Wendenerhütte. Die Wendener Hütte erwacht aus dem Winterschlaf – ein technisches Denkmal startet in die Saison. Worauf sich die Besucher freuen können.
Es ist ein technisches Kleinod, das nur durch Zufälle die Jahrhunderte überdauert hat: Die Wendener Hütte gilt, 1728 gegründet, als eine der ältesten noch erhaltenen Hochofenanlagen Deutschlands. Nach ihrer Stilllegung 1866 war hier zeitweise ein Sägewerk untergebracht. In einem Teil der Anlage, dem einstigen Rohstofflager, wurden später Zinksärge produziert, dann Drahtmatratzen der Marke „Olympia“. Auch eine Strumpfstrickerei fand hier Platz, die dann auf die andere Seite der Bigge umsiedelte und deren Gebäude noch heute von der EMG genutzt werden. Doch Ställe, Hammerwerk und Hochofen fielen in eine Art Dornröschenschlaf, bis sie Anfang der 1970er-Jahre mehr zufällig einem Fachmann ins Auge fielen, der das Potenzial der weitgehend erhaltenen Anlage erkannte. Nach und nach wurde aus dem, was zuletzt Abstellräume waren, ein Museum. Die jährliche Winterpause geht nun zu Ende; am Ostermontag, 1. April, startet wieder der Besucherbetrieb. Wir haben Monika Löcken dazu befragt, die Leiterin des Museums ist.
Üblicherweise wird die Winterpause genutzt, um notwendige Arbeiten umzusetzen, die im laufenden Besucherbetrieb nicht möglich sind. Was gibt es diesmal Neues?
Wir haben viel getan und auch viel Geld in die Hand nehmen müssen, von dem man allerdings nur wenig sieht. Es mag ein wenig weit hergeholt klingen, aber wir spüren hier im Museum deutlich die Folgen des Klimawandels, die uns schon einiges abverlangt haben. Nachdem mehrere Mauern einzustürzen drohten, weil der stützende Hang dahinter durch die noch nie so dagewesene Trockenheit Volumen verloren hatte, war es diesmal die Schmierkammer. Hier kam uns eine ganze Wand entgegen, und um das nachhaltig zu reparieren, musste eine fünf Meter tiefe Grube ausgehoben und verbaut werden. Aber nun ist alles repariert.
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Sie sprachen von Folgen in der Mehrzahl. Gab es sonst Zwischenfälle?
Allerdings. Im Januar 2023 hatten wir hier einen Starkregen, so heftig, dass sich niemand an etwas ähnliches erinnern konnte. Das Wasser, das durch den Obergraben von der Bigge in den Stauteich oberhalb des Wasserrads geleitet wird, kam in einer dermaßenen Menge, dass der Teich überlief und ich Angst hatte, dass es uns die ganze Hütte wegspült. Feuerwehr und Bauhof haben gottseidank helfen können, unter anderem mit Sandsäcken und dem Zuschütten des Obergrabens, sodass das Wasser wieder zurück in die Bigge lief. Aber das Problem ist nicht aus der Welt, wir müssen ein Hochwasserkonzept erarbeiten, um so etwas künftig zu verhindern.
Das heißt, auch an einem jahrhundertealten Bauwerk bleibt die Zeit nicht stehen. Was steht an baulichen Arbeiten noch an?
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Ein größerer Einsatz wird es werden, die Welle des großen Wasserrads auszutauschen. Dieses treibt das Gebläse des Hochofens an, aber leider ist die Welle von einem Pilz befallen, deshalb muss sie erneuert werden.
Worauf können sich Besucher freuen, wenn sie am 1. April zu Besuch kommen?
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Die komplette Hütte kann besichtigt werden, alle Winterspuren wurden beseitigt. Von 11 bis 18 Uhr ist die Cafeteria geöffnet, hier werden Kuchen, Kaffee und gekühlte Getränke angeboten. Die kleinen Besucher bis zwölf Jahre sind eingeladen, Ostereier zu finden, die der Osterhase auf dem Museumsgelände versteckt hat. Und um 15 Uhr startet eine kostenlose Führung. Und ab diesem Tag ist das Museum dann wieder bis zum 31. August dienstags bis sonntags geöffnet. Zunächst einmal wie gewohnt von 15 bis 18 Uhr, und dann ist auch immer die Cafeteria offen, die auch ohne Eintritt ins Museum besucht werden kann.
