Siegen. . Fast drei Wochen nach den Plädoyers verkündete die 1. Große Strafkammer des Siegener Landgerichts die Urteile gegen das Trio aus dem Rheinland, das zwischen März und Oktober 2009 einen großen Teil seines Lebensunterhaltes mit den Kredit- und Bankkarten anderer Leute finanzierte.
Das Warten hatte sich gelohnt. Alle drei wurden zu zwei Jahren Haft verurteilt, die zur Bewährung ausgesetzt wurden. Unter anderem waren der Mann und die beiden Frauen auch in Olpe und Siegen aktiv geworden, weil die Menschen in Südwestfalen noch etwas naiver und vertrauensseliger seien als in den Ballungszentren, hatten sie es begründet. In Olpe erbeuteten sie mittels einer Karte der Volksbank mehr als 10 000 Euro auf einen Schlag vom Konto einer Architektin, der „größte Einzelerfolg“ der dunklen Serie.
47 Fälle angeklagt
Insgesamt waren 47 Fälle des bandenmäßigen Diebstahls, Betrugs und Computerbetrugs angeklagt, von denen zehn eingestellt wurden. Die Kammer führte aber auch diese Fälle noch auf, dazu weitere Taten, die gar nicht erst angeklagt worden waren. Aufgeflogen war das Trio nach zwei Diebstählen in Siegen, die ins Rheinland verfolgt werden konnten.
Durch die lange Pause kamen die drei Angeklagten erst gestern zu ihren letzten Worten. Der Mann (31) entschuldigte sich beim Gericht und versprach, so etwas werde nie wieder passieren. Seine Frau (24) schloss sich an und verwies darauf, inzwischen ein Kind zu haben, dem sie ein Vorbild sein wolle. Ihre Cousine (41) erinnerte ebenfalls daran, seit einem Jahr Mutter zu sein. „Das Kind hat niemanden außer mir“, sagte sie. Natürlich müsse sie bestraft werden, bitte aber „um eine milde Strafe“ – und dankte dem Gericht im Voraus.
Staatsanwalt Manfred Lischeck hatte für das Ehepaar jeweils zwei Jahre und sechs Monate und für die bereits mehrfach einschlägig vorbestrafte Cousine zwei Jahre und neun Monate beantragt. Die drei Verteidiger hatten geschlossen Bewährungsstrafen gefordert. Beide Frauen hätten kleine Kinder. Die Mütter, beziehungsweise beide Eltern ins Gefängnis zu werfen, sei ein völlig falsches Signal, zumal das Trio im Herbst 2009 von selbst auf weitere Taten verzichtet habe und inzwischen ein völlig anderes Leben führe.
Lange Verfahrensdauer
Dieses neue Leben und die Kinder seien maßgeblich für die Bewährungsstrafen, sagte Richter Wolfgang Münker. Dazu käme die übermäßig lange Verfahrensdauer, erst nach zwei Jahren sei überhaupt Anklage erhoben worden.