Attendorn. Die Stadtverbandsvorsitzende Dr. Friederike Brodhun will die zerstrittene Partei einen. Dabei spielen zwei CDU-Urgesteine eine zentrale Rolle.

Interne Streitigkeiten und zwischenmenschliche Differenzen führten im Sommer vergangenen Jahres zum Bruch der Attendorner CDU-Fraktion, die sich bekanntlich in zwei Lager aufspaltete. Sieben Mitglieder verließen die Fraktion und gründeten ihre eigene, die Union für Attendorn (UfA). Die anderen Acht verblieben in der CDU-Fraktion. Seitdem steckt die christdemokratische Partei in der Hansestadt in einer tiefen Schaffenskrise und die spannende Frage lautet: Wie schafft es die zerstrittene CDU mit Blick auf die nächste Kommunalwahl im Jahr 2025 zurück zur Einigkeit und findet sich gar ein Bürgermeister-Kandidat, nachdem die Union bei der letzten Wahl keinen eigenen Kandidaten stellte?

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Für die Stadtverbandsvorsitzende Dr. Friederike Brodhun, die am Mittwochabend auf der Mitgliederversammlung mit großer Mehrheit im Amt wiedergewählt wurde, liegt die Antwort auf die Hand: „Das A und O ist, dass wir in Gesprächen mit beiden Fraktionen sind und wir nur gemeinsam zurück zur Geschlossenheit finden werden. Nur so können wir unser Potenzial entfalten, nur so sind wir 2025 wieder wählbar. Es gibt keinen alternativen Weg, aber ich bin überzeugt, dass wir es schaffen.“

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Bei der anvisierten Annäherung nehmen zwei CDU-Urgesteine eine tragende Rolle ein: Josef Belke aus Milstenau und Hans-Werner Schulte aus Lichtringhausen, zwei Rentner mit langjähriger Politikerfahrung, fungieren als Moderatoren und führen Gespräche mit allen Fraktionären, die bei der nächsten Kommunalwahl wieder antreten wollen.

Blick nach vorne richten

Josef Belke, Land- und Forstwirt im Ruhestand, wählte am Mittwochabend im Restaurant Himmelreich unmissverständliche Worte: „Für mich war es unerträglich, als ich von dem Desaster erfuhr“, sprach er besagten Bruch innerhalb der alten CDU-Fraktion an und holte aus: „Die CDU in Attendorn hat Mist gebaut, und das müssen sich alle Fraktionäre an den Hut binden. Ich konnte kaum glauben, dass 15 erwachsene Menschen nicht fähig sind, miteinander zu reden.“

Dr. Friederike Brodhun bleibt Stadtverbandsvorsitzende der Attendorner CDU.
Dr. Friederike Brodhun bleibt Stadtverbandsvorsitzende der Attendorner CDU. © Flemming Krause

Doch jetzt müssen man den Blick gemeinsam nach vorne richten. Belke: „Die CDU liegt mir am Herzen. Wir brauchen jetzt die Mitarbeit aller Fraktionäre und die Gespräche werden nicht immer einfach, das ist klar. Doch ich glaube fest daran und mein Appell an alle lautet: Wir müssen unsere Partei wieder stark machen.“ Zuversicht verbreitete auch Hans-Werner Schulte: „Es wird uns gelingen.“

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Dass eine Annäherung der zerstrittenen Lager nicht einfach wird, weiß auch UfA-Fraktionschef Friedhelm Arens: „Es ist bekannt, dass Interessenskonflikte zur Trennung führten, es ging dabei nicht um fachliche Themen. Wir waren allerdings nicht in der Lage, die Probleme auszuräumen, so ehrlich müssen wir sein.“ Nun müsse man ausloten, wie eine Zusammenführung wieder möglich sei. Denn auch Arens weiß, dass die jetzige CDU kaum wählbar sei und der Zwist in den Köpfen der Wähler stecke. Arens hoffe nun auf eine Lösung, die aber nur unter „kulturellen Rahmenbedingungen“ möglich sei.

Eindeutige Bedingung

Damit meint er, dass ein neuer CDU-Fraktionsvorstand mit Leuten aus beiden Lagern besetzt werden müsse, sofern man zur Einigkeit zurückfindet. Genau das habe die CDU-Fraktion unmittelbar vor der Trennung auch vorgeschlagen, entgegnet der stellvertretende CDU-Fraktionschef Rolf Schöpf, dies sei von der UfA aber abgelehnt worden, so Schöpf weiter. Auch er formuliert eine eindeutige Bedingung: „Wenn die UfA zurückwill, muss sie sich einfügen“. Sprich, die sieben abtrünnigen Mitglieder müssten sich hinten anstellen. Schon hieran lässt sich erkennen, wie schwierig die Zusammenführung wird. Offen kritisiert Schöpf auch die Führungsspitze um Stadtverbandsvorsitzende Dr. Friederike Brodhun, die die offensichtlichen Probleme lange Zeit aussitzen wollte.

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Sollte die Wiedervereinigung doch gelingen, verbreitet CDU-Mitglied Georg Geuecke aus Dünschede, von Beruf Landwirt, Optimismus: „Die Chancen stehen doch so gut wie nie, endlich wieder einen CDU-Bürgermeister zu bekommen, damit die Stadt endlich wieder schwarz regiert wird.“ Doch um das zu schaffen, muss zunächst eine komplett zerstrittene Mannschaft wieder zu sich finden.