Attendorn. „Kastratrophaler Mobilfunk“: Die Telekom hat sich vertraglich daran gebunden, in Attendorn neue Sendemasten zu bauen. Woran es bislang hapert.
Im Herbst 2021 traten die massiven Probleme erstmals auf: Als Telekom-Kunde im D1-Netz war es vielen Attendorner Bürgern und Unternehmern entweder überhaupt nicht möglich, mit dem eigenen Handy zu telefonieren, oder aber die Sprachqualität war dermaßen schlecht, dass man den Gegenüber in der Leitung kaum verstand. Ein langsamer Datenaufbau kam noch hinzu. Im Kundenservice der Telekom und im Attendorner Rathaus schlugen damals reihenweise Beschwerden genervter Bürger aus der Hansestadt auf.
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In den Monaten danach war die Netzqualität mal besser, mal schlechter - doch von einem akzeptablen Zustand ist das D1-Netz am Wirtschaftsstandort Attendorn immer noch meilenweit entfernt. „Unser Mobilfunk ist weiterhin katastrophal“, ärgerte sich zuletzt Ralf „Nelly“ König, Attendorner Bäckermeister und Mitglied der CDU-Fraktion, im Stadtrat und stellte die Frage: Ist Besserung in Sicht? Um es vorweg zu nehmen: Sie ist es noch nicht. Die Telekom hat nämlich arge Schwierigkeiten, an die notwendigen Flächen heranzukommen, um das Mobilfunknetz in der Hansestadt auszubauen.
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Rückblick: Die Meldungen über das schlechte Mobilfunknetz erreichten im Jahr 2021 sogar das politische Berlin. Nachdem die Attendorner UWG einen Offenen Brief verfasst hatte, gab es ein Vermittlungsgespräch zwischen Vertretern der Stadt und der Telekom im Beisein der beiden Bundestagsabgeordneten Florian Müller (CDU) und Nezahat Baradari (SPD), das die Grundlage für eine spätere Kooperationsvereinbarung werden sollte: In einem „Letter of Intent“ sagte die Stadt ihrerseits zu, die Telekom (und die anderen Anbieter) beim Aufbau eines modernen Mobilfunknetzes in Attendorn zu unterstützen.
Filetstück an der Stettiner Straße
Und zwar dadurch, dass der Stadtrat Ende 2022 den gültigen Bebauungsplan für das Hochhaus Stettiner Straße 2 änderte und dadurch den Bestandsschutz der veralteten Sendeanlagen auf dem Gebäude aufhob. Das Gebäude gegenüber der Hanseschule gilt als Filetstück für die großen Telekommunikationsanbieter Vodafone, Telekom und Telefonica (O2). Doch aufgrund der Restriktionen, die noch aus dem alten Mobilfunkkonzept der Stadt herrührten, konnten die drei großen Anbieter hier nicht tätig werden. Jetzt können sie es.
Telefonica übernimmt im Übrigen die Koordination für den Austausch der alten Anlagen auf diesem „komplexen Dachstandort“, der eben nicht nur von einem Anbieter genutzt wird. Noch stehen allerdings die alten Sendemasten auf dem Hochhaus-Dach. „Derzeit läuft eine Statikprüfung am Standort, weshalb aktuell noch keine Aussagen zu einer finalen Inbetriebnahme getroffen werden können“, erklärt Florian Streicher, Sprecher der Telefonica.
Im Gegenzug sagte die Telekom in besagter Kooperationsvereinbarung zu, den Ausbau neuer Sendemasten massiv voranzutreiben. Doch bis heute steht noch kein einziger neuer Mast. Warum? Die Gespräche mit Eigentümern, auf deren Grundstücken oder Dächern Sendemasten/Antennen gebaut werden könnten, verlaufen äußerst zäh. „Es ist richtig, dass wir für den Mobilfunkausbau in Attendorn nur sehr schwer geeignete Flächen bekommen. Ein Beispiel dafür ist das Rathaus, dessen Dach ein idealer Standort für Antennen zur Versorgung des Attendorner Ortskerns wäre. Diese Fläche würden wir sehr gerne anmieten und hoffen auf eine positive Entscheidung“, erklärt Benedikt Albers, Pressesprecher der DFMG Deutsche Funkturm GmbH, die im Auftrag der Telekom die Infrastruktur für das Mobilfunknetz baut und betreibt.
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An zwei anderen Standorten in Attendorn sei man schon einen kleinen Schritt weiter, dort prüfe man die bauliche Eignung und stehe in gutem Kontakt mit den jeweiligen Eigentümern. Albers ergänzt: „Auch im Umland von Attendorn, konkret in Biekhofen, Neu-Listernohl und Dünschede, haben wir konkrete Flächen ins Auge gefasst und besprechen mit den potenziellen Vermietern die nächsten Schritte.“ In Deutschland kann es laut Albers bis zu drei Jahre dauern, ehe ein neuer Mobilfunkmast gebaut ist. Vor allem aus dem Grunde, weil die Suche nach geeigneten Standorten langwierig ist. Attendorn ist dafür ein Paradebeispiel. Das alte städtische Mobilfunkkonzept, das längst auf Eis liegt, sowie die Tallage hätten die Standortsuche in Attendorn zusätzlich erschwert, ergänzt der Sprecher.
Bis die ersten neuen Masten stehen, wird daher noch viel Wasser die Bigge hinunterfließen. Denn erst, wenn die Telekom im Besitz der notwendigen Flächen ist, kann sie (bzw. die DFMG) mit der Planung beginnen. Es schließen sich das Baugenehmigungsverfahren, Bauvorbereitungen, die Anbindung mit Strom und Daten, der Bau und im letzten Schritt die Inbetriebnahme an. Übrigens: Laut Christof Schneider, Stabstelle für Projektaufgaben im Attendorner Rathaus, betrieben die anderen beiden Anbieter derzeit keine Ausbauplanung in Attendorn.