Grevenbrück. Umbau und Sanierung des Stadtmuseums in Grevenbrück sind abgeschlossen. Die neue Ausstellung birgt einige Überraschungen.

Nur der aufmerksame Passant hat in den letzten Monaten mitbekommen, was in und hinter dem Museum der Stadt Lennestadt an der Kölner Straße in den letzten Monaten alles passiert ist. Viel! Doch jetzt ist fast alles fertig, in der letzten Woche fand die Endreinigung statt. Bevor nun die ersten Einrichtungsgegenstände aufgestellt werden, durfte unsere Redaktion in die neuen Räume zusammen mit Sergej Neu vom Fachbereich Hochbau und der künftigen Museumsleiterin Antonia Krihl schon mal reinschauen.

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Es riecht nach frischer Farbe und Wachs, die strahlendweißen Wände spiegeln sich im Erdgeschoss in den mehr als 100 Jahre alten Bodendielen aus amerikanischer Kiefer. Moment mal! Wieso ist dieser klassische Boden vorher nicht aufgefallen? Weil er Jahrzehnte lang verschwunden war. „Wir mussten den Boden sehr aufwendig aufarbeiten“, erklärt Sergej Neu. Aus welchen Gründen auch immer waren die Dielen mit einer Ausgleichsmasse übergossen worden, darauf hatte man mit tausenden von Drillnägeln Pappe geschlagen und einen Linoleum-Bodenbelag draufgelegt. Der Rückbau war eine Sisyphusarbeit. Aber hat sich gelohnt. Wie alles, was die vielen Handwerker angefasst haben.

Blick ins Innere. Museumsleiterin Antonia Krihl und Bauingenieur Sergej Neu sind mit dem Ergebnis des Umbaus zufrieden, die Besucher werden es ebenfalls sein.
Blick ins Innere. Museumsleiterin Antonia Krihl und Bauingenieur Sergej Neu sind mit dem Ergebnis des Umbaus zufrieden, die Besucher werden es ebenfalls sein. © Volker Eberts | Volker Eberts

Man merkt sofort, hier blieb nichts dem Zufall überlassen. Auch nicht die Farbgestaltung auf den drei Etagen, denn nicht alle Wände sind weiß. Mindestens eine, manchmal zwei pro Geschoss sind farbig. „Das Farbkonzept teilt die Themen der Ausstellung“, erklärt Antonia Krihl. Grün steht für Soziales, achatgrau für Wirtschaft, blau für Glaube und so weiter. „Neben der farbigen Wandgestaltung sollen auch die Ausstellungsmöbel und Texttafeln farblich entsprechend hervorgehoben werden, um Themeninseln zu verdeutlichen“, so die Kulturwissenschaftlerin. Das Konzept stammt vom Szenographie-Büro „please don’t touch“.

Im Erdgeschoss des Museums finden sich das Büro, das Foyer, die Webstube, ein kleines Café mit neuer Außenterrasse und ein großer Raum für Sonderausstellung. Wenn es keine gibt, sollen hier Lennestädter Bürgerinnen und Bürger Fotos aus ihrem Alltagsleben ausstellen können. „Fotos von schönen Momenten wie Hochzeiten, Feste oder dem Lieblingsplatz, es geht im Museum ja um das Alltagsleben“, erklärt Antonia Krihl. „Moderne Zeiten. Vom Leben im Sauerland“, heißt der neue und alte Titel der Dauerausstellung im ersten und zweiten Obergeschoss, wo sich die moderne und doch stimmige Raumgestaltung fortsetzt. Hingucker sind hier freigelegte Fachwerkbalken. Doch dies Ausstellung wird im neuen Museum nicht wie bisher im Jahr 1955 enden, verrät die Museumsleiterin: „Die Ausstellung wird mindestens bis in die heutige Zeit weitergeführt. Wir wollen aber auch ein Bild der Zukunft zeigen.“

Wenn die neuen Möbel da sind, kommen die ausgelagerten Exponate zurück, aber nicht alle. Farben helfen bei der Orientierung auf den drei Etagen.
Wenn die neuen Möbel da sind, kommen die ausgelagerten Exponate zurück, aber nicht alle. Farben helfen bei der Orientierung auf den drei Etagen. © Volker Eberts

Das bedeutet auch, dass nicht alle Objekte aus der alten Ausstellung wieder übernommen werden können, sondern nur 70 bis 80 Prozent. Denn die neuen Räume bieten weniger Wandflächen für hängende Objekte, weil es keine verdeckten Fenster mehr gibt, zum anderen wird es neue Objekte geben.

