Kreis Olpe. Die Freibad-Saison im Kreis Olpe steht in den Startlöchern. Als erstes öffnet das Freizeitbad in Olpe. Doch vielerorts fehlt das Fachpersonal.

Die Freibadsaison steht vor der Tür: Als erstes Schwimmbad im Kreis Olpe wird das Bad in Olpe öffnen. Im Vorjahr hatten mehrere heimische Bäder ihre Öffnungszeiten einschränken müssen, weil es an qualifizierten Badeaufsichten mangelte. Wie sieht es in diesem Jahr aus? Wir haben uns umgehört. Dabei ergibt sich ein durchaus differenziertes Bild.

Freizeitbad Olpe

Klaus Spille, Betriebsleiter des Olper Freizeitbades, zu dem das Freibad gehört, ist zuversichtlich: Die Situation hinsichtlich der Rettungsschwimmer habe sich im Vergleich zum Vorjahr zumindest beim Freibad in Olpe entspannt. „Wir haben zwei Leute mehr. Wir haben intern ein bisschen Werbung gemacht und das hat funktioniert.“ Die Saison im Olper Freibad startet am Donnerstag, 18. Mai, um 8 Uhr. Ab diesem Zeitpunkt kann nicht nur geschwommen, sondern auch gerutscht und entspannt werden, wenn denn die Witterung mitmacht. Beachvolleyballfeld, Sonnendecks und Strandkörbe werden bis dahin aus dem Winterschlaf geweckt. Geöffnet wird das Freibad montags bis freitags von 7 bis 20 Uhr und am Wochenende sowie an Feiertagen von 8 bis 20 Uhr.

Naturbad „Aquafun“

Im Naturbad „Aquafun“ in Bilstein wurde am Samstag geschrubbt, geharkt, gemulcht, gestrichen. Fast 40 Helferinnen und Helfer aus allen Altersklassen brachten das Bad auf Vordermann. Denn eine Lösung des Aufsichtsproblems für den Badebetrieb durch eine „Fachkraft“ ist greifbar nach. Zum Hintergrund: Seit 1. März dieses Jahres ist eine neue Richtlinie in Kraft. Demnach ist für den Betrieb von Bädern wie in Bilstein und Saalhausen eine sogenannte Fachkraft für Bäderbetriebe Pflicht, also ein ausgebildeter Bademeister, der regelmäßig die Sicherheitsvorkehrungen kontrolliert und „rettungsfähige Aufsichtspersonen“ einweist.

Ein Teil des Helferteams, das am Samstag das Naturbad in Bilstein von den Spuren des Winters befreite und fit für die neue Freibadsaison machte. 
Ein Teil des Helferteams, das am Samstag das Naturbad in Bilstein von den Spuren des Winters befreite und fit für die neue Freibadsaison machte.  © Volker Eberts | Volker Eberts

Denn die Naturbäder gelten nicht mehr als „Naturbad“, sondern als Freibäder mit biologischer Wasseraufbereitung. „Wir stehen kurz vor dem Vertragsabschluss mit einem externen Dienstleister“, so Otto Hoffmann, Vorsitzender des Trägervereins Naturbad Veischedetal. Demnach muss nur noch die Sonne scheinen, dann steht der Eröffnung der Badesaison am Pfingstsamstag, 27. Mai, nichts mehr im Wege. Geöffnet ist das „AquaFun“ werktags ab 13 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen ab 10 Uhr - bei Temperaturen ab 20 Grad.

Naturerlebnisbad Saalhausen

Das Naturerlebnisbad in Saalhausen wird voraussichtlich am ersten Juni-Wochenende den Badebetrieb starten. Auch im Kneipp-Kurort sei man im Gespräch mit einer „Fachkraft“, so Nico Kreft vom Naturbad-Team. In den Ferien können alle Badefans von 10 bis 19 Uhr, bei gutem Wetter auch länger, außerhalb der NRW-Ferien wochentags von 13 bis 19 Uhr, am Wochenende ab 10 Uhr, in die kühlen Fluten eintauchen – sofern das Thermometer die 20 Grad-Marke knackt.

Kessenhammer

Ein öffentliches Freibad im Biggesee gehört zum Campingplatz Kessenhammer. Die Betreiberfamilie Keseberg hat einen verbindlichen Termin für die zur Öffnung nötigen Wasserbeprobung: Am 7. Juni wird an der Badestelle eine Probe gezogen. Lorena Keseberg: „Normalerweise haben wir dann abends das Ergebnis, und da wir davon ausgehen, dass wie immer alles in Ordnung ist, werden wir am nächsten Tag öffnen.“ Personalprobleme hinsichtlich Badeaufsichten gibt es in Kessenhammer keine: „Da wir ein reines Schwimmbad bieten, ohne irgendwelche Spielgeräte oder schwimmende Attraktionen, brauchen wir keine Badeaufsicht“, so Lorena Keseberg.

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Daher kann, ein gutes Laborergebnis vorausgesetzt, ab dem 8. Juni täglich von 8.30 bis 20 Uhr in Kessenhammer geschwommen werden. Parkplätze sind inklusive, und für Spätschwimmer gibt es einen eigenen Kurzzeittarif.

