Attendorn. Nach dem Starkregen im Wendener Land stellt sich auch in Attendorn die Frage: Investiert die Stadt ausreichend in ihren Hochwasser-Schutz?
Wie schnell es gehen kann, das ganze Straßenzüge binnen weniger Minuten komplett unter Wasser stehen, die Kanalisation die immensen Regenfälle nicht mehr abfangen kann und dutzende Keller hilfloser Anlieger voll laufen, zeigt das jüngste Hochwasser-Drama im Wendschen. Am Montag wurden etliche Anwohner aus Ottfingen und Wenden von sintflutartigen Regenfällen heimgesucht. Die Großmicke verwandelte sich in einen reißenden Bach in Ottfingen, der Wendebach trat in Wenden über die Ufer – der starke Regen sorgten für großes Chaos auf und neben den Straßen.
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Einer von vielen Helfern an diesem Abend war Kevin Risch aus Windhausen. Der ausgebildete Rettungssanitäter, der hauptberuflich sein Geld als Lehrer verdient, betrieb mit dem Attendorner DRK Nachbarschaftshilfe im Wendener Land. Die frischen Eindrücke vom Montagabend nahm Risch zwei Tage später, am Mittwoch, mit in den Attendorner Stadtrat, wo er für die SPD sitzt. Dort stellte er die Frage, die nicht nur ihm auf dem Herzen lag: Wie gut ist Attendorn gegen Hochwasser-Ereignisse gewappnet? Denn auch seine Heimatstadt trafen sintflutartige Regenfälle als Folge des Klimawandels in der jüngeren Vergangenheit.
Ein Video geht viral
Erinnert sei an den 5. Juli 2018, als Teile der Innenstadt und von Ennest unter Wasser standen. Ziemlich genau drei Jahre später, im Sommer 2021, traf es auf Attendorner Stadtgebiet besonders stark das Repetal und hierbei Röllecken und St. Claas. Ein Video aus Röllecken ging damals viral. Es zeigt, wie die Regenmassen den Berg hinunter schießen und eine Frau mitreißen, die sich zum Glück schnell wieder in Sicherheit bringt. Die Bilder aus dem Repetal sind Kevin Risch und seiner SPD nicht mehr aus dem Gedächtnis gegangen. Er wisse zwar, dass man sich „nicht gegen alles von oben“ schützen könne, „doch sollten wir als Stadt das Möglichste tun, um handlungsfähig zu bleiben.“ Seine Fraktion hatte daher zum diesjährigen Haushalt beantragt, mehr Geld in den mobilen Hochwasserschutz zu stecken – etwa durch den Ankauf von Sandsäcken oder mobilen Stellwänden. Dies solle in enger Abstimmung mit Feuerwehr und THW passieren.
Konsequenterweise hat die Stadt laut Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) besonders das Repetal im Blick. Im damals besonders betroffenen Röllecken würde die Stadt laut Pospischil gerne ein Regenrückhaltebecken bauen. Dafür braucht es entsprechende Grundstücke, die die Stadt bereits identifiziert habe. Doch zunächst müsse man zwecks Grunderwerb das Gespräch mit den betroffenen Eigentümern suchen, was in Kürze auch geschehen solle.
Komplett untätig war die Stadt in der jüngeren Vergangenheit aber nicht. „Wir haben unsere Konsequenzen gezogen und Schutzmaßnahmen ergriffen“, betont der Bürgermeister und nennt beispielsweise den Bau eines Entlastungskanals für den Biekegang in die Bigge und die beiden neuen Regenrückhaltebecken auf Höhe des Hagebaumarktes. Zudem ließ die Stadt eine Starkregenrisiko-Karte erstellen, auf der jeder Eigentümer ablesen kann, wie stark seine Immobile durch Hochwasser gefährdet ist. Aufgrund des Hacker-Angriffs auf den kommunalen Dienstleister Südwestfalen-IT ist diese Karte derzeit jedoch über die Attendorner Homepage nicht einsehbar.
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„Klar ist, dass wir uns nicht für alle Fälle absichern können und es auch in Zukunft Starkregen geben wird, gegen den wir machtlos sind“, betont der Bürgermeister. Das sieht Christian Schnatz, Sprecher der Attendorner Feuerwehr, genauso: „Wir sollten uns nichts vormachen: Bei plötzlich auftretendem Hochwasser wird es lokal zu Schwierigkeiten kommen. Wenn das Wasser den Himmelsberg runter schießt, dann kommt es zwangsläufig in der Ennester Straße an.“ Die Feuerwehr sei schon gut ausgestattet, so Schnatz, in den Fahrzeugen gibt es nicht nur die fest eingebauten Pumpen (in erster Linie für die Brandbekämpfung), sondern auch mobile Schmutzwasserpumpen. Doch reicht das, um bei plötzlichen Hochwasser-Ereignissen wie zu Wochenbeginn im Wendener Land die Attendorner Bevölkerung ausreichend zu schützen? Fakt ist, dass die Stadt gemeinsam mit Feuerwehr, DRK und THW daran arbeiten muss, auf solch dramatische Situationen bestmöglich vorbereitet zu sein.