Menden. Mendens Altbürgermeister Volker Fleige zieht weg: Was bedeutet das für den Digitalen Campus und das Museum auf Gut Rödinghausen?

Volker Fleige verlässt Menden, und der Mendener Stadtverwaltung bereitet die künftige Abwesenheit des Initiators und Motors des großen Campus-Vorhabens auf Gut Rödinghausen Sorge. Denn Fleige, Mendener Bürgermeister von 2009 bis 2015, setzte danach als Initiator des Regionale-Projekts zur Digitalisierung seine Kontakte ein und holte damit die Fachhochschule Südwestfalen, die Universität Siegen und die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer mit ins Mendener Boot. So jedenfalls beschrieb es Thomas Höddinghaus, Regionale-Beauftragter der Stadt, am Mittwochabend im Ausschuss für den Immobilienservice Menden: „Ich habe alle diese Gespräche gemeinsam mit Volker Fleige geführt.“ Uni und FH hatten daraufhin bekanntlich erklärt, den Lendringser Campus als Bildungsstandort nutzen zu wollen. Diese Mitstreiter erhöhten die Chancen des Mendener Projekts auf eine millionenschwere Landesförderung aus dem Regionale-Wettbewerb in den Augen vieler Beteiligter beträchtlich.

Fleige in E-Mail: Entfernung zu Menden macht weitere Mitwirkung unmöglich

Auch für den künstlerischen Teil des Campus’ sowie die Programmgestaltung des Industriemuseums Rödinghausen, hier vor allem für das Kunstfest „Passagen“, habe Volker Fleige als Ideengeber bisher eine zentrale Rolle gespielt, sagte Höddinghaus. Jetzt aber habe Fleige per E-Mail überraschend mitgeteilt, dass ihm die Entfernung seines neuen Wohnortes zu Menden jede weitere Mitwirkung an hiesigen Projekten unmöglich mache.

Als Bürgermeister: Impulse und Abwahlverfahren

Der heute 62-jährige Volker Fleige hatte sich als Pensionär nicht nur für große Projekte eingesetzt, er meldete sich auch im politischen Tagesgeschäft über soziale Medien weiter zu Wort. Zudem trat er nach Jahrzehnten öffentlichkeitswirksam aus der SPD aus.

Als Bürgermeister gilt er in der Rückschau heute vielen als großer Impulsgeber, die Gesamtschule Menden wäre ohne ihn kaum denkbar gewesen. Zugleich polarisierte Fleige wie kein zweiter Bürgermeister. So bleiben zahlreiche Äußerungen als Fehltritte in Erinnerung, die meisten davon eher Schmonzetten wie eine versehentlich versendete Läster-Mail an eine besorgte Mutter. Allerdings verglich Fleige den Rechnungsprüfungsausschuss der Stadt auch mit dem Volksgerichtshof der Nazis. Ein Abwahlverfahren, initiiert nach einem öffentlichen Streit mit Unternehmer Ulrich Bettermann, überstand er, weil nicht genug Unterstützer-Unterschriften dafür zusammenkamen.

Die Nachricht von Fleiges Abschied sorgte augenblicklich für eine kontroverse Debatte im Ausschuss. Hubert Schulte (CDU) reagierte gereizt: „Ob und welche Projekte von Volker Fleige initiiert wurden oder nicht: Wir haben der Verwaltung zur Regionale klare Aufgaben gestellt, die wir umgesetzt sehen wollen.“ Damit meinte Schulte die Campus-Gespräche der Stadt mit dem Kreis als Unterer Landschafts- und Wasserbehörde oder dem Landesbetrieb Straßen NRW – um Fragen zu Bebauungsplan, Naturschutz, Verkehrs- und Denkmalaspekten. Diese Termine, hatte Höddinghaus zuvor ausgeführt, hätten wegen der Corona-Krise bislang nicht stattfinden können. Nach Schultes Wortmeldung erklärte der Regionale-Beauftragte, dass diese Gespräche mit Trägern öffentlicher Belange „selbstverständlich nicht von der An- oder Abwesenheit Herrn Fleiges abhängen“.

FDP: Ohne Fleige kann sich die Stadt den Campus „ja eventuell schenken“

„Wenn beim Digital-Campus der Motor ausfällt, können wir uns das ganze Projekt ja eventuell schenken“, setzte Stefan Weige (FDP) hinzu. Auch für Museum in Rödinghausen werde sich damit „einiges ändern“. Er wolle jetzt jedenfalls eine zusammenfassende Darstellung über Fleiges tatsächliche Arbeit für diese Projekte sehen. „Da sind ja jetzt wohl einige Löcher zu schließen, da brauchen wir Lösungsansätze der Verwaltung.“

Grüne sehen Campus und Industriemuseum getrennt voneinander

Hier hielt der Ausschussvorsitzende Peter Köhler (Grüne) dagegen. Er verstehe Weiges Anliegen für das Campus-Projekt, nicht aber für das Gut selbst. Denn dabei hätten sich Fleiges Beiträge doch wohl vor allem um künstlerische Aspekte gedreht, und das sei keine Frage für einen Immobilienausschuss. Weige widersprach: Es sei kein Geheimnis, dass es den Liberalen auch bei der Sanierung von Gut Rödinghausen und der Museums-Einrichtung immer um eine Begrenzung des finanziellen Schadens für die Stadt gegangen sei. „Dazu dienen auch die Einnahmen aus Veranstaltungen.“ Letztlich aber zeigte sich Weige mit dem Vorschlag einverstanden, alle Fragen zu Inhalten des Museums im Kulturausschuss zu stellen.

CDU zeigt sich angesichts des Abgangs sicher: „Da bleibt keine Lücke“

Thomas Höddinghaus erklärte, dass für ihn nicht abschätzbar sei, wie groß die Lücke durch Fleiges Abgang bleibe. Den Verwaltungspart werde er weiterhin übernehmen, „aber ich bin kein Künstler“. Schulte entgegnete knapp: „Volker Fleiges Gespräche hierzu waren alle informeller Art. Da bleibt keine Lücke.“