Menden. Seit Volker Fleiges Amtszeit hat der Personalrat keine derartige Fülle an Befürchtungen und Ängsten mehr erhalten.

Im Rahmen eines Pilotprojektes will die Stadtverwaltung das Jugendamt in die alte Bonifatiusschule auslagern. Doch Mitarbeiter des Jugendamtes sind gegen das Projekt. Beim Personalrat, heißt es, liefen so viele Beschwerden und Bedenken auf, wie es sie seit der Amtszeit von Bürgermeister Volker Fleige nicht gegeben habe. Es wird ein Klima der Angst und des Misstrauens beschrieben.

Erfahrungen der Vergangenheit

Offiziell geht es der Verwaltungsspitze beim Pilotprojekt zu „Neuen Arbeitswelten“ darum, neue Möglichkeiten des Arbeitens auszuprobieren. „Die Stadt soll ja digitaler und flexibler werden“, erklärt dazu Stadtsprecher Johannes Ehrlich auf Anfrage. Das – so klingt es zumindest im Digitalausschuss immer wieder an – ist auch einhelliger Wunsch der Mendener Politik.

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Das E-Government-Gesetz schreibt die schrittweise digitalere Verwaltung sogar vor, um die interne, aber auch die Kommunikation mit Bürgerinnen und Bürgern zu vereinfachen. Im Mendener Jugendamt will man nun mit einem Pilotprojekt einen weiteren Schritt hin zu mehr digitalen und flexibleren Angeboten machen.

Doch im Rathaus selbst regt sich massiver Widerstand gegen das Vorhaben, das am heutigen Freitag Thema einer Sondersitzung des Kinder- und Jugendhilfeausschusses (KJHA) ist. „Seit der ,damals’, nicht anonymisierten und mit einem psychologischen Test verbundenen, geplanten Mitarbeiterbefragung durch den damaligen Bürgermeister Volker Fleige hat es keine geplante Maßnahme der Dienststelle gegeben, die eine dermaßen große Fülle an Fragestellungen, Anmerkungen und Befürchtungen an den Personalrat zur Folge hat“, heißt es in einem Schreiben des Personalrates, das der Redaktion vorliegt.

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In dem Schreiben wird ein Klima der Angst und des Misstrauens geschildert. Mitarbeiter befürchten „persönliche Nachteile“, sofern sie Kritik an dem Projekt äußern. Zudem glaube man nicht, dass die Auslagerung nur auf Zeit vorgesehen ist. „Dies wird überwiegend mit Erfahrungen aus der Vergangenheit, wie z.B. vermeintlich nicht eingehaltenen Zusagen und ähnlichem begründet“, heißt es.

Über den Personalrat werfen Mitarbeiter der Verwaltung vor, in der Diskussion „unehrlich“ zu sein. Schlussendlich gehe es nicht um flexiblere Arbeitsweisen, sondern um die Gewinnung von Büroraum. Dass das Rathaus „aus allen Nähten platzt“, ist seit geraumer Zeit an vielen Stellen zu hören. In diesem Zuge habe es die Stadt zuletzt verschlafen, für Tatsachen zu sorgen. Denn mit der anstehenden Renovierung des Bürgerhauses „hätte man vor Jahren bereits dem Job-Center kündigen können“, heißt es in dem Papier weiter. Im Kern sei eine deutliche Mehrheit generell für das Pilotprojekt – allerdings unter der Voraussetzung echter Mit- und Zusammenarbeit.

Auch Sicherheitsbedenken gibt es im Zuge einer möglichen Auslagerung des Jugendamtes. „Es gab in der jüngeren Vergangenheit Situationen, die aufgrund realer Bedrohungen dazu geführt haben, dass aus Angst bzgl. Klienten/Fälle darauf geachtet werden musste, nach Feierabend nicht alleine aus dem Rathaus zu gehen.“ In der Nähe des Rathauses fühlen sich die Mitarbeiter des Jugendamtes geschützt.

Gemeinsames Gespräch

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In einer Sitzung mit Personalrat und Jugendamts-Mitarbeitern seien die größten Zweifel und Bedenken inzwischen ausgeräumt worden, erklärt Bürgermeister Dr. Roland Schröder auf WP-Anfrage. „Die Fragen sind berechtigt“, räumt Schröder ein. Demnach haben sich in den letzten Jahren „einige Sachen aufgestaut“, die durch das Schreiben des Personalrats nun zum Ausdruck gekommen seien. Veränderungen, so Schröder weiter, würden immer auch mit Ängsten und Befürchtungen einhergehen. Auch deshalb habe man sich entschieden, eine externe Agentur mit der Moderation des Prozesses und des Pilotprojektes zu betrauen. Die Teilnahme, heißt es, sei absolut freiwillig. Um das Sicherheitsgefühl auch an der Bonifatiusschule zu erhöhen, sei etwa ein externer Sicherheitsdienst im Gespräch. „Wir müssen den Bedürfnissen der Mitarbeiter entgegenkommen“, betont Schröder.