Attendorn. Immer mehr Bürger beschweren sich über massive Störungen beim Telefonieren. Die Stadt weiß um die Situation. Immerhin: Es tut sich etwas.

Anrufe, die nicht durchgehen. Telefonate, die einfach abbrechen. Gesprächspartner, die auf der anderen Seite der Leitung kaum zu verstehen sind: Immer mehr Bürger und Unternehmer aus Attendorn beschweren sich massiv, vor allem über die sozialen Netzwerke, über andauernde und anhaltende Probleme mit dem Mobilfunknetz in der Hansestadt. Von „totaler Katastrophe“ oder „Ist echt zum Kotzen“ ist auf Facebook die Rede. Auch Ratsvertreter wie Rolf Schöpf von der CDU („Ich kann nicht mehr richtig telefonieren“) oder Uli Bock von der SPD („Die Qualität der Anrufe ist echt schlecht“) haben das Dilemma längst erkannt oder sind von Bürgern angesprochen worden.

+++ Das könnte Sie interessieren: Attendorn: Warum diese zwei Häuser denkmalwürdig sind +++

Dass sich die Lage nicht nur gefühlt, sondern auch tatsächlich in den vergangenen Tagen und Wochen verschlechtert hat, weiß auch Christof Schneider, Amtsleiter für Bürgerservice und Wirtschaftsförderung, der vermehrt Hinweise und Beschwerden aus der Bevölkerung auf den Tisch bekommt. Er macht auch gar keinen Hehl aus der unbefriedigenden Situation und sagt: „Wir sind ja selbst hier im Rathaus von den Störungen betroffen.“

Großer Nachholbedarf

Nur woran liegt es, dass die Verbindungen in der jüngeren Vergangenheit dermaßen nachgelassen haben, dass selbst Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) am Dienstag zwei Telefonate nicht zu Ende bringen konnte? „Die genaue Ursache für diese Massivität kenne ich leider nicht“, sagt Schneider.

Die großen Drei

In Attendorn gibt es Mobilfunksendeanlagen der drei großen Unternehmen Telekom, Vodafone und Telefonica/O2.

Zu den elf Standorten solcher Mobilfunkmasten gehören neben dem Hochhaus an der Stettiner Straße u. a. frei stehende Masten wie am Rappelsberg oder auch Anlagen auf Dächern wie auf der Firma Beulco an der Kölner Straße.

Sein oberster Chef weiß allerdings: „Wir sind, was die Masten im Stadtgebiet angeht, unterversorgt. Da sind die Mobilfunkanbieter dringend aufgefordert nachzurüsten.“ Vor wenigen Wochen war ein Vertreter der Telekom zu Gast in einer politischen Sitzung in Attendorn und machte dabei auf den akuten Nachholbedarf in der Hansestadt aufmerksam.

Die Stadt selbst will dabei helfen und die Telekommunikationsunternehmen bei der Suche nach neuen Standorten unterstützen, um den zwingend notwendigen Ausbau voranzutreiben. Und es tut sich auch etwas, verspricht Schneider und erklärt im Gespräch mit dieser Redaktion, dass zu den bestehenden elf Funkmast-Standorten zeitnah ein zwölfter dazukommen soll: In der konkreten Planung sei demnach ein frei stehender Sendemast im Repetal. Hier müssten „nur“ noch die finalen Gespräche mit dem Eigentümer zwecks Pachtvertrag abgeschlossen werden.

Small Cells schon 2018 zugestimmt

Neben den klassischen Mobilfunkmasten gibt es auch in Attendorn weitere spezielle Funkanlagen wie die sogenannten Small Cells, also kleine Funkbasisstationen. Auch hier könnte sich etwas tun, denn: „Im Hinblick auf die Small Cells sind drei Standortplanungen in Attendorn bekannt, für die von städtischer Seite bereits 2018 eine Zustimmung erteilt wurde“, erklärt Schneider. Das kleine Aber: „Wann diese in Betrieb gehen, ist unbekannt.“

+++ Lesen Sie hier: Attendorn: Windräder bald direkt am Biggesee? +++

Um nicht nur die Kernstadt, sondern vor allem auch die Dörfer besser ans Mobilfunknetz zu bekommen, hat die Politik im Dezember 2019 das eigene, uralte Mobilfunkkonzept auf Eis gelegt, das vor allem den Immissionsschutz im Vordergrund sah. Durch diese Aussetzung sollte es den Telekommunikationsanbietern leichter gemacht werden, den Ausbau in Attendorn zu forcieren.

Besonders beliebt bei den Unternehmen war und ist das Hochhaus an der Stettiner Straße 2 gegenüber der Hanseschule. Weil die dortigen Anlagen allerdings Bestandsschutz genießen und die Politik im vergangenen Jahr eine Änderung des Bebauungsplans an dieser Stelle mehrheitlich ablehnte, können moderne Mastanlagen an dieser beliebten Stelle nicht errichtet werden. Was den Telekommunikationsunternehmen wie der Telekom so gar nicht schmeckt. Der Bürgermeister wünscht sich grundsätzlich eine dezentrale Verteilung neuer Mobilfunkmasten, um dem Dilemma endlich Herr zu werden. Denn Anwohner wie Unternehmer haben es allmählich satt, dass andauernd Anrufe nicht durchgehen, Telefonate abbrechen oder Gesprächspartner kaum zu verstehen sind.