Attendorn. . Attendorn reagiert unter anderem auf das Hochwasser-Ereignis aus dem Juli 2018. 130 Meter langes Bauwerk führt vom Rewe-Center bis zur Bigge.

An den 5. Juli 2018 werden sich viele Attendorner noch gut erinnern können. Plötzlich und unerwartet machte sich ein Unwetter über der Hansestadt breit. Es regnete so stark, dass Teile der Innenstadt überflutet wurden. Es war auch nicht das erste Mal, dass Attendorn von einem Hochwasser heimgesucht wurde.

„Letzten Sommer ist uns nochmal vor Augen geführt worden, dass wir unbedingt etwas machen müssen“, sagt Tiefbauamtsleiter Michael Koch und zielt dabei auf ein Vorhaben ab, das schon länger geplant ist. Und in diesem Jahr nun umgesetzt wird.

Ausschreibungen werden morgen veröffentlicht

Starten wolle die Stadt, die am Samstag, 9. März, die Ausschreibungen veröffentlicht, mit der Maßnahme idealerweise in den Sommerferien.

Im Haushalt sind für die Errichtung des Kanals und notwendige Nacharbeiten, etwa an den Schienen, 920.000 Euro veranschlagt.

Die Rede ist von einem Entlastungskanal, der dafür sorgen soll, dass die Bieke, ein Seitenarm der Bigge, bei künftigen Hochwasser-Ereignissen nicht mehr so schnell überläuft. Der kleine Bach ist vor starken Regenfällen nur unzureichend „geschützt“, weil er ein geringes Gefälle aufweist und der Durchfluss somit sehr langsam ist. Da hilft es auch nicht, dass der Biekegang an einigen Stellen in der Vergangenheit bereits verbreitertet oder auch tiefer gelegt wurde. Die Gefahr, dass das kleine Gewässer an Tagen wie an jenem 5. Juli 2018 über die Ufer tritt, bleibt bestehen.

„Wir wollen verhindern, dass die Bieke im Bereich des Kölner Tors überläuft und sich in der Innenstadt ausbreitet“, betont Koch. Komplett gewappnet sei man dadurch gegen Hochwasser aber nicht, ergänzt der Amtsleiter. Aber: „Wir können mit dem Kanal deutlich mehr Wasser abführen als bisher.“ Erinnerungen an besagten Tag im Sommer 2018 haben sicherlich auch noch die zahlreichen Einsatzkräfte der Feuerwehr, die den ganzen Tag über im Einsatz waren, vor allem in der Innenstadt, um unter anderem voll gelaufene Keller leer zu pumpen. Deswegen begrüße die Wehr Maßnahmen wie jenen Entlastungskanal. „Aber machen wir uns nichts vor: Wenn es so stark regnet, dann sind alle Kapazitäten irgendwann erschöpft“, weiß auch Christian Schnatz, Sprecher der Attendorner Wehr, darum, dass selbst die besten Vorbeugungen nicht immer ausreichend sind.

Neben der Tiefgarage

Der Entlastungskanal wird unmittelbar neben der Tiefgaragenzufahrt zum Rewe-Center zwischen den Straße „Am Zollstock“ und „Auf der Tränke“ seinen Startpunkt haben. Dort kommt ein Einlaufbecken hin. Der Stahlbeton-Kanal mit einem Durchmesser von 160 Zentimetern führt von dort aus unter den beiden Landesstraßen L 697 (Am Zollstock) und L 539 (Südumgehung) sowie unterhalb der Bahn-Schienen hindurch und endet schließlich, nachdem er auch die Spundwand zur Bigge passiert hat, eben genau dort. Die Straße Am Zollstock wird einige Tage nur einspurig in Richtung Wassertor frei sein, die Südumgehung nur in Richtung Finnentrop. Beschilderungen zur Umleitung werden weitläufig aufgestellt.

Alle Absprachen getroffen

Der Kanal misst eine Länge von 130 Metern. Laut Michael Honka vom Tiefbauamt kann er zudem Durchflussmengen von sieben Kubikmetern pro Sekunde aufnehmen. Schnurstracks geradeaus wird der Entlastungskanal übrigens nicht laufen, auf Höhe des ehemaligen Greif-Geländes wird er einen Richtungswechsel nehmen, um den kürzesten Weg zur Bigge einzuschlagen. „Das wird technisch eine große Herausforderung für uns“, betont Michael Koch und verweist darauf, dass man neben den beiden Landesstraßen unter den Schienen her muss. Mit dem Landesbetrieb Straßen NRW habe die Stadt entsprechende Absprachen getroffen. Genauso wie mit der Bahn. Da kommt es ganz gelegen, dass die Bahn im Sommer ein paar Kilometer weiter auf Höhe der JVA eine Überführungsbrücke erneuern wird.

Und dafür das Teilstück zwischen Attendorn und Olpe sperren wird. In diesem Zeitraum werde dann parallel die Unterquerung der Schienen in Angriff genommen. Ende Herbst soll der Entlastungskanal dann auch fertig sein.