Attendorn. Wenn sich das Tagesinternat im Sommer aus Attendorn verabschiedet, steht das Collegium Bernardinum größtenteils leer. Doch es gibt eine Idee.

Im zweiten Obergeschoss des Collegium Bernardinums am Nordwall in Attendorn leben rund 20 ukrainische Flüchtlinge. Nun verdichten sich die Anzeichen, dass ab Sommer weitere Ukrainer, die von der Stadt aufgenommen werden, im Konvikt ein Dach über dem Kopf bekommen. „Aktuell wird ein Mietvertrag mit der Stadt Attendorn für den Zeitraum ab dem 1. August ausgearbeitet, der mehr Flächen für Flüchtlinge umfasst als die aktuell genutzten“, bestätigt Maria Aßhauer, Sprecherin des Erzbistums Paderborn, dem das Gebäude gehört, auf Anfrage dieser Redaktion. Auch Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) macht keinen Hehl daraus, dass die Stadt bei der Suche nach dringend benötigten Unterbringungsplätzen das Ende Juni frei werdende Collegium Bernardinum gerne nutzen würde.

+++ Das könnte Sie interessieren: Attendorn: So oft hat der neue Blitzer in St. Claas geblitzt +++

Bekanntlich verschwindet mit Beginn der Sommerferien im Juni das Tagesinternat aus dem Konvikt. Monatelang kämpften Mitarbeiter und Eltern von rund 80 betroffenen Kindern darum, ein Nachfolge-Angebot auf die Beine zu stellen. Doch kein Investor und kein Träger war bereit, den Betrieb des Tagesinternates in welcher Form auch immer fortzuführen – in erster Linie, weil es sich wirtschaftlich nicht rechnet. Aus diesem Grund hatte auch das Erzbistum den Entschluss gefasst, das Tagesinternat, das seit Jahren tiefrote Zahlen schreibt, auslaufen zu lassen.

Zimmer sind vorhanden

Perspektivisch möchte das Bistum das denkmalgeschützte Gebäude am Nordwall verkaufen. Doch offenbar wird der Eigentümer das Haus zunächst an die Stadt zwecks Unterbringung weiterer Flüchtlinge vermieten. „Die Räumlichkeiten sind in einem gut gepflegten Zustand und dadurch, dass das Collegium früher als Vollinternat genutzt wurde, sind dort entsprechende Zimmergrößen vorhanden, die für uns sehr gut geeignet sind“, betont Pospischil. Wie viele Ukrainer zusätzlich im Konvikt unterkommen, hängt laut Sozialamtsleiterin Christiane Plugge von zwei Faktoren ab.

+++ Lesen Sie hier: Neue Reform – Krankenhäusern im Kreis Olpe droht das Aus +++

Zum einen von der genauen Ausgestaltung des Mietvertrags, also von der Frage, wie viel Fläche die Stadt mieten wird. Und zum anderem vom Bedarf, der unverändert hoch sei. Aktuell leben rund 400 Ukrainer in der Stadt und es kommen regelmäßig Geflohene dazu. Die Mehrzahl von ihnen ist in privaten Wohnungen untergekommen, alle anderen leben in städtischen Unterkünften, wie beispielsweise im Container in der Straße Im Schwalbenohl unterhalb der Nordumgehung.

Wenige Zuweisungen

In diesem Container, den die Stadt als Ersatz für die abgebrannte Unterkunft in der Donnerwenge gekauft hatte, sollten eigentlich die alleinstehenden Männer einziehen, die nach dem Feuer eine neue Bleibe brauchten. Doch dann kam der Ukraine-Krieg und die Stadt entschied, den neu angeschafften Container für Ukraine-Flüchtlinge zu nutzen. Das Dilemma: Auch die Zahl der „normalen“ Asylbewerber aus Syrien, dem Iran, der Türkei etc. steige laut Plugge rapide an. Für dieses Klientel müsse die Stadt ebenso ausreichend Plätze vorhalten. Plugge weiß: „Wir müssen vorsorgen und uns breiter aufstellen.“

Ein Vorteil für die Stadt: Weil sie so viele Ukrainer aufgenommen hat, werden ihr zurzeit vergleichsweise wenig Asylbewerber zugewiesen. Doch auch hier gibt es ein Aber, klärt Plugge auf. Bei der Verteilung der anerkannten Flüchtlinge muss die Stadt damit rechnen, dass ihr das Land noch rund 120 Personen zuweist. Und auch darauf müsse man vorbereitet sein, erklärt die Sozialamtsleiterin. Deswegen lautet das Credo der Stadt: Je mehr Plätze vorhanden sind, desto besser. Nicht nur, aber auch im Collegium Bernardinum.