Neu-Listernohl. Preiswertes Bauland ist auch in Attendorn rar. Für ein Entlastung könnte das neue Baugebiet in Neu-Listernohl sorgen. So laufen die Arbeiten:

Auch in der Hansestadt Attendorn wird bezahlbarer Wohnraum und preiswertes Bauland immer mehr zu einem sozialen Thema mit Sprengkraft. Interessenten stehen Schlange, die Bewerberliste der Stadt ist lang. Für etwas Entlastung könnte das neue Baugebiet Neu Listernohl-Nord, das derzeit erschlossen wird, mit insgesamt 42 Baugrundstücken sorgen.

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Auf drei dieser Grundstücke neben dem Petersburger Weg ist die Errichtung von Mehrfamilienhäusern vorgesehen. Hier will die Stadt in Zusammenarbeit mit einem Investor „bezahlbaren Wohnraum“ anbieten, wie es in der Sitzungsvorlage für die letzte Ratssitzung heißt. Vorbild ist das Projekt am Attendorner Osemundweg, wo ein privater Bauherr zwei neue Häuser für sozialen Wohnraum errichtet hat – sprich für Menschen, die sich keine der immer teurer werdenden Wohnungen in der Innenstadt leisten können. Mit möglichen Investoren für Neu Listernohl-Nord ist die Stadt im Gespräch.

Erschließungsarbeiten laufen

Im neuen Baugebiet sollen vor allem Einfamilien- und Doppelhäuser entstehen. Die Quadratmeterpreise für die 42 Grundstücke betragen laut Sitzungsvorlage 120 bzw. 125 Euro, einschließlich Erschließungskosten und Kanalanschlussbeitrag. Wie die Stadt weiter mitteilt, hat der Vor-Eigentümer „aufgrund vertraglicher Regelungen vor allen anderen Kaufinteressenten Anspruch auf Ankauf von Wohnbaugrundstücken bis zur Größe von ca. 2.000 Quadratmetern, wovon dieser aufgrund erfolgter Abfrage Gebraucht macht“.

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Die restlichen Baugrundstücke werden nach Rücksprache mit den Betroffenen über die Bewerberliste der Stadt angeboten. „Das Interesse ist um ein Vielfaches größer als das Angebot“, betont Wolfgang Fecker von der Gebäudebewirtschaftung im Rathaus. Große Nachfrage nach Baugrundstücken besteht vor allem in Windhausen, Helden oder Dünschede.

Zwischen dem „Forsthaus“ und dem Sportplatz in Neu-Listernohl sind die Bagger längst angerückt, die Erschließungsarbeiten sind im vollen Gang. Die Baustraße soll bis Ende September/Anfang Oktober fertiggestellt sein. Das entsprechende Bauprogramm „Kanal- und Straßenbau Neu Listernohl-Nord“ hat die Stadtverordnetenversammlung bereits beschlossen. Die Vermessung ist beauftragt.

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Vor einigen Monaten wurde am Petersburger Weg schon einmal gebuddelt. Damals entdeckten Archäologen die Spuren eines über 2000 Jahre alten Hofes aus der Eisenzeit. Ausgrabungen förderten den bisher ältesten Grundriss eines Wohngebäudes im Sauerland zu Tage. „Wir wussten, dass in der Eisenzeit hier viel los war. Aber eine Siedlung hat uns gefehlt“, berichtete damals Prof. Dr. Michael Baales am Fundort.

Großartige Funde

Der Leiter der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen informierte mit seiner Kollegin Dr. Eva Cichy an der Ausgrabungsstelle über den bedeutenden Fund. „Es ist uns hier in Neu-Listernohl gelungen, für das gesamte Sauerland erstmals Gebäudegrundrisse aus der Urgeschichte freizulegen“, erläuterte Prof. Dr. Baales. Jetzt entstehen vor den Toren von Neu-Listernohl wieder Gebäude, aber wesentlich modernere. Im WP-Bericht vom 6. November 2019 heißt es weiter: „Die Erschließung des neuen Baugebietes behindern die Funde aus der Eisenzeit nicht. Spätestens in zwei Wochen werden die Grabungen abgeschlossen.“

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„Archäologisches Arbeiten hat immer auch mit Zerstörung zu tun“, wissen Dr. Eva Cichy und ihr Chef Prof. Dr. Michael Baales. Beide sind aber froh, dass sie auch in Folge einer Gesetzesänderung in die Vorplanungen von Baumaßnahmen einbezogen werden müssen.

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Erste Hinweise auf die eisenzeitliche Besiedlung erhielten die LWL-Archäologen im Frühjahr 2019 bei Probebohrungen. Die Ausgrabungen waren wegen der Erschließung des neuen Baugebietes durch die Stadt, die die Kosten trägt, notwendig geworden. Seit Oktober wurden die großflächigen Bodenuntersuchungen von der Fachfirma Dr. Georg Eggenstein aus Dortmund durchgeführt.