„Zunächst einmal“ lässt ahnen, dass sich da etwas ändert. Was ist zu erwarten?
Wir wollen die Öffnungszeiten ausweiten. Für das Museum Wendener Hütte wurde ein Zukunftskonzept erarbeitet, und das sieht unter anderem erweiterte Öffnungszeiten vor. Vor allem aber soll das gesamte Museum digital bespielt werden. Das eigentliche Konzept ist fertig, nun muss der Vorstand des Museumsvereins entscheiden, wann und wie genau das umgesetzt wird. Denkbar ist, dass in Verbindung mit dem Eintritt alle Besucher ihre Smartphones nutzen können, um in Form von „Augmented reality“ historische Aufnahmen über die aktuelle Ansicht blenden zu können. Auch ist vorstellbar, dass virtuelle Führungen möglich sind, die jederzeit abgerufen werden können und auch in unterschiedlichen Sprachen vorgehalten werden. Aber all das soll zusätzlich angeboten werden und die eigentlichen Führungen durch Menschen nicht ersetzen.
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Längere Öffnungszeiten heißt auch mehr Arbeit. Wer soll die stemmen?
Da hat sich gottseidank etwas getan. Durch Corona sind viele Aufsichten abgesprungen, aber wir haben fünf neue gewinnen können, sodass wir längere Öffnungszeiten abdecken können. Wir suchen aber noch Hilfe. Einmal im Monat gibt es einen Sonntag mit einem Extra-Angebot, etwa am 21. April mit einer Pflanzentauschbörse, und da suche ich noch für einige Termine Menschen, die schmieden können und das im Museum vorführen möchten. An diesen Sonntagen bieten wir Vereinen aus der Umgebung auch an, die Cafeteria selbst zu betreiben. Der Erlös geht dann in die Vereinskasse, wir nehmen nur das Geld für den Strom. Auch da ist noch Platz auf der Liste.
Der technische Teil des Museums, historischer Hochofen und Schmiede, sind nur ein Teil des Museums. Welche Wechselausstellungen werden in diesem Jahr zu sehen sein?
Da freue ich mich jetzt schon auf zwei ganz besondere. Am 21. April wird die Ausstellung „Wind-Wasser-Sonne“ eröffnet, in der es um erneuerbare Energie geht, passend zu einer solchen Anlage, die ja selbst mit Wasserkraft und Holzkohle betrieben wurde, was im Prinzip ein nachwachsender Rohstoff sein kann, wenn man sie aus nachhaltiger Waldwirtschaft herstellt. Zur Ausstellung gehören wirklich sehenswerte Modelle, die mit Interaktion zu tun haben. Und im Juli kommt quasi das Gegenstück: Atomkraft in Westfalen. Und es gibt gute Nachrichten für bewegungseingeschränkte Menschen: Der Aufzug, der die Cafeteria mit den Ausstellungsräumen im Obergeschoss verbindet, ist endlich repariert worden, sodass auch Rollstuhlfahrer nun ohne Probleme in die oberen Räume gelangen können.
Die Wendener Hütte ist nicht nur Museum, sondern durch den mitten durch die Anlage laufenden Wander- und Radweg auch eine gern genutzte Raststätte. Stört das nicht den Museumsbetrieb?
Ganz und gar nicht. Dieser Weg sorgt dafür, dass die Wendener Hütte zu einem touristischen Ort geworden ist, bei gutem Wetter sind die Cafeteria und ihr Umfeld ein Ort des „easy going“, und auch wenn wie die Cafeteria-Besucher nicht als Gäste des Museums zählen, werden viele durch einen Stopp auf der Radtour auf das Museum aufmerksam gemacht, und viele kommen noch einmal wieder und besichtigen dann die Anlage.