Hagen. . Das Ensemble Haus Harkorten in Haspe erwacht aus dem Dornröschenschlaf. Am Geburtshaus des Industriepioniers Friedrich Harkort wurde der Grundstein gelegt. Aus dem Bau, der unter Denkmalschutz steht, entstehen zwei Reihenhäuser plus Gewerbefläche.
Märchen fangen immer mit „Es war einmal...“ an. In Haspe wird ein Märchen wahr. Für die Denkmalpflege, für einen Investor und für die künftigen Bewohner.
Es war einmal ein Haus, das musste erst ein Gerippe werden, damit daraus wieder ein Haus entstehen kann. Momentan befindet sich das Geburtshaus von Friedrich Harkort, Bestandteil des Gesamt-Ensembles Haus Harkorten, im Gerippe-Zustand. Was selbst Hans Hermes, der Teilhaber der Haus Harkorten Volmarstein GbR ist, den Schreck in die Glieder fahren ließ. „Rückbau aber ist völlig normal“, sagt Ina Hanemann, verantwortlich für den Denkmalschutz bei der Stadt Hagen, „alles, was nicht denkmalwürdig ist, kommt raus. Der Rest wird eingelagert oder direkt an Ort und Stelle restauriert.“
Grundstein gelegt
Ein Grundstein wurde gestern gelegt. Was die Sache nicht so richtig trifft. Denn ein Grundstein wurde schon vor mehr als 330 Jahren gelegt. Hans Hermes griff trotzdem zur Kelle und schon einen Stein in eine neue Bruchsteinmauer, die nach historischem Vorbild entstanden ist.
Drei Eigentumswohnungen
Gebaut wird derzeit auch am sogenannten Jungfernhaus gegenüber des Geburtshauses.
Der historische Teil erhält nach hinten heraus einen Anbau. Fertiggestellt wird der Bau im Frühjahr 2015
So entstehen drei Eigentumswohnungen mit Größen zwischen 130 und 200 Quadratmetern.
Hermes ist ein Mann, für den das denkmalgeschützte Gebäude eher Liebe auf den zweiten Blick war. „Das Geburtshaus ist ein gewagtes Bauvorhaben“, sagt er mit einem Augenzwinkern, „eines, das ich mich nicht so gerne getraut habe. Am Anfang habe ich mir immer gewünscht, dass das Gebäude umfällt.“
Zwei Reihenhäuser
Ist es aber nicht. Und wird es auch nicht mehr. Denn Architekt Hans-Werner Schliepkorte und viele Handwerke verrichten hier seit rund zwei Wochen ihre Arbeit. Und so entstehen zwei Reihenhäuser mit jeweils 140 Quadratmetern, dazu zwei Gewerbeeinheiten (240 bzw. 130 Quadratmeter groß), die allesamt zunächst vermietet werden sollen.
Alles an einer Stelle, an dem vor hunderten von Jahren die Harkorts ein Domizil errichteten, das von der Art seinesgleichen sucht. Herausragend sind vor allem der imposante Dachstuhl und drei Tore im hinteren Bereich des Gebäudes, durch die Fuhrwerke ein- und wieder ausfahren konnten, ohne dass die Pferde abgespannt werden mussten.
„Interessanteste Baustelle der Stadt“
Möglich geworden ist die laut Bauordnungsamtsleiter Georg Thomys „interessanteste Baustelle der Stadt“ auch, weil für den denkmalgeschützten Bau erhebliche Fördermittel nach Hagen geflossen sind. 200.000 Euro aus einem Denkmalschutz-Sonderprogramm des Bundes decken zumindest einen Teil der Kosten, die dem Denkmalschutz geschuldet sind.
„Das Ensemble beschäftigt uns schon seit Jahren“, so Ina Hanemann, „lange Zeit war es unser großes Sorgenkind.“ Diese Rolle ist das Geburtshaus los. Übernommen hat sie das prächtige Herrenhaus. Für das gibt es zwar ein Konzept, das auch auf einer Idee der Stadt basiert, aber keinen Cent. Ausstellungsräume, die eine Außenstelle des Historischen Centrums nutzen könnte, könnten im Erdgeschoss entstehen. Darüber könnten Künstler in verschiedenen Ateliers arbeiten. Das Gebäude, das Hans Hermes sogar in eine Stiftung einbringen würde, würde so für die Öffentlichkeit zugängig. „Das Zeitfenster, um das zu erreichen, ist seit einiger Zeit erstmals offen“, sagt Ina Hanemann.
Probleme mit Vandalismus
So viel zum frommen Wunsch. Die Realität sieht anders aus. Zunehmend macht Vandalismus am prächtigen Bau, in dem noch außergewöhnlich viel Substanz erhalten ist, zu schaffen. Hans Hermes überlegt parallel, das Herrenhaus zum Verkauf anzubieten. Schnappt ein Liebhaber, der bereit ist, eine erquickliche Summer zu investieren, ist je nach Nutzung die Öffentlichkeit außen vor. Dann wäre diese Idee gestorben.
Aber Märchen enden anders. Sie enden mit „...dann leben sie noch heute“.