Sondern. Zum ersten Mal lockte das große Biggesee Open Air im Sommer nach Olpe. Ein richtig toller Auftakt. Doch jetzt folgt die Absage für das Jahr 2023.
Im Sommer kamen die großen Stars der Pop-Szene nach Olpe an den Biggesee. Mark Forster, Cro, Max Giesinger und viele mehr standen auf der Bühne in Sondern, unterhielten tausende Besucher. Zum ersten Mal fand das „Biggesee Open Air“ (unsere Zeitung berichtete) statt. Doch eine Neuauflage wird es nicht geben. Zumindest vorerst. Das „Biggesee Open Air“ 2023 in Sondern wird abgesagt.
Eine Entscheidung, die Veranstalter Dietmar Harsveldt schweren Herzens trifft: „Aufgrund der enormen Unsicherheit mit Hinblick auf die wirtschaftliche Lage unseres Landes aktuell und im Jahr 2023 sowie durch die allgemeinen Kostensteigerungen für die Durchführung einer Veranstaltung, werden wir mit dem Biggesee Open Air nächstes Jahr eine Pause einlegen.“
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Es war ein gelungener Auftakt. Da sind sich alle einig. Veranstalter, Künstler und auch Fans waren begeistert. Von der Kulisse am Ufer des Biggesees, der Stimmung, den Konzerten. „Wir haben nur positives Feedback erhalten“, betont Dietmar Harsveldt. „Von allen Seiten haben wir Anerkennung bekommen.“ Dennoch – für die Veranstalter jedoch war es ein wirtschaftlicher Verlust. Corona, Kostensteigerungen von 40 bis 50 Prozent sowie neue behördliche Auflagen führten laut Veranstalter zu einem erheblichen Fehlbetrag.
„Auch wenn das finanzielle Ergebnis des Biggesee Open Air 2022 ernüchternd ist, sehe ich es persönlich nicht als Verlust, sondern als Investition in die Kultur im Kreis Olpe“, sagt Dietmar Harsveldt, der bereits im März 2022 eine Absage der ersten Edition mit seinem Team diskutierte. „Dass das Biggesee Open Air 2022 kein wirtschaftlicher Erfolg wird, war schon im Vorfeld abzusehen. Dennoch habe ich mich bewusst für eine Durchführung entschieden, um den Traum eines Festivals am Biggesee wahr werden zu lassen.“
Wirtschaftlich nicht vertretbar
Nun hat sich die Lage verschärft. „Der Konflikt zwischen den stark steigenden Durchführungskosten von Großveranstaltungen und der sinkenden Kaufkraft der Gäste macht eine solche Großveranstaltung unberechenbar“, so Harsveldt. „Wir müssen davon ausgehen, dass die Prioritäten der Menschen im nächsten Jahr keine Konzertkarten sein werden.“
Eine erneute Durchführung ist für Dietmar Harsveldt jedoch erst dann wieder denkbar, wenn sich die wirtschaftlichen Unsicherheiten gelegt haben und die Akteure der Branche einen Konsens gefunden haben, der eine wirtschaftliche Durchführung einer Veranstaltung gewährleistet und Preise für Tickets ermöglicht, die noch von den Konsumenten akzeptiert werden können: „Die Veranstaltung ist wirtschaftlich erst ein Erfolg, wenn alle Beteiligten - Veranstalter, Gewerke und Künstler zufrieden sind. Wir als Veranstalter und die vielen Mitarbeitenden in der Durchführung schaffen den Künstlern erst die Bühne. Ohne uns gibt es keinen Auftritt, keine Wahrnehmung, keine Anerkennung des Künstlers. Alle Akteure sollten sich ihrer Aufgabe bewusst sein - Kultur muss ein bezahlbares Gut für Alle bleiben. Am Ende sollte doch gerade die Anerkennung durch die Fans der schönste Lohn für die Künstler sein.“
Gutachten für 15.000 Besucher wird erarbeitet
Nach einem Jahr Pause soll das Biggesee Open Air im Jahr 2024 dann wieder stattfinden. Und dann langfristig. So ist zumindest der Plan. Allerdings unter anderen Rahmenbedingungen. Dietmar Harsveldt betont, dass die Großveranstaltungen auf mehreren Schultern aufgebaut werden soll. Sein Plan ist, weitere Partner mit ins Boot zu holen. Außerdem soll das Biggesee Open Air in Zukunft nicht wieder an acht Tagen, sondern lediglich an vier – möglicherweise an fünf Tagen stattfinden. Also mittwochs bis samstags (oder sonntags) am dem Fronleichnam-Wochenende. „Wir haben gemerkt, dass der Sonntag eher als Abreisetag genutzt wird“, erläutert Dietmar Harsveldt. „Konkretere Planungen für 2024 gibt es aber noch nicht.“ Nur so viel: Wenn alles gut läuft, soll das Gelände künftig für 15.000 Besucher (in diesem Jahr waren es 10.000) freigegeben werden. Dafür wird derzeit ein Gutachten erarbeitet. „Der Platz gibt es in jedem Fall her“, sagt Dietmar Harsveldt. „Vor allem durch den Hang haben sich die Besucher gut auf der Fläche verteilt.“
Die Freude ist – trotz der Enttäuschung mit Blick auf die Absage 2023 – schon jetzt groß. Auf eine fulminante Neuauflage. Mit tollen Künstlern, mindestens genauso vielen Besuchern – und unter hoffentlich in einer Welt ohne Krieg und Existenzängsten. In einer Welt, in der Konzerte wieder ein Konsumgut - und kein Luxusgut – sind.