Attendorn. Die Zufahrt zum künftigen Ferienpark in Attendorn wird über den Waldenburger Weg führen. Das schmeckt diesen zwei Anwohnern überhaupt nicht.
Für die Stadt Attendorn bedeutet der neue Ferienpark an der Waldenburger Bucht eine touristische Weiterentwicklung. Für die Anwohner vom Waldenburger Weg bedeutet er vor allem eine zusätzliche Verkehrsbelastung. Denn „ihre“ Straße ist bekanntlich die einzige Zuwegung hoch zum neuen Urlaubsgebiet von Euro-Parcs – lässt man den Schleichweg aus dem Repetal über Bremge/Bürberg außen vor. Die Frage nach der künftigen Verkehrsbelastung sorgt daher wenig überraschend für sehr konträre Ansichten. Das wurde im jüngsten Bauausschuss deutlich.
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Der neue Ferienparkbetreiber mit Sitz in den Niederlanden beauftragte eine Fachfirma aus Aachen mit der Ausarbeitung des zwingend notwendigen Verkehrsgutachtens. Das Ergebnis lässt sich schnell zusammenfassen: Selbst dann, wenn der Ferienpark fertig und komplett ausgebucht ist (knapp 300 Ferienhäuser und rund 60 Campingeinrichtungen), lässt sich der An- und Abreiseverkehr über den Waldenburger Weg abwickeln. Das beauftragte Verkehrsplanungsbüro rechnet bei besagter Vollauslastung mit rund 1700 Fahrzeugen täglich. Aus verkehrlicher Sicht sei auch der Knotenpunkt Waldenburger Weg/Heldener Straße /Am Wassertor (T-Kreuzung an der Aral-Tankstelle) ausreichend leistungsfähig.
Pröll befürchtet Zumutung für Anwohner
So weit die Einschätzung der Verkehrsexperten, die dem subjektiven Empfinden der Anwohner komplett gegenübersteht. „Die ablaufenden Verkehre wurden nicht berücksichtig. Es ist ein Problem, von der Umgehungsstraße auf den Waldenburger Weg zu kommen“, kritisierte Anwohner Thorsten Hannig. Er meint damit die nahe gelegene Kreuzung Am Wassertor/Südumgehung, die den Verkehr via Ampelschaltung regelt. Kurzum: Hier werde es unvermeidlich zu Rückstaus kommen. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass das Verkehrsgutachten in den Sommerferien noch erweitert wird – gerade mit Blick auf die in unmittelbarer Nähe liegenden Knotenpunkten. Matthias Pröll, Fraktionschef der Grünen, kann die Sorgen nachvollziehen: „Der Verkehr wird für die Anwohner an manchen Tagen eine Zumutung sein“.
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Laut Hannig seien die Gegebenheiten des Waldenburger Weges ebenso nicht berücksichtigt worden, beispielsweise die im öffentlichen Verkehrsraum befindlichen Parkplätze, die einen stetigen Verkehrsfluss verhindern. „Die Frage ist, was will man?“, entgegnete Beigeordneter Carsten Graumann. Die parkenden Autos und die geltende Tempo-30-Zone würden den Verkehrsfluss zwar behindern, gleichzeitig aber auch dafür sorgen, dass nicht gerast würde.
Kritik an ausgewählten Tagen
Noch deutlicher in seiner Wortwahl wurde Anwohner Noah Klein: „Für mich ist das Verkehrsgutachten ein tendenziös eingefärbtes Gutachten.“ Anlass seiner Kritik sind die ausgewählten Tage, an denen das Verkehrsplanungsbüro im vergangenen Jahr zu Pfingsten zählte – nämlich an einem Donnerstag und einem Freitag und nicht, wie sich Klein gewünscht hätte, an einem Sonntag, an dem die Waldenburger Bucht deutlich stärker belebt ist. Diese Kritik wies Graumann entschieden zurück, es sei ein faktenbasiertes Gutachten, das zudem den Worst Case (schlimmsten Fall) annehme. Im Übrigen gebe es keine bestimmten An- und Abreisetage zum Ferienpark, sodass sich der Urlaubsverkehr entzerren würde.
Die Frage, wie man den Verkehr dennoch auf ein erträgliches Maß für die Anwohner reduzieren kann, werden sich Stadt, Politik und Euro-Parcs in nächster Zeit stellen. Erste Anregungen haben den Weg in die politische Diskussion gefunden: Denkbar wäre etwa ein Shuttle-Bus, der die Urlauber in die Stadt bringt und mögliche Tagestouristen, die einen schönen Tag an der Bucht verbringen wollen, an einem Sammelparkplatz abholt. Und auch die Frage, wie man den öffentlichen Nahverkehr einbinden könne, wurde im Ausschuss aufgeworfen.
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Interessant: Bereits im Vorfeld des Verkehrsgutachtens hatte die Stadt eine Machbarkeitsstudie für eine alternative Anbindung zur Waldenburger Bucht in Auftrag gegeben. Ergebnis: Die einzig sinnvoll erscheinende neue Verbindung würde vom Dünneckenberg aus in westliche Richtung auf die Südumgehung führen, teilte Beigeordneter Carsten Graumann mit. Er schränkte sogleich ein, dass die Belange des Naturschutzes, Flächenverfügbarkeiten und Genehmigungen weitere Straßenbaulastträger (hier wäre der Landesbetrieb Straßen NRW gefragt) noch gar nicht abschließend geprüft und bewertet worden seien.
Und selbst wenn eine neue Zuwegung technisch möglich und politisch gewollt ist, seien vom Planungsbeginn bis zum Bau Zeiträume von bis zu zehn Jahren nicht unrealistisch. Graumann versprach, dass die Machbarkeitsstudie nach den Sommerferien der Politik vorgestellt werde. Nicht nur die Politiker werden darauf gespannt sein, sondern vor allem auch die aufgebrachten Anwohner des Waldenburger Weges.