Vorhalle. . Die wahrscheinlich älteste Hagener Turnhalle scheint ihrem Ende entgegen zu dämmern. Die alte Turnhalle des TSV Vorhalle an der Nöhstraße gammelt vor sich hin. Böse Zungen ziehen bereits Vergleiche mit Zuständen in der Bronx, dem berühmt-berüchtigten Stadtteil von New York.
„Die Bronx lebt“, begrüßt Andreas Schulte den Reporter auf der obersten der 30 Stufen, die zur Turnhalle in der Nöhstraße führen. Der Vergleich mit dem berüchtigten New Yorker Stadtteil hinkt durchaus nicht, wie ein Blick auf das 1929, also noch zu Zeiten der Weimarer Republik und des Amtes Boele-Vorhalle, errichtete Gebäude belegt: Die Wände sind mit Graffiti und obszönen Kalauern beschmiert, die Fensterrahmen starren vor Schmutz, rund um die Halle hat sich ein Wald von Brennesseln ausgebreitet. Mittendrin steht Andreas Schulte, Vorsitzender des TSV Vorhalle, und sagt: „Diese Halle ist der Kern unseres Vereins. Sie hat Ambiente. Solch eine Halle finden Sie kein zweites Mal.“
Kein Zutritt aus statischen Gründen
Das Ambiente, von dem Schulte spricht, verströmt sich vor allem im Inneren dieses alten Schätzchens. Von wegen Bronx. Alles aus Holz, der leicht gewellte Parkettboden, die Wände, die Fensterrahmen. Generationen von Vorhallern haben hier geturnt, gespielt, geschwitzt: „Die Menschen lieben die Halle“, sagt Schulte.
Doch er darf nicht einmal mehr den Schlüssel ins Schloss stecken. Die Gebäudewirtschaft (GWH) hat den Zutritt aus statischen Gründen gesperrt. Zwar ist keine unmittelbare Gefahr im Verzug, doch ein unberechenbarer Windstoß könnte das Vollholzhaus im schlimmsten Fall zum Einsturz bringen. „Diese Verantwortung können wir nicht übernehmen“, so GWH-Sprecherin Rita Rachor-Ebbinghaus.
Leute melden sich ab
Der TSV Vorhalle, mit 1400 Mitgliedern einer der drei größten Sportvereine in Hagen, ist eigentlich ein gesunder, lebendiger Verein, doch ohne seine Traditionssportstätte wirkt er wie ein herzkranker Patient. Als die Halle im Winter wegen der Schneelast mehrmals geschlossen werden musste, habe das zu extremen Verwerfungen im Club geführt, so Schulte: „Viele Leute haben sich abgemeldet.“
Die zahlreichen Gruppen (u.a. Gesundheitssport, Fitness, Karate, Badminton und Volleyball) trainieren mittlerweile hier und dort: im evangelischen Gemeindehaus, in einem Jugendraum der Karl-Adam-Halle, in der Sporthalle am Vossacker und – Witz komm raus – in einer Praxis für Physiotherapie, deren Besitzer so nett ist, der Yoga-Fraktion Unterschlupf zu gewähren. „So kann es nicht weitergehen“, beschwört Schulte die Verantwortlichen der Stadt Hagen: „Wir brauchen eine Lösung, damit wir für die Zukunft planen können und uns die Mitglieder nicht den Rücken kehren.“
Kosten mindestens 250.000 Euro
Die Vorhaller würden es schon aus nostalgischen Gründen gerne sehen, wenn das geliebte Holzgebäude saniert würde. Das kostet allerdings mindestens 250.000 Euro. Als Alternative hat der TSV-Vorstand den Bau einer neuen Gymnastikhalle auf einem Erbpachtgrundstück unweit der Vorhaller Hauptschule ins Spiel gebracht – ein Vorschlag, den die Stadtverwaltung derzeit prüft. „Wir dürfen den Verein nicht im Regen stehen lassen“, mahnt Bezirksbürgermeister Heinz-Dieter Kohaupt.
Die wahrscheinlich älteste Hagener Turnhalle aber scheint ihrem Ende entgegen zu dämmern.