Aber die Nostalgiker müssen keine Angst haben. Die Schatzkammer mit den Bodenfunden der mittelalterlichen Burganlage der Peperburg, das historische Schulzimmer mit originalem Interieur aus den 1920er-Jahren und natürlich die Webstube werden ihren Platz behalten.

Die inhaltliche Gestaltung der Ausstellung liegt in den Händen des Planungsbüro „Geschichtsmanufaktur“ aus Dortmund, aber immer in enger Abstimmung und Rücksprache mit dem Museumsteam vor Ort. Im Vorfeld gab es Workshops zur inhaltlichen Ideenfindung mit Dorf- und Heimatvereinen, Argen und Bürgern, die sich für die Heimatgeschichte engagieren. Denn das Stadtmuseum soll nicht nur interessierte Besucher von auswärts anlocken, sondern in erster Linie ein Haus für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt sein, die sich und ihre Geschichte hier wiederfinden sollen.

Die Originalböden von 1910 wurden aufwendig aufgearbeitet. Es hat sich gelohnt.
Die Originalböden von 1910 wurden aufwendig aufgearbeitet. Es hat sich gelohnt. © Volker Eberts

8- bis 9000 Objekte beinhaltet das Museumsarchiv, und trotzdem fehlen noch einige für die neue Ausstellung, zum Beispiel zum Thema Wiedervereinigung, Euroeinführung oder die muslimischen Gemeinden in der Stadt. Auch zur Geschichte der Evangelischen Kirche gibt es kaum Exponate.

Der alte Anbau hinter dem denkmalgeschützten Haupthaus aus dem Jahr 1910 ist einem schmucken Platz mit Bühne und einem Kubus-artigen Anbau für das Café mit Außenterrasse gewichen.

Auf der Rückseite wurde auch ein Aufzug angebaut, durch den das Museum vom Keller, wo sich die neuen, sanitären Anlagen befinden, bis in Dachgeschoss komplett barrierefrei geworden ist.

Rund 2 Millionen Euro waren für den Umbau veranschlagt, von dem das Land mit 1,2 Millionen Euro den Löwenanteil übernimmt. Viel Geld, aber man sieht innen und außen, wo es geblieben ist.

Blick in den Außenbereich mit Café, Sitzbänken und einer Bühne für Veranstaltungen.
Blick in den Außenbereich mit Café, Sitzbänken und einer Bühne für Veranstaltungen. © Volker Eberts | Volker Eberts

Wird das Budget reichen? „Wir liegen im Moment nur leicht ­drüber“, sagt Sergej Neu, was bei den ungünstigen Rahmenbedingungen, bedingt durch den Ukrainekrieg, Energiekrise und Inflation erstaunlich ist. Viele andere Projekte dieser Größenordnung, so Antonia Krihl, seien wesentlich teurer geworden.

Infos:

Das Museum sucht noch Museumsgegenstände, insbesondere zu den Themen Wiedervereinigung/Mauerfall, Einführung des Euro, evangelischer Glaube, muslimischer Glaube. Kontakt: Antonia Krihl, a.krihl@lennestadt.de, 02723/608-410.

Zum Museumsteam gehören neben der Leiterin Antonia Krihl Frank Schulte-Osthoff, der für die Struktur im Museumsmagazin sorgt und Andrea Bräutigam, die Stadtarchivarin. Ehrenamtlich unterstützen Jürgen Kalitzki und Susanne Falk, Planerin der ersten Dauerausstellung.

Öffnungszeiten bleiben Dienstag (8-16 Uhr) und Donnerstag (10-18 Uhr), außerdem nach Möglichkeit der erste Sonntag im Monat (14-17 Uhr).