Attendorn. Die Original-Teile des ehemaligen Stellwerks vom Attendorner Bahnhof finden ihren Platz im Kreisverkehr vor dem Bahnhof. Das steckt dahinter.

Ein Kunstwerk im klassischen Sinne sei es nicht, sagt Marlies Backhaus über den neuen Hingucker, der im Kreisverkehr am Bahnhof in den nächsten Wochen aufgestellt wird. Die in Attendorn bekannte Künstlerin wählt lieber den Begriff Kunstinstallation. „Denn eigentlich wird nur etwas, das schon da ist, auf ein Fundament mit leicht erhöhtem Sockel gestellt“, erklärt sie. Doch ohne ihren Einsatz wäre dieser Hingucker längst auf dem Schrott gelandet.

Die Rede ist vom ehemaligen Stellwerk des Attendorner Bahnhofs, das vor dem Abriss des alten Bahnhofsgebäudes „gerettet“ wurde und zumindest in Teilen im Kreisverkehr Am Zollstock/Bahnhofsstraße aufgebaut wird. Im Übrigen in Sichtweite des Kreisverkehres vor dem Allee-Center, in dem die erst vor wenigen Monaten kernsanierte Siegessäule thront.

Im Halbkreis angeordnet

Bis Ende Oktober wird die von der Stadt Attendorn beauftragte Firma Knoche das Fundament herrichten, damit die Original-Stellwerks-Teile aus den Jahren 1942 und 1954 einen festen Stand haben. Anschließend wird die Kunstinstallation aufgebaut. Die Stahlelemente werden laut Marlies Backhaus nebeneinander im Halbkreis angeordnet. Gerne hätte die Projekt-Initiatorin die Teile spiralförmig nach oben angeordnet, was auf den Betrachter jedoch verwirrend wirken könnte – deswegen nahm sie von dem Gedanken wieder Abschied.

Marlies Backhaus, ihr Sohn Jan und Dr. Ina Kirchhoff (von links) stehen in dem Kreisverkehr vor dem Gebäude Alter Bahnhof. Hier wird schon bald eine Kunstinstallation errichtet.
Marlies Backhaus, ihr Sohn Jan und Dr. Ina Kirchhoff (von links) stehen in dem Kreisverkehr vor dem Gebäude Alter Bahnhof. Hier wird schon bald eine Kunstinstallation errichtet. © Flemming Krause

Das ehemalige Stellwerk, in dem händisch die Weichen nach Olpe und Finnentrop gestellt wurden, befand sich im Keller des alten Bahnhofsgebäudes, das längst Platz gemacht hat für das neue Bürgerhaus. Nach ewig langer Planungs- und Bauphase soll das neue Gebäude Alter Bahnhof, in dem auch Jugendzentrum und Gastronomie untergebracht sind, im Herbst baulich fertiggestellt und anschließend offiziell eröffnet werden.

+++ Lesen Sie hier: Neues Gewerbegebiet: Naturschützer scheitern zum dritten Mal +++

„Sie sind einer Erinnerung würdig“, sagt die Künstlerin über die ehrwürdigen Teile zur Steuerung des Bahnbetriebs und sie ergänzt: „Mit diesem Stellwerk sind früher im wahrsten Sinne des Wortes die Weichen gestellt worden. Sie sind ein wahres Relikt aus der Vergangenheit.“ Mit der Firma Kirchhoff Automotive fand sich ein Partner, der bei der Umsetzung des Projektes kräftig mithalf. Vor allem dank der Verbindung von Dr. Ina Kirchhoff zum Verein Alter Bahnhof, der sich seinerzeit für ein Mitmach-Bürgerhaus am Bahnhof einsetzte, mittlerweile aber nur noch auf dem Papier existiert. Bekanntlich hatte zwischenzeitlich die Stadt das Bürgerhaus-Projekt an sich gezogen. „Als ich Dr. Ina Kirchhoff anrief, war sie von der Idee sofort begeistert“, ist die Attendorner Künstlerin dankbar für die Unterstützung der Familie Kirchhoff. „Dieses alte Stellwerk wird nun wegweisend an einem Attendorner Knotenpunkt errichtet“, ergänzt Dr. Ina Kirchhoff.

Mini-Dokumentation

Marlies Sohn Jan, der eine Art Mini-Dokumentation über die „Rettung“ der Stellwerksteile gedreht hat, würde sich freuen, wenn im Umfeld des Kreisverkehres noch eine Informations-Tafel mit QR-Code aufgestellt würde, über den Interessierte seinen kleinen Zusammenschnitt einsehen können. Und auch eine Ausleuchtung der neuen Kunstinstallation sei wünschenswert, ist sich die Künstlerfamilie Backhaus einig.

+++ Das könnte Sie interessieren: Riesige Nosferatu-Spinne breitet sich im Kreis Olpe aus +++

Dies wiederum ist grundsätzlich möglich, denn ein Stromkabel wurde schon in der Vergangenheit für den dort aufgestellten Weihnachtsbaum benötigt und liegt somit im Kreisverkehr. Attendorns Tiefbauamtsleiter Manuel Vogt tritt jedoch etwas auf die Bremse: „Um den Kreisverkehr herum gibt es viele Beleuchtungselemente, die auch vorgeschrieben sind, zum Beispiel beim Straßenübergang. Darüber hinaus wird bald im Bahnhof das Licht wieder angeknipst und gegenüber entsteht das Wall-Center (Anmerkung der Redaktion: großes neues Einkaufszentrum). Beides wird für eine starke Beleuchtung sorgen.“ Sollten die Beteiligten – von der Stadt über die Firma Kirchhoff bis hin zur Künstlerfamilie Backhaus – am Ende jedoch der Meinung sein, die Original-Stellwerks-Teile zu beleuchten, sei die Stadt jederzeit in der Lage zu reagieren, so Vogt weiter. Zunächst einmal wird die Kunstinstallation jedoch „ganz nackt“, wie Backhaus sagt, aufgestellt.