Finnentrop. in Finnentrop werden zahlreiche Reisende aus dem IC geworfen. Sogar die Polizei rückt an. Doch am Ende muss sich die Bahn entschuldigen.
Als Werner Nöcker am Dienstagmorgen gut gelaunt in Altenhundem in den Zug steigt, ahnt er nicht, dass seine Laune nur wenige Minuten später am Bahnhof in Finnentrop umschlagen wird. Denn plötzlich steht der Senior aus Kirchhundem, der mit dem 9-Euro-Ticket bis nach Iserlohn-Letmathefahren will, auf dem Bahnsteig. Rausgeworfen von der Zugbegleiterin, die keine Gnade kennt und Nöcker mit den Hinweis vor die Tür setzt, dass er für diesen Zug kein gültiges Ticket besitze.
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Das gleiche Schicksal ereilt schätzungsweise 20 bis 30 weitere Bahn-Kunden, die völlig verdutzt den Zug in Finnentrop verlassen müssen, ehe wenige Minuten später auch noch die Polizei mit gleich mehreren Beamten am Bahnhof vorfährt. Nöcker und all die anderen müssen sich fühlen wie Schwerverbrecher, die so eben gestellt werden. Von einer Straftat kann indes keine Rede sein, nicht einmal von einem Fehlverhalten. Denn die Bahn wird später am Tag zugeben, dass sich ihre Mitarbeiterin schlicht falsch verhalten habe.
„Wir fühlen uns veräppelt, wir stehen hier und denken uns: das gibt’s doch nicht“, fühlt sich der Rentner, der sich auf einen schönen Tagesausflug gefreut hatte, wie im falschen Film. Verstehen kann er das rigorose Durchgreifen der Bahn-Mitarbeiterin nicht. Zumal das 9-Euro-Ticket doch bis Ende August, also bis einschließlich Mittwoch, gültig ist. Doch darum geht es in diesem bizarren Fall nur sekundär. Tatsächlich sitzt Nöcker im InterCity (IC) zwischen Siegen und Dortmund. Also im Fernverkehr – und hier gilt das 9-Euro-Ticket nicht.
Es gilt eine Ausnahme
Allerdings gibt es eine Ausnahmeregelung, die besagt, dass das 9-Euro-Ticket zwischen Dillenburg und Letmathe in den als RE 34 gekennzeichneten IC-Zügen gültig ist. Daher hätte die Schaffnerin niemanden in Finnentrop vor die Türe setzen dürfen. Doch die Mitarbeiterin kennt diese Sonderregelung offensichtlicht nicht. Einige Reisende weigern sich jedoch, den Zug zu verlassen und versuchen standhaft der Kontrolleurin klar zu machen, dass sie im Unrecht sei. Ohne Erfolg. Eine Sprecherin der Bahn erklärt später auf Nachfrage dieser Redaktion: „Die Deutsche Bahn bedauert den Fehler und entschuldigt sich bei den aus dem Zug verwiesenen Fahrgästen.“
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Dass die Betroffenen während dieser für sie unglaublichen Diskussion am Bahnsteig eine andere Regionalbahn verpassen, die auf einem anderen Gleis hält und in Richtung Hagen weiterfährt, rundet die Geschichte noch ab. Fast eine Stunde steht der als RE 34 gekennzeichneten IC am Finnentroper Bahnhof, ehe der Zug – ohne Nöcker und Co. – weiterfährt. Der Senior aus Kirchhundem setzt sich ein paar Minuten später in die RE 16, um endlich seinen Tagesausflug anzutreten. Immer noch ungläubig darüber, was ihm an diesem Vormittag am Finnentroper Bahnhof widerfahren ist.