Fröndenberg. In Fröndenberg sollen Wege gefunden werden, damit Schülerfahrten wieder funktionieren. Ein Vorschlag: Wechsel von Westfalenbus zur VKU.

Nein, die Schulbusse sind am Freitagmorgen nach der Zeugnisausgabe tatsächlich nicht zur Gesamtschule gekommen, „trotzdem hat es sich geregelt“, sagt Schulleiter Klaus de Vries. Er habe unmittelbar die Eltern informiert, nachdem er die Hiobsbotschaft selbst am Montag vergangener Woche von der Stadt erhalten hatte: Die Westfalenbus GmbH führe keine Sonderfahrten zur Zeugnisausgabe mehr durch, obwohl dann schon am Vormittag für alle Kinder und Jugendlichen Schulschluss ist.

De Vries hofft nun auf „andere Regelungen“ von Seiten der Stadt als Auftraggeberin. Denn es gehe nicht nur um den Freitag: „Seit dem jüngsten Fahrplanwechsel höre ich von den Schülerinnen und Schülern, dass Busse entweder gar nicht kommen oder so überfüllt sind, dass Kinder stehenbleiben oder sogar aussteigen müssen.“ Solch eine Situation sei für Kinder und Eltern „unzumutbar“. Er habe sich auch bei Schulleitern in anderen Städten umgehört: „Da klappt es nach wie vor wunderbar, nur hier nicht.“ Es gelte jetzt, andere Wege zu finden, damit die Schülerbeförderung in Fröndenberg wieder so reibungslos funktioniere wie zuvor.

Mit den von Rektor De Vries angesprochenen neuen Wegen befasst sich unterdessen die Fröndenberger Politik. In aktuellen Anträgen der CDU, der SPD und der Grünen ist der Ärger über die Westfalenbus GmbH deutlich herauszulesen.

Die CDU fährt dabei zweigleisig: Während der Stadtverbands-Vorsitzende Olaf Lauschner Bürgermeister Friedrich-Wilhelm Rebbe zur Aufnahme von Gesprächen mit Westfalenbus auffordert, kündigte CDU-Fraktionschef Gerd Greczka kündigt gegenüber der WP einen Prüfauftrag für die Stadtverwaltung in der nächsten Woche an. Darin soll es um einen Wechsel von Westfalenbus zur Verkehrsgemeinschaft Kreis Unna (VKU) gehen. Man wolle das Thema zunächst am 10. Februar in der Fröndenberger Fraktion diskutieren und dann mit der Kreistagsfraktion „nach alternativen Lösungen suchen“. Kämmerer Günter Freck stehe dem Prüfauftrag „wohlwollend gegenüber“, so Greczka.

Um eine Neustrukturierung des ÖPNV, vor allem aber des Schulbusbetriebes in Fröndenberg auf den Weg zu bringen, brauche man Mehrheiten im Rat. Da passe es gut, dass bereits zwei Fraktionen „das Schulbus-Problem neu denken“ wollten.

Zum Zuschauen verdonnert

Es könne nicht sein, dass die betroffenen Eltern mit ihren Kindern eine chaotische Schülerbeförderung erlebten, während Verwaltung und Politik den Unmut abbekommen, aber weitgehend zum Zuschauen verdonnert sind. Von einer VKU-Mitgliedschaft verspreche er sich daher vor allem mehr Gestaltungsmöglichkeit und auch politische Einflussnahme. „Wenn wir so kinder- und bürgerfreundlicher sein können, sage ich: Ziel erreicht!“

Die Kreistagsfraktion der Bündnisgrünen traf sich schon in dieser Woche mit den Fröndenberger Grünen, um Aufklärung zu den „fortlaufenden Ärgernissen rund um die Schulbuslinien“ zu erlangen. Anke Schneider, Verkehrs-Expertin der Grünen-Kreistagsfraktion, stellt unter der Überschrift „Westfalenbus träge“ fest: „Wir verstehen den Ärger der Fröndenberger Eltern, die um Sicherheit und Verlässlichkeit in dem Transport ihrer Kinder zu den verschiedenen Schulen bemüht sind! Und wir kennen es im Kreisgebiet glücklicherweise auch anders.“

In den Kommunen, in denen die kreiseigene Verkehrsgesellschaft VKU fährt, sei flexibel auf den früheren Schulschluss reagiert worden, „es wurden individuell geänderte Abfahrtzeiten organisiert“.

Andrea Molitor, grüne Fraktions-Geschäftsführerin in Fröndenberg, die vor Ort sämtliche Veränderungen im neuen Fahrplan durchleuchtet habe, stimmt dem zu: „Wir müssen dringend prüfen, ob nicht nach Ablauf des aktuellen Vertrags mit der Westfalenbus GmbH eine Mitgliedschaft in der Verkehrsgemeinschaft des Kreises Unna (VKU) wesentlich flexibler, spontaner und damit bürgerfreundlicher ist!“

Gleichwohl sähen die Grünen in Fröndenberg auch Verbesserungen, die mit dem neuen Fahrplan für einige Ortsteile geschaffen wurden. So seien die neuen Midi-Busse und deren Möglichkeit, in engeren Wohngebieten näher an die Wohnungen heranzufahren, ebenso „positiv zu bewerten „wie die Erhöhung des Taktes der Linie 170“.

Kritische Fragen stellt die Fröndenberger SPD in einem offenen Brief an den Bürgermeister. Die Recherchen der Sozialdemokraten im Haushaltsplan der Stadt für 2020 hätten ergeben, dass die Haushaltsansätze für die Schülerbeförderung bei gleichbleibenden Schülerzahlen von 2019 auf 2020 um 25.000 Euro heruntergesetzt worden seien. „Steht die ausfallende Schülerbeförderung am 31. Januar mit dieser Reduzierung in Zusammenhang?“, fragt der SPD-Vorsitzende Torben Böcker.

Wiederholungen vermeiden

Der Parteichef will zudem wissen, ob der Vertrag mit der Westfalenbus-Gesellschaft überhaupt Aussagen zu Zeugnisausgabetagen enthält – und welche. Außerdem fragt Böcker an, wann sich die Westfalenbus GmbH zu den Schülerfahrten erstmals geäußert hat – und was daraufhin von beiden Seiten unternommen wurde. Ferner soll die Stadtverwaltung erklären, mit welchen Maßnahmen sie gemeinsam mit dem Unternehmen Wiederholungsfälle vermeiden will.