sind so manche Fetzen geflogen“, scherzt Uschi Rosenthal. Unterm Strich aber lernten die Kinder so ihre Rechte im entsprechenden Rahmen. Teil dessen ist unter anderem eine Kita-Verfassung in jeder Einrichtung. Dazu zählen Bereiche wie Essen, Schlafen, Kleidung oder aber die Körperpflege. Auch die Auswahl von Gruppenspielen, die Umgestaltung des Nebenraums oder die Wahl des Gruppenthemas können die Kinder festlegen. „Damit lernen die Kinder, für sich selbst einzustehen“, sagt Rosenthal. Und damit auch ein Stück gelebte Demokratie hinzukommt, gibt’s Partizipationsrunden oder Kinderparlamente in jeder städtischen Kita – Vorsitz und Abstimmungen inklusive. Über ein zusätzliches Beschwerdemanagement können weitere Probleme – mitunter auch anonym über kleine Briefkästen – aus dem Kita-Alltag vorgetragen werden. Der Vorteil: „Die Kinder öffnen sich dadurch besser“, erklärt Uschi Rosenthal.

+++ Lesen Sie auch: Kitas und Mittagessen: Stadt Menden will Familien helfen +++

Einblicke, die selbst bei den Ausschussmitgliedern Eindruck hinterlassen. „Das zeigt, wie hochkomplex der Bildungsweg ist“, sagt Tina Reers (Grüne). Allerdings müsse sich dieser Ansatz nach der Kita-Zeit fortsetzen, damit die Vorteile nicht versanden. „Im Schulsystem gibt es da einen Bruch“, so Reers. Zustimmung gibt’s von Norbert Majd (UmSo): „Das Thema hört in Grundschulen nicht auf.“ Man müsse auch in städtischen Schulen diesen Ansatz unterstützen. Lob kommt auch vonseiten der Sozialdemokraten. „Auch ich habe vor Jahren eine Erzieherausbildung gemacht. Ich muss sagen: Es ist großartig, was sich da mittlerweile getan hat“, sagt Mirko Kruschinski (SPD).

+++ Auch interessant: Neuer Tarifvertrag: Bald mehr Schließtage an Mendener Kitas? +++

Grundsätzlich, so der Ausblick Uschi Rosenthals, sei es gut vorstellbar, dass auch Schulen beim Thema Partizipation von Kindern künftig stärker in die Verantwortung genommen werden.