Hagen-Vorhalle. Hagens wohl älteste Sporthalle stand schon vor dem Abriss. Jetzt soll sie unter Denkmalschutz gestellt werden. Der TSV Vorhalle, der zuletzt wesentlicher Nutzer des Gebäudes war, reagiert mit Unverständnis. Der Club hatte in seiner Not nach der Schließung eine Gymnastikhalle errichtet.

Rolle rückwärts für ein altes Schätzchen und Unverständnis bei einem der größten Sportvereine der Stadt: Die 1929 errichtete Turnhalle Nöhstraße, die jahrelang als Heimstätte für viele Vorhaller Sportgruppen diente und von der Gebäudewirtschaft Hagen (GWH) im vergangenen Jahr aus statischen Gründen geschlossen wurde, soll unter Denkmalschutz gestellt werden. Für die wohl älteste Turnhalle Hagens heißt das: Fortbestand ja, sportliche Nutzung nein. Und: Findet sich kein geeigneter Investor, droht das künftige Denkmal weiter zu vergammeln.

Bekommt Vorhalle hier das nächste Denkmal, an dem sich möglicherweise nichts tun wird? Mit dem Gut Niederste Hülsberg, für das seit 2011 im Rathaus eine Bauvoranfrage für eine Nutzungsänderung für ein „erotisches Séparée mit Wellnessbereich“ vorliegt – vom Besitzer aus St. Pauli hat man im Rathaus aber lange nichts gehört – und dem Freiherr-von-Stein-Turm auf dem Kaisberg verrotten zwei einst stattliche und historische Gebäude langsam ihrem Verfall entgegen. Mit der Turnhalle Nöhstraße droht das nächste Bauwerk hinzu zu kommen. Vorausgesetzt, es findet sich kein Investor, der die nötigen Renovierungs- und Instandsetzungsarbeiten vornimmt und das Objekt wieder wachküsst. Der scheint aktuell aber nicht in Sicht.

Die Kosten dafür bezifferte die GWH zuletzt mit mindestens 250.000 Euro. Für den TSV Vorhalle, mit seinen rund 1400 Mitgliedern drittgrößter Sportverein der Stadt und einst wesentlicher Nutzer der alten Turnhalle, die zu großen Teilen aus Holz besteht, war dieser Betrag nicht stemmbar.

TSV Vorhalle fand andere Lösung

Der Verein hat sich unterdessen selbst geholfen und in Räumlichkeiten in der Lindenstraße eine Gymnastikhalle errichtet, in der ein Großteil der bis dato in der Nöhstraße aktiven Gruppen untergekommen ist. „Wir reagieren mit Unverständnis darauf, dass es erst heißt, das Gebäude sei statisch einsturzgefährdet und jetzt soll es unter Denkmalschutz gestellt werden“, sagt der erste Vorsitzende Andreas Schulte. Die Investitionen, die nötig gewesen wären, schätzt er für seinen Verein höher ein als von der GWH veranschlagt. Er schätzt, dass jetzt erstmal gar nichts passiere.

Hagens Denkmalhüterin Ina Hanemann weilt aktuell im Urlaub. Die Denkmalpflege des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, zuständig für die fachliche Beratung in allen Angelegenheiten des Denkmalschutzes, stellte nach Besichtigung der Turnhalle Nöhstraße drei Gründe für eine Unterschutzstellung des Gebäudes fest: 1. Die Halle sei bedeutend für die Geschichte der Menschen in Hagen und sie zeige Aspekte des Sportes nach dem Ersten Weltkrieg. 2. Das Bauwerk sei bedeutend, weil hier deutlich werde, wie die Stadt damals der Aufgabe, den Sport auch in wirtschaftlich schwachen Jahren zu unterstützen, nachgekommen sei. 3. Das Gebäude dokumentiere den Stand der Ausführung des Turnhallenbaus in den 1920er-Jahren.

Keine sportliche Nutzung mehr

Das Unterschutzstellungsverfahren wird aktuell eingeleitet bei der Denkmalbehörde in Hagen. Die Stadt stellt aber schon klar, dass die Halle nicht wieder für Sport nutzbar sein wird. Ob ein Verein oder ein Investor sich für das Bauwerk interessiere, wisse man ebenfalls nicht, heißt es aus der Pressestelle. Bleibt zu hoffen, dass hier jemand Fantasie entwickelt und die alte Turnhalle wieder wachküsst.