Attendorn. Die Schließung des Tagesinternates stößt auf Widerstand. Vertreter des Erzbistums lehnen einen Aufschub des Termins ab. Der Termin sei gesetzt.

Auch die Mitarbeiter im Collegium Bernardinum sind, nachdem sich beim „Runden Tisch“ am Montagabend, 25. April (wir berichteten), der Termin der Schließung im Sommer des nächsten Jahres verfestigte, gewissermaßen frustriert und setzen alle Hoffnungen auf einen neuen Träger. An dem zweieinhalb Stunden-Gespräch im Rathaus nahmen von Seiten des Konvikts die pädagogischen Fachkräfte Ellen Möncks,Sebastian Scheppe und Hausmeister Georg Gabriel teil.

Gern hätten die Mitarbeiter, aber auch die hiesige Politik eine spätere Schließung der in Attendorn überaus geschätzten kirchlichen Einrichtung gesehen. Doch darüber war an diesem Montag mit den Vertretern des Erzbistums Paderborn nicht zu verhandeln. Die beiden Mitarbeiter, Benedikt Bohn (Koordinierende Leitung im Bereich Schule & Hochschule)und Ulrich Brabetz (Koordinierende Leitung im Bereich Finanzen) hatten offensichtlich keinen Verhandlungsspielraum „in der Tasche“. Sebastian Scheppe sprach im Gespräch mit unserer Redaktion von einer „Endlosschleife“, denn die Antworten auf verschiedenste Fragen in Bezug auf einen Aufschub des Termins, waren bei den Vertretern des Erzbistums unterm Strich immer ablehnend gleich.

„Da soll sich keiner wundern“

Auch gegenüber Bürgermeister Christian Pospischil, bei dem eine Verlängerung ebenfalls im Blickwinkel stand, machte man sinngemäß deutlich, dass man zwar gerne mit dem Ersten Bürger der Hansestadt redet, aber der Termin Mitte nächsten Jahres, gesetzt sei. Die Mitarbeiter des Konvikts kannten die Vertreter des Erzbistums Paderborn bisher nicht und sie gehen auch davon aus, dass sie die Einrichtung am Nordwall 26 noch nicht besucht haben. Renate Glazer, die seit 20 Jahren als Erzieherin dabei ist und die somit am längsten im Konvikt arbeitet, zeigte sich ungehalten und machte aus ihrer Enttäuschung keinen Hehl: „Der Träger hat die Zahlen vor den Menschen gestellt. Da soll sich keiner wundern, dass so viele aus der Kirche austreten.“ Dass sich das Collegium Bernardinum in Zahlen noch nie getragen hat, darauf wies die kommissarische Leiterin, Annette Hermes, hin. Sie sieht es aber auch als Aufgabe der Kirche an, Einrichtungen zu tragen, in denen andere Werte als Geld zählen. Dass jetzt die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund steht, ist für Annette Hermes schwer hinzunehmen. „Wir haben das Evangelium gelebt und jedem Kind und Jugendlichen eine Chance gegeben.“

Unser Bild zeigt einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Collegium Bernardinums, die in keiner beneidenswerten Situation sind.
Unser Bild zeigt einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Collegium Bernardinums, die in keiner beneidenswerten Situation sind. © Meinolf Lüttecke

Dass die rund 80 derzeitigen Tagesschüler im Konvikt ein gutes Rüstzeug mitbekommen und ihnen bei Fragen immer ein Ansprechpartner zur Seite steht, das sind Tugenden, die von den Pädagogen der Einrichtung gelebt werden. Nicht unerwähnt ließ Annette Hermes die von staatlicher Seite zur Verfügung gestellten Mittel für die Flüchtlingsarbeit, die vom Träger seinerzeit aber nicht abgerufen wurden. Gerne hätte sie im Konvikt alleinstehende minderjährige Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen.

Doch das wurde nicht genehmigt. Dass die Mitarbeiter das können, haben sie in der Flüchtlingskrise 2015 bewiesen, als 25 Flüchtlinge aus Syrien, Mali, Guinea, Afghanistan und Tadschikistan in dem christlichen Haus aufgenommen wurden. Alle sind etwas geworden und in der Gesellschaft angekommen, stellte Ellen Möncks mit großer Genugtuung fest. Der Träger machte jedoch den Weg frei, dass in den oberen Räumen am Nordwall 26 erwachsene Flüchtlinge aus der Ukraine auf Zeit aufgenommen werden können. So sind ein älterer Herr und ein Geschwisterpaar seit kurzem im Konvikt aufgenommen worden. Jetzt sind die ganzen Hoffnungen der Mitarbeiter und der betroffenen Eltern und Kinder auf einen neuen Träger gerichtet. Beim Erzbistum Paderborn sei bisher keine Anfrage eines interessierten Trägers eingegangen, das stellten die Mitarbeiter des Erzbistums Paderborn beim „Runden Tisch“ fest. Aber Bürgermeister Christian Pospischil konnte schon etwas mehr Hoffnung an besagtem Montagabend wecken. Erste Gespräch mit Trägern, die sich bei der Stadt Attendorn gemeldet haben, seien geführt worden und sollen an das Erzbistum Paderborn vermittelt werden.

Unsere Zeitung richtete zum Themenkomplex an den Pressesprecher Benjamin Krysmann vom Erzbischöflichen Generalvikariat Paderborn folgende Fragen: Was sind die größten Kostenträger im Collegium Bernardinum? Wie finanzieren sie den Betrieb des Internats? Schöpft das Erzbistum sämtliche Fördermöglichkeiten aus? Welche Einsparpotenziale sehen sie für einen neuen Träger, der idealerweise ab Sommer 2023 (bestenfalls in den Räumlichkeiten des Konvikts) übernimmt? Benjamin Krysmann antwortete wie folgt: „Die Gesamtkosten übersteigen die Elternbeiträge um ein Vielfaches. Der größte Kostenträger ist wie bei derartigen Einrichtungen üblich der Personalaufwand.“