Attendorn/Siegen. Ein 24-Jähriger soll die Flüchtlingsunterkunft in der Donnerwenge angezündet haben. Das Gericht prüft die Unterbringung in der Psychiatrie.

Um die dauerhafte Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie geht es in einem Sicherungsverfahren vor der 1. Großen Strafkammer des Siegener Landgerichtes. Ein laut Gutachten an einer paranoiden Schizophrenie leidender 24-Jähriger soll am 12. Juli 2020 die Flüchtlingsunterkunft in der Donnerwenge in Attendorn angezündet haben. In seinem und einem anderen Zimmer soll er Matratzen in Brand gesetzt haben. In der Container-Anlage entstand 250.000 Euro Sachschaden, ein Bewohner wurde verletzt. „Er wird von seinem Schweigerecht Gebrauch machen“, sagte Verteidiger Marcel Tomczak. Der junge Mann aus Eritrea ist derzeit vorläufig in der Psychiatrie Eickelborn untergebracht. Strafrechtlich wirft ihm Staatsanwalt Rainer Hoppmann schwere Brandstiftung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vor.

Bei dem verheerenden Feuer stand der 24-Jährige in eine Decke eingehüllt am Straßenrand. Er habe apathisch gewirkt berichtete eine Studentin, die damals zufällig vorbeifuhr, die Flammen sah und den Mann entdeckte. Die danach eintreffenden Polizisten soll der 24-Jährige mit einer Schere bedroht haben. „Er war aufbrausend. Er machte mit der Schere direkt Stichbewegungen in unsere Richtung. Der Aufforderung, die Schere fallen zu lassen, kam er nicht nach. Das Pfefferspray schlug nicht an. Das kommt äußerst selten vor“, sagte ein 38-jähriger Polizeibeamter. Der junge Mann sei völlig enthemmt gewesen. Er habe schließlich die Schusswaffe gezogen, so der Polizist: „Ich hatte den Finger schon am Abzug. Ich habe ihn erheblich angeschrien. Dann ließ er die Schere fallen.“ Der 24-Jährige flüchtete in Richtung der brennenden Unterkunft und wurde dort festgenommen.

Aussage vor Ort bei Polizei

Immer wieder habe er gesagt, dass er das Feuer gelegt habe, berichtete der Polizist: „Er sagte: Leute egal, Feuer gut.“ Der junge Mann sei bei der Polizei in Attendorn bekannt gewesen, dass er unberechenbar sei: „Er war immer bewaffnet, auch mit Stichwerkzeugen. Man wusste nie, was er da versteckt hat. Wir hatten mehrere Einsätze mit ihm.“ Der Polizeibeamte bezeichnete den 24-Jährigen als „psychisch massiv verhaltensauffällig. Mitarbeiter des Ordnungsamtes sagten zu uns: Wir haben schon fast damit gerechnet, dass das so endet.“ Es sei unfassbar, dass man seine Unterkunft bewusst und gewollt niederbrennt und Schäden der Personen in Kauf nimmt: „Diese Tat war die Eskalation.“

Auch eine Polizistin bestätigte, dass der Beschuldigte damals mehrfach zugegeben habe, das Feuer gelegt zu haben: „Er sagte: Ich war das mit dem Feuer, ich will nach Hause.“ Verteidiger Tomczak widersprach der Verwertung der Aussagen der Polizisten: „Er ist nicht belehrt worden. Er hat die Spontanäußerungen im Zustand einer geistig seelischen Störung gemacht. Es wurde eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert. Das ist unverwertbar.“

Mehrere damalige Mitbewohner der Unterkunft in der Donnerwenge berichteten als Zeugen, dass sie von draußen Rauch und Flammen aus dem Zimmer des 24-Jährigen gesehen hätten. Neun Bewohner seien an dem Tag in der Unterkunft gewesen, sagte ein 34-Jähriger: „Es gab Schreie. Dann sind wir alle raus. Unter der Tür aus seinem Zimmer kam Rauch.“ Und: „Alles ist abgebrannt. Ich konnte nichts retten. Auch meine Kleidung war weg. Ich hatte nur noch ein T-Shirt und eine Unterhose an.“

Seit 2016 habe er mit dem 24-Jährigen in der Unterkunft gelebt: „Er ist psychisch nicht normal. Er hat abends in seinem Zimmer geschrien.“ Außerdem habe er seine Notdurft in seinem Zimmer verrichtet: „Da haben sich alle beim Sozialamt beschwert, weil der ganze Flur gestunken hat. Wir haben ihm mehrmals gesagt, dass er auf Toilette gehen soll, aber mit einem kranken Menschen kann man nicht sprechen. Er hat es nicht verstanden.“

Der 24-Jährige sei komisch gewesen, meinte auch ein 23-Jähriger: „Er ist nackt über den Flur gelaufen.“ Ein 30-Jähriger ergänzte: „Wir wussten alle, dass er nicht normal im Kopf ist.“

Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. Dann gibt es unter anderem das psychiatrische Gutachten von Dr. Bernd Roggenwallner.