Attendorn. Bevor der Ferienparkbetreiber mit dem dritten Bauabschnitt an der Waldenburg beginnt, muss das geschützte Tier „auswandern“. So soll das gehen.
Kleine Tiere, große Wirkung: Wenn Haselmäuse, Schwarzstörche oder Quellschnecken auf den Wiesen und in den Wäldern entdeckt werden, stöhnen Investoren und Projektentwickler von Windkraftanlagen, Gewerbegebieten oder touristischer Attraktionen laut auf. Denn bis sie starten können, vergehen mitunter Jahre. Das Naturschutzgesetz fordert in solchen Fällen, dass die streng geschützten Tierarten zunächst in ein sicheres neues Habitat umgeleitet werden, bevor die Bagger anrücken dürfen. Und genau dieser Umsiedlungsprozess kann sich wie Kaugummi in die Länge ziehen.
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Die strikten Vorgaben des Naturschutzgesetzes bekommt der Ferienparkbetreiber Euro-Parcs, der sich bekanntlich an der Waldenburger Bucht in Attendorn verwirklichen will, in nächster Zeit hautnah zu spüren. Bei einer Kartierung im Frühsommer 2021 wurden laut Auskunft der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Olpe zwischen zwei und elf Haselmäuse in einem abgeholzten Waldstück entdeckt, das der Ferienparkbetreiber mittels Erbbaurecht von der Stadt Attendorn gepachtet hat und für die Umsetzung des großen Ferienparks unbedingt braucht.
Mehr als 100 Ferienhäuser auf Areal 3
Konkret geht es um das Areal 3 bzw. den dritten Bauabschnitt. Also um das Waldstück, das gegenüber der alten Campinganlage liegt. Hier plant Euro-Parcs mit dem Bau von mehr als 100 Ferienhäusern in unterschiedlicher Größe, mit einem Dutzend Baumhäuser und in etwa genauso vielen Glamping-Zelten. Dafür müssen unter anderem auch Versorgungsleitungen gelegt und eine Straße gebaut werden. Doch so flott geht das nicht, denn: „Wir müssen zunächst die Haselmaus auf natürlichem Wege von A nach B bringen“, weiß Stefan Thurau, Geschäftsführer von Euro-Parcs Deutschland.
In der Praxis bedeutet dies, dass im angrenzenden städtischen Forst, also in unmittelbarer Nähe zum Areal 3, überwiegend fruchttragende Bäume und Sträucher gepflanzt und Versteckmöglichkeiten für die streng geschützten Mäuse angelegt werden, die das Tier dazu ermuntern sollen, freiwillig in das neue Habitat auszuweichen.
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Thurau selbst rechnet mit einem Umsiedlungszeitraum von bis zu drei Jahren. Es kann aber auch schneller gehen, ergänzt Uwe Waschke, Amtsleiter Bauen und Planen im Attendorner Rathaus: „Am Ende geht es um die Sicherheit, dass sich die Maus in ihrem neuen Habitat wohl fühlt, dort frisst und sich vermehrt.“ Sprich, dass der Umsiedlungsprozess erfolgreich beendet wurde. Waschke verweist darauf, dass die Haselmaus als „heimattreu“ gilt und sich einem Radius von nur 60 bis 100 Metern bewege. „Sobald die entsprechenden Ausweichflächen hergerichtet sind, kann sukzessive mit der Baufeldfreimachung begonnen werden. Diese muss so erfolgen, dass kein Tier verletzt wird“, ergänzt Stefanie Gerlach, Pressesprecherin des Kreises.
Neuer Bebauungsplan
Im Übrigen muss der Ferienparkbetreiber nicht nur dafür sorgen, dass die Haselmaus das Areal 3 verlässt, sondern gutachterlich sämtliche Belange der Flora und Fauna bewerten lassen. All diese Erkenntnisse münden schließlich in einem ausführlichen Umweltbericht, der für das gesamte Bauvorhaben relevant ist. Bevor Bauphase drei bevorsteht, wird Euro-Parcs jedoch zunächst den alten Campingplatz komplett umbauen. In zwei Bauphasen entstehen hier rund 150 Ferienhäuser, mehr als 60 Stellplätze für Wohnwagen und Zelte inklusive neuer Sanitäranlagen sowie ein Dutzend Baumhäuser.
Zudem wird der Betreiber ein neues Zentralgebäude mit Restaurant, Indoor- und Outdoorspielplatz, Supermarkt und Fahrradwerkstatt bauen. Die Politik hatte bereits im vergangenen Jahr die Daumen gehoben und den neuen Bebauungsplan „Ferienpark Waldenburger Bucht“ auf den Weg gebracht. Der Bau des gesamten Ferienparks an der Waldenburger Bucht soll bis zum Jahr 2026/27 abgeschlossen sein.