Menden/Balve/Fröndenberg. Menden und Fröndenberg von den Bürgerinnen und Bürgern eher schlecht benotet. Balve erneut vorn: Politik erhält hier immerhin eine fast glatte 3.
Wie bewerten Sie das Engagement von Kommunalpolitik und Verwaltung in Ihren Ort? So lautete im März die Frage an die WP-Leserinnen und Leser in Menden, Balve und Fröndenberg – mit der Bitte um Schulnoten. Abgeschnitten haben Menden und Fröndenberg mit je einer schlechten 3, die Balver Teilnehmer geben ihrer Stadt dagegen mit einer 3,1 immerhin fast ein glattes „Befriedigend“. Menden (3,78) und Fröndenberg (3,84) schnitten indes im Vergleich zu allen Heimatcheck-Städten ganz schlecht ab – nur Hagen wird von seinen Bürgerinnen und Bürgern noch kritischer gesehen. Aus den Kommentaren einiger Teilnehmer wird deutlich, was für die Bevölkerung wichtig ist.
Stimmen zu Menden
In Menden fällt auf, dass sich viele der 220 Kommentare mit Bürgermeister Martin Wächter befassen. Er „sollte seine Zeit nicht auf Schützenfesten und Tingeleien verschwenden, sondern sich ernsthaft um die Belange der Bürger kümmern“, fordert ein Teilnehmer. Rat und Verwaltung machten „einen bürgerfernen Eindruck“, findet ein anderer, den Straßenausbaubeiträge zudem ebenso stören wie „teilweise sehr unhöfliche Mitarbeiter bei der Stadtverwaltung“.
Die Mendener Politik „kümmert sich zu wenig um die Anliegerbeiträge“, diese Ansicht ist häufiger zu finden. Fehlenden Mut bemängelt eine andere Stimme: „Die Lokalpolitiker wollen Veränderungen nicht ausgerechnet in ihrer Amtsperiode verantworten.“
Angst vor der A 46 äußert eine Familie: „Wir leben seit Jahrzehnten in dem wundervollen Ort Lendringsen. Sollte die Politik die Autobahn tatsächlich bauen und den Ort Menden und seine Naherholungsmöglichkeiten auf unwiderrufliche Art und Weise zerstören, einen Eingriff in der heutigen Zeit in die Natur vornehmen, der einer ökologischen Katastrophe gleichkommt, werden wird und unsere Kinder diesen Heimatort verlassen.“ Ebenfalls aus Lendringsen heißt es: „Wir warten schon seit Jahren auf die Neugestaltung des Lendringser Platzes. Ich erwarte, dass das Geld nicht nur für die Innenstadt Mendens ausgegeben wird sondern auch mal an die anderen Stadtteile gedacht wird!“
Ein negatives Bild der Verwaltung zeichnet der nächste Beitrag: „Die Stadtverwaltung reagiert auf Anliegen der Bürger erst, wenn diese durch ein Bürgerbegehren vorgetragen werden. Ansonsten sind die Wünsche und Anregungen der Verwaltung völlig egal.“
Das als „typisch Menden“ empfundene Meckern und das Anheizen der Unzufriedenheit merkt indes ein anderer Teilnehmer an. Man müsse „unsere schöne und lebenswerte Stadt gemeinsam nach vorne bringen“. Auch die WP solle mehr positives Denken vermitteln: „Menden hat so viel Potenzial!“
Mendener Rathaus: Kritik ist willkommen
Die Stadtverwaltung Menden hat auf WP-Anfrage auf die kritischen Stimmen aus dem Heimatcheck in einer Stellungnahme reagiert (die Politiker werden später befragt).
Zum Beschwerdemanagement sagt Stadt-Sprecher Johannes Ehrlich: „Wir sind immer froh, wenn sich die Bürgerinnen und Bürger mit Anliegen, Problemen und Beschwerden melden. Nur durch konstruktive Rückmeldungen kann man sich verbessern!“ Ehrlich verweist auf die Stadt-Website für Lob und Kritik: „Von dort wird das Anliegen an die zuständige Abteilung weitergeleitet – und beantwortet.“ Wer sich ungerecht oder unfreundlich behandelt oder beraten fühle, könne sich gerne bei der Stadt melden.
