Attendorn. Bei Bauarbeiten Am Himmelsberg in Attendorn wurden jetzt mehrere Höhlenöffnungen entdeckt. Archäologen und Höhlenforscher prüfen jetzt die Funde.
Bei Bauarbeiten in der Straße „Am Himmelsberg“ in Attendorn wurden jetzt mehrere kleine Höhlenaustritte entdeckt. Grabungstechniker der LWL-Archäologie für Westfalen waren bereits am Montag vor Ort, um die Höhlenfunde zu untersuchen. Auch ehrenamtliche Höhlenforscher von der Speläogruppe Letmathe, die ihren Sitz an der Dechenhöhle hat, sollen noch in dieser Woche die Funde begutachten und bewerten. „Es ist nichts Ungewöhnliches, dass man im Raum Attendorn auf Höhlenaustritte stößt“, meint Prof. Dr. Michael Baales, Leiter der LWL-Außenstelle Olpe. „Interessant sind allerdings einige Sinterformationen, da diese deutlich auf ein ehemals geschlossenes Höhlensystem mit entsprechenden Bedingungen zur Sinterbildung hinweisen.“ Könnte sich Am Himmelsberg vielleicht sogar eine große Tropfsteinhöhle, eine kleine zweite Atta-Höhle befinden?
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Für solche Mutmaßungen sei es noch viel zu früh, betont Prof. Dr. Michael Baales. „Die waagrechten und senkrechten Spalten sowie die Öffnungen sind nicht begehbar, da sie viel zu klein sind. Wir können zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, ob es weitere kleine Risse im Fels gibt oder auch größere Räume im Untergrund. Das ist völlig offen.“ Ein halbes Dutzend solcher Höhlenaustritte habe man bei den Bauarbeiten Am Himmelsberg bislang gefunden. Alle seien in verschiedenen Höhenlagen am Hang entdeckt worden, ein Höhlenaustritt sei sogar nur mit einer Drohne einsehbar gewesen, so Baales. „Archäologisch bzw. paläontologisch können wir nichts weiter dazu sagen, denn Funde wie zum Beispiel Tierknochen sind nicht gemacht worden.“
Die Höhlenfunde sollen jedoch nichts an der baulichen Situation ändern, heißt: Sie werden nicht für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, sondern werden zugebaut. Allerdings hat der LWL mittlerweile die Obere Landschaftsbehörde kontaktiert, um zu prüfen, wie mit den Höhlenöffnungen im Zuge der weiteren Bauarbeiten umgegangen werden soll. Denn: Einige Sinterformationen stehen unter Naturschutz. Konkret ist Sinter das Gestein, das durch eine allmähliche mineralische Ablagerung entsteht. Er bildet sich durch Kristallisation von in Wasser gelösten Mineralien und zeigt sich als krustenförmige Überzüge an Hängen oder Geländestufen (sogenannte Sinterterrassen). Wenn mineralhaltiges Wasser auf den Boden tropft, kann im Laufe der Zeit auch ein Stalagmit ausgebildet werden.
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Geologisch gesehen war es für die Experten keine große Überraschung, dass sie in diesem Bereich Höhlenaustritte vorgefunden haben. Der Fundort befindet sich inmitten der Attendorn-Elsper-Doppelmulde, eine tektonische Doppelsenke, die durch kleine Schieferrücken voneinander getrennt sind und südwestlich des Tals der Lenne, bei Silbecke, korridorartig miteinander verbunden sind. Im Kern stellt die Doppelmulde ein Kalkriff dar, das aus einem Atoll entstanden ist, das durch die tektonischen Verschiebungen zusammen- und schließlich hochgedrückt worden ist. Zahlreiche Höhlen konnten sich im Riffkalk des Oberen Mitteldevon bilden. Mitteldevon bezeichnet dabei einen Abschnitt in der geologischen Zeitskala, der in etwa vor 393 Millionen Jahren begann und vor etwa 372 Millionen Jahren endete. Baales: „Diese Kalke lösen sich im Laufe der Millionen Jahre wieder und es kommt zu Höhlenbildungen. Deswegen sind solche Höhlen völlig normal in solchen Gesteinen. Die Atta-Höhle ist im Prinzip eine große Version davon.“