Sonderner Kopf

Lars-Hendrik Harsveldt von der Betreiberfamilie des Strandbades am Sonderner Kopf (Campinganlage Vierjahreszeiten) plant, das Strandbad ab 1. Juni zu eröffnen. Anders als in Kessenhammer, verfügt das Strandbad über mehrere Attraktionen wie zum Beispiel die Blob-Base. Doch wird Harsveldt diese nicht in Betrieb nehmen. Grund: Es sei kein ausgebildetes Badepersonal auf dem Markt.

Das Strandbad am Sonderner Kopf eröffnet planmäßig zum 1. Juni 2023.
Das Strandbad am Sonderner Kopf eröffnet planmäßig zum 1. Juni 2023. © WP | Josef Schmidt

„Vor der Corona-Phase hatten wir jeweils Rettungsschwimmer angestellt, die wir auf dem freien Markt gefunden hatten.“ Voraussetzung sei, dass das Badepersonal den DLRG-Rettungsschwimmschein in Silber habe. Aber: „Das gestaltet sich aktuell sehr schwierig. Stand jetzt haben wir keinen einzigen Rettungsschwimmer.“ Sollte sich das nicht ändern, werde die Liegewiese an der Bigge zwar geöffnet, aber ohne die Bade-Attraktionen. Harsveldt: „So geht es uns schon seit drei Jahren. Wir finden einfach kein Rettungspersonal.“

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Auch 2022 und 2021 sei das Strandbad nur als Liegewiese nutzbar gewesen. Während der Corona-Pandemie sei die Ausbildung von Rettungspersonal offenbar fast eingeschlafen. „Und die, die noch verfügbar wären, sind oft irgendwo an der Nord- oder Ostsee eingespannt. Wir haben auf allen einschlägigen Portalen Bewerbungsanfragen geschaltet, aber es meldet sich niemand. Das bedauern wir sehr.“ Vermutlich werde deshalb auch in dieser Saison kein Eintrittsgeld erhoben, ähnlich wie beispielsweise am Schnütgenhof. Die Badeinsel aus blauen Kunststoffwürfeln am Sonderner Kopf dürften die Badegäste allerdings nutzen. „Das gilt nicht als Attraktion, sondern nur als Einstiegshilfe, um ins Wasser zu kommen“, sagt Harsveldt.

Lenne-Therme

Dass es in Personalfragen nicht rosig aussehe, bestätigt auch Ralf Wortmann, Bevollmächtigter der Lenne-Therme, die die beiden Hallenbäder in Drolshagen und Lennestadt betreibt: „Die meisten Schwimmmeisterschulen sind im Ruhrgebiet, da verirrt sich kaum jemand nach Südwestfalen.“ Seitdem die Brücke bei Lüdenscheid gesperrt sei, sei es nahezu unmöglich, Personal aus der Region nördlich von Lüdenscheid zu bekommen.

Ein Archivbild vom Freibad in Saalhausen. 
Ein Archivbild vom Freibad in Saalhausen.  © WP | Privat

Die Lenne-Therme beschäftigte derzeit für die beiden Hallenbäder drei Fachangestellte für Bäderbetriebe bzw. Meister für Bäderbetriebe. Darüber hinaus etwas mehr als ein halbes Dutzend Rettungsschwimmer, die aber nur die Wasseraufsicht übernehmen könnten. Auch die seien rar gesät, obwohl mehr als der Mindestlohn gezahlt werde. Die gelernten Fachkräfte (dreieinhalb Jahre Ausbildung) kümmerten sich darüber hinaus um den technischen Betrieb der Bäder. Wortmann: „Unsere Fachkräfte können Rettungsschwimmer natürlich auch selbst ausbilden. Die werden natürlich überall gesucht.“

Bundesverband Deutscher Schwimmmeister

Peter Harzheim aus Olpe, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Schwimmmeister, nimmt ebenso kein Blatt vor den Mund und sagt: „Es sieht saumäßig schlecht aus. Der Fachkräftemangel lässt nicht nach.“ Die Gründe dafür seien vielschichtig: Die Babyboomer-Generation gehe in Rente und könne nicht adäquat ersetzt werden, die Arbeitszeiten seien familienunfreundlich, die Bezahlung vergleichsweise schlecht und dann seien viele Bademeister während Corona in die Industrie gewechselt. „Deswegen müssen wir die Wertschätzung nach oben schrauben, die Arbeitszeiten familienfreundlicher gestalteten – dafür gibt es Möglichkeiten – und unser Berufsbild verbessern. Wir haben einen schönen und interessanten Beruf“, sagt Harzheim, der seit 14 Jahren Präsident des Bundesverbandes Deutscher Schwimmmeister ist.

Wenn die rund 6000 öffentlichen Bäder in Deutschland pro Jahr einen Schwimmmeister ausbilden würden, „dann wäre in drei Jahren das Gröbste vom Teller“, fordert Harzheim, dass deutlich mehr Bäderbetriebe ihr Glück selbst in die Hand nehmen. Thorsten David, Technischer Leiter der DLRG in Drolshagen, bestätigt den Corona-Effekt: „Wenn ein Schwimmbad geschlossen ist, können wir keine Rettungsschwimmer ausbilden. Wenn in Zukunft kommunale Bäder geschlossen werden, wird das denselben Effekt haben.“ Harzheim war bis November 2019 Leiter des Erlebnisbades Finto am Finnentroper Rathaus. Sein Nachfolger, Kai Harnischmacher, erklärt auf Nachfrage, dass der Außenbereich mit Becken und großer Liegewiese Anfang Juni eröffnen soll – sofern alle Wartungsarbeiten bis dahin abgeschlossen sind.