Attendorn. Telekom, Telefonica und Vodafone bekennen sich zum Mobilfunk-Ausbau in der Hansestadt. Das Hochhaus Stettiner Straße spielt eine zentrale Rolle.

Die Mobilfunk-Qualität in Attendorn ist schlecht. Sehr schlecht. Wer Telekom-Kunde ist, wird die massiven Störungen im D1-Netz, vor allem im Herbst vergangenen Jahres, am eigenen Leibe gespürt haben. Nicht selten brachen Telefonate einfach ab oder kamen gar nicht erst zustande. Ein Zustand, den weder Unternehmer noch Privatperson, Politik oder Verwaltung akzeptieren kann. Und auch die Mobilfunkbetreiber – in Attendorn sind es neben der Telekom noch Telefonica und Vodafone – wollen den miserablen Zustand nicht weiter tolerieren.

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Zumindest erklärten Frank Harksel (Telekom), Peter Lumma (Vodafone) sowie Bernd Heideck und Holger Vier (beide Telefonica) am Dienstagabend während einer Info-Veranstaltung im Attendorner Rathaus nachdrücklich, dass sie den Mobilfunkausbau in der Hansestadt vorantreiben möchten. Ein alternativloses Vorgehen, denn: „Wir haben in Attendorn bereits 20 Jahre verloren“, betonte Harksel mit Blick auf die zu viel wenigen Mobilfunkstandorte, die obendrein auch dem technischen Fortschritt meilenweit hinterherhinken. Denn nicht nur die Bandbreiten haben sich in den letzten Jahren erhöht, auch die Dienste der Nutzer werden immer vielfältiger. Es gehe schon lange nicht mehr nur ums Telefonieren oder Surfen im Internet, so Harksel.

Ein Filetstück für die Betreiber

Das beste Beispiel für die Rückständigkeit ist das Hochhaus an der Stettiner Straße. Aufgrund seiner Lage und seiner Höhe eigentlich ein Filetstück für die Betreiber. Die Antennen auf dem Dach befinden sich allerdings auf dem Technologie-Stand von 2010, erklärte Bernd Heideck von Telefonica. Damals war von schnellen Bandbreiten wie LTE (4G) oder 5G noch keine Rede. Bei den anderen Standorten im Stadtgebiet sieht es kaum besser aus. Ergo bedarf es dringend und schnellstens einer Modernisierung. Wie die auf dem Hochhaus an der Stettiner Straße aussehen kann, darüber sind sich die drei Betreiber schon einig: Die vielen Antennen sollen durch zwei hochmoderne Zentralträger ersetzt werden.

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Und es sieht derzeit danach aus, dass die Betreiber dieses Vorhaben in die Tat umsetzen dürfen. Denn bislang verhindert der gültige Bebauungsplan einen Austausch der bestehenden Infrastruktur, sie genießt also Bestandsschutz. Doch die Politik hat die Änderung des Bebauungsplans – also die Aufhebung dieses Bestandsschutzes – bereits angestoßen, Anfang nächsten Jahres könnte der geänderte Plan laut Uwe Waschke, Amtsleiter Bauen und Planen im Rathaus, Rechtskraft erhalten.

Doppelt so viele Standorte

Klar ist den Betreibern, dass eine Modernisierung auf dem Hochhaus Stettiner Straße allein nicht ausreichen wird, um Attendorn in das moderne Mobilfunk-Zeitalter zu holen. Es braucht neue Standorte, sowohl in der Kernstadt als auch auf den Dörfern. Immerhin: Bei Repe soll in nächster Zeit ein neuer Mast gebaut werden. Dennoch seien mindestens doppelt so viele Standorte wie bislang von Nöten. Deswegen sagt Bernd Heideck: „Wir wollen das gesamte Netz erweitern und zukunftssicher machen. Die Stettiner Straße ist dabei ein wichtiges Puzzle, aber wir wollen auch auf den Dörfern eine bestmögliche Versorgung. Dafür nehmen wir viel Geld in die Hand.“

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Er wolle aber nicht verhehlen, dass gerade die Modernisierungen an der Stettiner Straße Zeit brauchen. Heideck: „Dieses Jahr wird das nichts mehr. Es bedarf dabei auch einer sehr intensiven Abstimmung zwischen den drei Anbietern, von denen einer am Ende die Regie führt.“ Möglicherweise in einem Jahr könnten die Zentralträger an den Start gehen – vorsichtig prognostiziert, denn auch die Mobilfunkbetreiber leiden unter den vielzitierten Lieferengpässen.

Die Angst von Anwohnern vor weiterer Strahlenbelastung erstickten die Vertreter der Mobilfunk-Anbieter sogleich im Keim. „Der Personenschutz vor Strahlung ist ein unabdingbares Muss“, betonte Heideck und verwies dabei auf die strengen Vorgaben der Bundesnetzagentur, die auf die Einhaltung des Immissionsschutzgesetzes sehr penibel achten würden. Dass dieses Thema offensichtlich keine großes mehr sei, könne man laut Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) am Dienstagabend an der Teilnehmerzahl erkennen: Denn von den Anwohnern der Stettiner Straße war kaum jemand ins Rathaus gekommen.