Zur Beteiligung: Die Verwaltung führe in vielen Bereichen Bürgerbeteiligungen durch, bei Förderprojekten sei das sogar Vorgabe. „Zum Lendringser Platz gab es zuletzt eine Beteiligungswerkstatt. Auch für die neue Dorfmitte in Halingen gab es Bürgerwerkstätten. Hinzu kamen Befragungen zur Kinder- und Jugendarbeit, zu Einzelhandelskonzept und Sozialbericht.“
Zu Straßenausbaubeiträgen: In Menden gibt es viele Straßen, die noch nicht endausgebaut sind. „Hier muss die Verwaltung Anliegerbeiträge erheben, weil das gesetzlich vorgeschrieben ist“, erklärt Ehrlich. Auch hier stehe man im Rathaus aber zur Beratung bereit.
Politik und Verwaltung seien nicht in einen Topf zu werfen, mahnt eine weitere Stimme. „Während ich die Lokalpolitik scharf kritisiere, bewerte ich die Arbeit der Verwaltung und der Eigenbetriebe als vorwiegend gut bis sehr gut.“
Stimmen zu Balve
Wie zuvor schon im Gesamturteil schneidet Balve im Heimat-Check durch die Bürgerinnen und Bürger auch auf dem Themenfeld Politik und Verwaltung in der Benotung weitaus besser ab als Menden und Fröndenberg. In den Kommentarspalten fehlt es aber auch hier nicht an kritischen Stimmen. Vor allem eine als dominant empfundene Rolle der CDU wird mehrfach als Problem der Stadtpolitik erwähnt – wobei Balve insgesamt aber immer wieder auch sehr gelobt wird.
Eine „Alleinherrschaft der CDU“ kritisiert ein Teilnehmer aus Balve. Sogar als CDU-Mitglied zeigt man sich „nicht zufrieden mit den einzelnen Abläufen bei Verhandlungen und Abstimmungen im Rat. Balve hat drei Parteien, aber nur eine bestimmt (fast) alles, das ist ungesund und wird sich sicherlich bei der nächsten Kommunalwahl zeigen.“
Dass in Balve „Gleiches nicht immer gleich war und ist“, meint ein anderer Kommentator. Das gelte, wenn man „in Balve nicht der CDU, der katholischen Kirche, dem Männergesangverein, den Schützenbrüdern oder ähnlichem angehört“.
Lob für Ehrenamt und Vereinsleben, aber Kritik an Rat und Verwaltung bringt ein anderer Teilnehmer vor: „Balve ist und bleibt ein schönes Städtchen. Unser Rathaus und der Stadtrat sind mir persönlich zu fremd, abgehoben, einfach am Bürger vorbei. Aber da kann man mit jüngeren motivierten Leuten, die aktuell nachkommen, auf Besserung hoffen!“
Stimmen zu Fröndenberg
„Sehr schade, dass Fröndenberg sich runterwirtschaftet, obwohl es eine schöne Stadt ist“, findet eine Teilnehmerin, die zwischen Ardey und Fröndenberg einen Radweg vermisst, schlechte Straßen und Busverbindungen kritisiert. Freizeitmöglichkeiten für Kinder unter 6 gebe es kaum. Spielplätze seien teilweise kaputt und marode, und „es liegt sehr viel Müll dort“.
„Wir sind, was Fröndenberg gern als Steuerzahler hat, aber sonst für uns wenig bietet: Schlafpendler“, schreibt ein Paar. Und nennt Kritikpunkte: „Markt nur von 8 bis 13 Uhr donnerstags, nur noch zwei gute Restaurants, keine guten Geschäfte am Marktplatz. Ohne die Nähe zur Natur hielte uns und unseren Hund hier nicht mehr viel.“ Und: Dass man vom Bürgermeister in der jetzigen Krise „nichts hört und sieht“, findet ein anderer schlecht.