Menden. Zeit für Lockerungen, nicht für Leichtsinn: Warum Bürgermeister Schröder Menden nach Corona vor einem starken wirtschaftlichen Aufschwung sieht.
Auch dieser Dienstag ist Diensttag: An seinem 58. Geburtstag ist Bürgermeister Roland Schröder im Rathaus – und die WP interviewt ihn zu den Lockerungen in der aktuellen Corona-Lage. Schröder macht dabei deutlich, warum er sich mit aus seiner Sicht vorschnellen Entwarnungen lange zurückgehalten hat. Doch derzeit sieht auch er eine Entspannung der Lage, setzt auf einen starken wirtschaftlichen Aufschwung für Menden – und freut sich auf erste Außentermine.
Herr Schröder, erst einmal herzlichen Glückwunsch! Aber wird Ihnen nicht blümerant zu sehen, wie sorglos die Leute werden?
Roland Schröder: Im Lockdown habe ich bewusst vermieden, in die Stadt zu gehen, um kein falsches Zeichen zu setzen. Jetzt sehe ich beides. Ja, es gibt bei manchen eine Sorglosigkeit, und da muss man klar sagen: Dieser Drops ist noch nicht gelutscht. Die Briten nehmen angekündigte Lockerungen gerade zurück. Zugleich sehe ich gerade in Innenräumen, dass viele Mitbürgerinnen und Mitbürger zum Glück immer noch sehr umsichtig sind.
Wie stehen Sie zur Aufgabe der Maskenpflicht?
Wir haben sie ja für die Innenstadt gerade aufgegeben, auch auf den Schulwegen. Die Ansteckungsgefahr draußen ist jetzt wirklich sehr gering, und wir müssen in unseren Maßnahmen angemessen bleiben. Wir empfehlen die Maske aber weiterhin – etwa, wenn es sich auf der Hauptstraße drubbelt. Und unsere Außendienstler sind in unverminderter Stärke unterwegs, um die Menschen dann auch zu ermahnen.
Haben die nicht Probleme, wenn sich die Regeln dauernd ändern?
Also, ich finde die Corona-Schutzverordnung sehr klar und eindeutig – jeder kann sich jetzt selbst ausrechnen, was wann passiert. Etwa, dass wir am Mittwoch die Inzidenzstufe 1 und die damit verbundenen Lockerungen erreichen. Es gab noch einmal Verwirrung, weil sich das mit dem Auslaufen der Stufe 2 überlappt. Aber unsere Ordnungsamtskräfte haben aktuelle Handouts dabei, und sie können jederzeit Rückfragen ans Rathaus stellen. Unsere Leiterin der Abteilung Ordnung ist Juristin und gibt meist sofort Auskunft. Das war so bei der Frage, ob man beim Friseur noch einen Schnelltest braucht oder nicht. Auch für mich ist sie eine hoch kompetente Quelle!
Und? Braucht man den Test noch?
Nein, wenn beim Frisieren durchgehend die Maske aufbleiben kann. Solche Dinge posten wir übrigens auch in die Sozialen Medien.
Zu Beginn der Pandemie hatten Sie sich sehr für Luftreiniger an Schulen eingesetzt. Kommen die?
Nein, dagegen hat sich der Schulausschuss schon Ende letzten Jahres ausgesprochen, und ich kann die Gründe gut nachvollziehen. Wir haben es ja getestet: Die Geräte für die Schulen sind zu laut, obendrein sehr teuer, und sie ersetzen das Stoßlüften nicht. Wir müssten dafür bei 360 Klassenräumen pro Klasse 4000 bis 8000 Euro ausgeben. Und das allein als Stadt, denn das Land fördert nur Räume ohne Belüftung. Die haben wir gar nicht. Das alles wäre beim besten Willen nicht verhältnismäßig.
Aber die CO2-Ampeln sind da?
Die sind da, und damit können die Lüftungszyklen in den Klassen besser getaktet werden. Die Geräte sind auch für die Nach-Coronazeit sinnvoll und anwendbar.
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Was sagen Sie den Mendenerinnen und Mendenern jetzt nach der langen Zeit im Lockdown?
Ich würde wirklich den Titel der neuen WP-Serie zitieren: „Zuversicht!“ Denn ich habe den Eindruck, dass wir jetzt einen regelrechten Wirtschafts-Boom bekommen werden. Schauen Sie sich an, wie die Außengastronomie gerade aus allen Nähten platzt. Man bekommt wirklich das Gefühl, dass die Stadt aufbricht, wozu jetzt auch wieder neue Geschäfte beitragen. Ich bin sicher, dass wir bald wieder eine unglaublich schöne Atmosphäre in Menden haben werden. Und ich möchte unsere Bürgerinnen und Bürger herzlich bitten, das auch wahrzunehmen, zu genießen und weiter mit anzuschieben, statt es kaputtzureden.
Sie glauben also tatsächlich, dass das Schlechtreden der eigenen Stadt in Menden aufhören könnte?
(lacht) Ich weiß das sogar! In unserer ,Mendener Bürgerzeit’ bekommen wir zuletzt wirklich und wahrhaftig Anrufe oder Videocalls, in denen es Lob gibt für das, was sich in der Stadt tut.
Was wird sich für Sie selbst mit den Lockerungen jetzt ändern?
Na, ich erhalte endlich Einladungen aus unseren Vereinen! Das ging ja bisher nicht. Die endlich wahrnehmen zu können, darauf freue ich mich sehr. Im Lockdown wäre das ein falsches Zeichen gewesen, jetzt bricht auch das auf. Endlich!