Menden. Vom digitalen Sprung in den Abgrund bis hin zur Schokolade aus dem 3D-Drucker: Was Mendener in der „Zukunftswerkstadt“ erleben.
Am Südwall tummeln sich am Freitagnachmittag die Mendenerinnen und Mendener am ehemaligen Fässchen. Zur Eröffnung der „Zukunftswerkstadt“ platzen die Räumlichkeiten sprichwörtlich aus allen Nähten. Wie die Mendener das Thema Digitalisierung dort erleben – und wo die Reise für die Hönnestadt hingehen könnte.
Digitaler Sprung in den Abgrund
Mit einem solchen Ansturm hat selbst mendigital-Geschäftsführer Robin Eisbach nicht gerechnet. Doch die Resonanz zur Eröffnung der „Zukunftswerkstadt“ spricht Bände. Der digitale Erlebnisraum ist Teil des Smart-City Projektes, an dem Menden teilnimmt. Egal ob Grundschüler, Teenie oder Eltern und Senioren – alle Mendener Generationen wollen sich ein Bild zum Thema Digitalisierung machen. „Digitalisierung ist abstrakt und nicht greifbar. Es ist schön zu sehen, was machbar ist“, sagt Stefan Weige (FDP), gleichzeitig Vorsitzender des Mendener Digitalisierungsausschusses. Das Gremium, das es erst seit der Kommunalwahl 2020 gibt, hat den Weg für die „Zukunftswerkstadt“ mit bereitet. Heutzutage habe zwar fast jeder ein Smartphone in der Hosentasche oder eine smarte Uhr am Handgelenk, „aber die wenigsten begreifen die Auswirkungen von Digitalisierung“, so Weige. Denn die begleite die Menschen inzwischen tagtäglich. Ob beim Autofahren, in der Schule, am Arbeitsplatz oder abends auf der Couch. Umso wichtiger sei es, dass das Thema auch spielerisch vermittelt werde.
Und genau das passiert auch in der „Zukunftswerkstadt“. Maja steht gerade an der VR-Station. Dort wird mit einer Brille und zwei joystick-artigen Steuergeräten eine virtuelle Realität geschaffen. Was aussieht wie in einem Science-Fiction Film ist seit Jahren in der Gaming-Industrie verankert. Julian Eberts von der mendigital erklärt das Prinzip: Zunächst kann der Bewegungsbereich für das Spiel eingezeichnet werden. Das verhindert zumindest, dass die Probanden quer durch den Raum rennen und ohne es zu sehen mit anderen kollidieren. Auf einer zwei mal zwei Meter großen Fläche kann sich Maja bewegen. Sie dreht sich um, streckt die Arme aus. Auf einem Monitor ist zu sehen, was sie mit der VR-Brille sieht: einen kleinen Aufzug, der sie per Knopfdruck mehrere hundert Meter in einen Wolkenkratzer bringt. Oben angekommen wartet allerdings kein Swimming-Pool oder gemütliches Hotelzimmer, sondern eine Holzplanke. Das Ziel ist es, über die Planke zu balancieren und in die Tiefe zu Springen. Währenddessen kreist ein Hubschrauber über ihr. Was zunächst wie eine Spielerei aussieht, ist für Ungeübte durchaus eine Überwindung. Die Trennung von Realität und Spiel ist für das Gehirn nicht einfach. „Es kommt auch schon vor, dass sich Leute auf den Boden werfen“, sagt Julian Eberts mit einem Schmunzeln.
Andy Warhol und die Pokemons
Wer sich nicht unbedingt digital mehrere hundert Meter einen Wolkenkratzer hinabstürzen will, der kann sich von Roboter Pepper bespaßen lassen. „Lass uns tanzen“, ruft Jan Dutenhefner dem etwa 1,20 Meter großen Roboter zu. Gesagt, getan. Pepper streckt die Hände aus und lässt die Hüften kreisen, das Lied „Macarena“ dröhnt aus kleinen Lautsprechern. „Eigentlich wird Pepper in Seniorenheimen eingesetzt“, erklärt Dutenhefner. Spielerisch können Seniorinnen und Senioren sich etwa die Nachrichten vorlesen lassen. Was genau so gut auch mit einem normalen Tablet möglich wäre, hat aber einen bestimmten Hintergrund. Der Roboter sorgt für Interaktion. „Menschen fühlen sich so nicht ganz so allein“, sagt Dutenhefner.
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Zur Stärkung gibt’s nicht nur frische Waffeln der Bieberschlümpfe, sondern auch Schokolade aus dem 3D-Drucker. Binnen zehn Minuten entstehen kleine Weihnachtsbäume. Was mit der Technik generell möglich ist, zeigt der mit Polylactid (PLA) bestückte 3D-Drucker direkt daneben: ein Schlüsselanhänger mit der Silhouette Mendens. Gut eineinhalb Stunden dauert ein solches Modell. Polylactid ist dabei keineswegs reines Plastik, sondern biologisch abbaubar und kommt etwa in der Medizin bei der Geweberekonstruktion zum Einsatz.
Im hinteren Bereich der „Zukunftswerkstadt“ macht eine künstliche Intelligenz (KI) die künstlerische Ader des Menschen beinahe überflüssig. Aus den Schlagwörtern „Meerschweinchen“, „Hundertwasser“ und „Sonnenuntergang“ kreiert die KI einzigartige Bilder, die dem Stil des berühmten Künstlers erstaunlich nahe kommen. Aus „Pokémon“, „Pikachu“ und „Andy Warhol“ entstehen vier Motive, die so oder so ähnlich vom Amerikaner selbst hätten stammen können.