Attendorn. Seit Wochen mehren sich die Beschwerden aus Bevölkerung, Industrie und Einzelhandel, weil die Mobilfunkqualität miserabel ist. Was die UWG will.
Die Attendorner UWG richtet sich mit einem Offenen Brief an die heimischen Bundestagsabgeordneten Nezahat Baradari (SPD), Florian Müller (CDU), Johannes Vogel (FDP) sowie an den Landtagsabgeordneten Jochen Ritter (CDU) mit einer eindringlichen Bitte: Die Politiker mögen in Berlin bzw. Düsseldorf ihre Kontakte spielen lassen und Druck vor allem auf die Telekom ausüben. Das Quartett soll dabei helfen, dass die überaus schlechte Mobilfunkqualität in Attendorn zügig behoben wird.
Wie berichtet, haben sich in den vergangenen Tagen und Wochen die Beschwerden aus Bevölkerung, Industrie und Einzelhandel massiv verschärft, weil regelmäßig Telefonate abbrachen oder der Gegenüber in der Leitung kaum zu verstehen war. Vor allem das D1-Netz der Telekom steht im Mittelpunkt der Kritik. Fakt ist, dass in der Hansestadt viel zu wenig Sendeanlagen stehen – ein Vertreter der Telekom, so schreibt es die UWG, habe Attendorn gar als „Entwicklungsland“ bezeichnet und damit auf die unzureichende Versorgung mit Mobilfunkmasten bzw. anderen Funkanlagen wie den sogenannten Small Cells aufmerksam gemacht.
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Dass die Qualität zuletzt deutlich schlechter wurde, liegt möglicherweise daran, dass die Telekom im Sommer ihr 3G-Netz deutschlandweit abgeschaltet hat und die freigewordenen Frequenzen künftig für LTE und 5G nutzen will – nur ist Attendorn offensichtlich dafür noch gar nicht ausgelegt. Christian Kühner, verantwortlich für die Mobilfunk-Entwicklung bei der Telekom, erklärte vor Monaten auf einem Telekom-Blog auf die Frage, ob Kunden nach dem Abschalten von 3G Sorgen vor Funklöchern und schlechten Verbindungen haben müssten: „Tatsächlich ist die Sorge unbegründet, weil wir in den letzten Monaten, im letzten Jahr, wahnsinnig viele Standorte umgerüstet haben. Deshalb steht dort, wo in der Vergangenheit nur 3G war, schon heute schnelleres 4G oder 5G zur Verfügung. Und bis Mitte des Jahres werden wir damit durch Deutschland durch sein. Das heißt, wir bauen zuerst die schnellere Technologie auf – bevor wir 3G abschalten.“
Technische Probleme der Grund?
Offensichtlich trifft dieses Versprechen aber nicht auf die Hansestadt Attendorn zu. Das macht die UWG in ihrem Schreiben auch deutlich und verweist darauf, dass der „neue, schnellere 5G-Dienst eine wesentlich höhere Funkzellendichte benötigt und nur an einigen wenigen Stellen in Attendorn verfügbar ist.“
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Ob das Abschalten von 3G jedoch der wesentliche Grund für die Massivität der Probleme ist, steht auf einem anderen Papier. Immerhin habe die Telekom der Stadt zugesagt, kurzfristig zu prüfen, ob technische Probleme an einzelnen Sendemasten Hauptursache sein könnten. „Wir sind in konstruktiven Gesprächen und wollen gemeinschaftlich Attendorn beim Thema Mobilfunk nach vorne bringen. Dafür besprechen wir nun konkrete Ausbauschritte“, macht Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) Hoffnung auf eine Verbesserung der untragbaren Situation. In der Attendorner Kernstadt selbst seien laut Christof Schneider (Amt für Bürgerservice und Wirtschaftsleistung) drei konkrete Standortplanungen für Small Cells bekannt – passiert ist aber bislang nichts. Immerhin soll im Repetal zeitnah ein weiterer Sendemast gebaut werden.
Die UWG stellt in ihrem Offenen Brief fünf Fragen, die einer schnellen Beantwortung bedürfen. Unter anderem, ob von den Telekommunikationsanbietern vor der Abschaltung der alten 3G-Dienste geprüft worden sei, ob die vorhandenen LTE-Bandbreiten für die mobile Breitbandversorgung ausreichend seien. Und: „Da die Mobilfunkverbindung nicht nur mediale Funktionen erfüllt, sondern auch in sicherheitskritischen Einrichtungen wie Aufzugsnotrufsystemen, Alarm- und Brandmeldeanlagen, Kraftfahrzeugen und vielen weiteren Anlagen Grundvoraussetzung ist, sehen wir umso dringlicher einen kurzfristigen Handlungsbedarf.“