Menden. Auch 2023 könnte das Feriendorf für Kinder wieder kostenfrei bleiben – inklusive warmem Mittagessen. Die Hintergründe.

Eine erste Hürde für das Feriendorf auf der Kluse ist geschafft: Das offene Angebot soll auch 2023 kostenfrei bleiben. Im Kinder- und Jugendhilfeausschuss sprach man sich mehrheitlich für eine Finanzspritze aus. Entscheiden wird erst der Rat im November. Allerdings stößt die städtische Ferienbetreuung auf große Resonanz.

Kinder wollen wieder frei spielen

Seit 2012 gibt es die dreiwöchige Ferienbetreuung auf der Kluse. Das Platzangebot wurde aufgrund des hohen Bedarfs über die Jahre stetig ausgeweitet. Vor allem bei Eltern von Grundschulkindern war die Auszeit in den Sommerferien beliebt. Oftmals standen sie für einen der heiß begehrten Plätze stundenlang Schlange im Rathaus. Das ist seit diesem Jahr erstmals vorbei. Gut 200 Kinder tummelten sich in Spitzenzeiten rund um die städtische Jugendbildungsstätte.

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Doch beim kostenlosen Feriendorf soll es nicht bleiben. „Wir wollen keine Zweiklassen-Gesellschaft und müssten ein Zeichen setzen: Jedes Kind bekommt ein warmes Essen“, macht Jana Zimmermann, Leiterin des Teams Stadtteilarbeit. Für Workshops und Essen sollen immerhin 40.000 Euro bereitgestellt werden. Das Mittagessen mussten die Eltern 2022 für ihre Sprösslinge noch bezahlen. Immerhin 25 Euro für eine ganze Woche. Um Kinder, deren Eltern es sich nicht leisten können, nicht außen vor zu lassen, sollen auch bis zu 200 Mittagessen verteilt werden – ebenfalls kostenfrei. Gleichwohl: Das bilde auf der Kluse auch das Maximum, wie es heißt. „Wir kommen dort sonst an die Kapazitätsgrenze.“ Denn neben den Mittagessen für die Kinder im Feriendorf werden auf der Kluse auch die Mahlzeiten für städtische Kitas gekocht.

Nachdem coronabedingt in den vergangenen beiden Jahren vieles auf der Strecke blieb, sei das Feriendorf ein voller Erfolg gewesen. Das Team Stadtteilarbeit wolle vor allem ein Gemeinschaftserlebnis mit viel Freiraum zum Spielen für die Kinder schaffen. „Ich bin auch nicht erst seit gestern dabei, aber das hat mich unheimlich berührt“, sagt Jana Zimmermann. Bis zu 30 Mitarbeiter kümmerten sich um die Kinder im Alter zwischen 6 und 14 Jahren. Dabei ist in der Jugendbildungsstätte selbst nicht viel passiert abseits des Essens. Mehrere Zelte in der Parkanlage dienten als Unterschlupf für verschiedene Workshops: vom Malen und Basteln über Jonglage bis hin zu einem wöchentlichen Zeitungsblättchen reichten die Angebote.

SPD fordert Unterstützung für die Stadtranderholung

Dass die Zahlen der Kinder, die an den Workshops teilnehmen von Woche zu Woche allerdings gesunken sind, macht Mirko Kruschinski (SPD) stutzig. Doch das, so Zimmermann, liege keinesfalls am mangelnden Interesse im Laufe des Feriendorfs. Anmeldungen für die Workshops liefen bereits im Frühjahr. Auf der anderen Seite besuchten in der ersten Feriendorf-Woche noch 270 Kinder die Kluse, ohne an den Workshops teilzunehmen; in der dritten Woche waren es schließlich 379 Kinder. Das zeige vor allem, dass das offene Angebot, also auch ein spontaner Besuch, ankommt.

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„Wie steht es um die Aufsichtspflicht?“, will dann Pastor Uwe Knäpper wissen. Und genau das sei ein „Knackpunkt“, wie Jana Zimmermann erklärt. „Wir haben keine Aufsichtspflicht. Aber wir wussten natürlich immer, wo alle Kinder waren.“ Das habe man über die Anmeldung am Eingang kontrolliert. Noch dazu kenne man die regelmäßigen Besucher auch alle irgendwann.

Für Julia Prowe (SPD) sollte jedoch nicht mit zweierlei Maß gemessen werden: „Es sollte unbedingt weiter unterstützt werden, aber dann sollten wir auch an die Stadtranderholung in Böingsen denken.“ Denn das Angebot rund um die Schützenhalle halte sich schließlich nur Dank der Mittel der Bürgerstiftung sowie eines Eltern-Beitrages. Ihre Sorge: Wenn Kinder künftig von der Stadtranderholung zur Kluse wechseln, führe das zu Verschiebungen. „Und es wird nicht leichter, solche Angebote zu stemmen“, betont Prowe. Ein Unterschied zwischen Stadtranderholung und Feriendorf ist nämlich die Aufsichtspflicht. Die gelte in Böingsen, wie Pastor Knäpper erklärt.

Einstimmig empfiehlt der Kinder- und Jugendhilfeausschuss schließlich die Neukonzeption. Entscheiden soll der Rat in seiner Sitzung am 8. November.