Hagen. . Allmählich rechnet sich die Zehn-Millionen-Euro-Turbine der Müllverbrennungsanlage Hagen. Sie vernichtet Abfälle, versorgt Teile der Stadt mit Fernwärme und produziert inzwischen sogar noch 17 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr. Damit trägt der Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) auch wesentlich zum Ressourcenschutz bei.
Die Turbine vernichtet Abfälle, versorgt Teile der Stadt mit Fernwärme und produziert inzwischen sogar noch 17 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr. Mit dem Start ihrer Zehn-Millionen-Euro-Turbine wird die Hagener Müllverbrennungsanlage am Pfannenofen immer mehr zur eierlegenden Wollmilchsau.
Die Investitionsidee war nicht einmal neu, als sich der Aufsichtsrat im November 2012 endgültig dazu entschloss, diesen stattlichen Betrag in die Hand zu nehmen. „Bereits in den 80er-Jahren gab es erste Überlegungen, mit dem fast 200 Grad heißen Dampf aus der Müllverbrennung Strom zu erzeugen“, erzählt Betriebsleiter Lutz Moeller, „doch damals rechnete sich die Investition noch nicht.“
Dies sieht – selbstverständlich zuvor gutachterlich untermauert – angesichts der Energiepreisentwicklung heute natürlich ganz anders aus. Außerdem verschaffte sich der Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) durch den Erwerb des angrenzenden Lueg-Geländes zuletzt auch den räumlichen Spielraum, diese strategische Investition zu realisieren.
Wesentlich Beitrag zum Ressourcenschutz
„Ich bin froh, dass der Bau der Stromturbine nicht nur im Zeitrahmen abgeschlossen, sondern ebenso das Budget eingehalten werden konnte“, betont HEB-Geschäftsführer Herbert Bleicher. Gleichzeitig unterstreicht er, dass der Entsorger durch Fernwärme- und Stromproduktion einen wesentlichen Beitrag zum Ressourcenschutz leiste.
Angesichts der Jahresleistung soll die Turbine der MVA etwa 1,5 Millionen Euro pro Jahr an Einsparung bringen. Damit könnte sich das Invest – je nach Strompreisentwicklung – in etwa neun Jahren amortisieren. „Die Investition in die Stromturbine trägt sich somit selbst“, rechnet Bleicher vor. „Und wenn die Turbine abgeschrieben ist, wird sie positiv zum Gebührenhaushalt in Hagen beitragen.“
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16,5 Millionen Kilowattstunden Strom verbraucht die MVA pro Jahr, also in etwa jene Menge, die auch die Turbine erzeugt. „Natürlich passt das nicht immer zeitlich übereinander“, weiß Betriebsleiter Moeller, dass die Anlage auch künftig Fremdstrom beziehen wird. „Aber eine Minimierung des Strombezuges um zwei Drittel ist schon das Ziel – da liegt der Kuchen.“
Gerade in diesen Sommertagen läuft die neue MAN-Turbine (Einzel-Kostenpunkt: 2,57 Millionen Euro) unter Volllast, weil naturgemäß nur geringe Energiemengen in das Fernwärmenetz abfließen. Dazu wurde der vorhandene Wasser-Dampf-Kreislauf über die Anlieferer-Waage hinweg so umgebaut, dass der überschüssige Dampf (bislang wurden lediglich 35 bis 40 Prozent genutzt) die neue Turbine (3,8 MW/Std., 10 631 U/Min) antreibt.
Gigantischer Dampfkondensator
„Die Schwingungen der Anlage werden kompensiert, indem der Turbinentisch zusammen mit Getriebe und Generator auf sechs Federpaketen lagert“, erläutert der Diplom-Ingenieur. Über einen gigantischen, luftgekühlten Dampfkondensator – zwei Lüfter mit einem Durchmesser von jeweils 6,60 Metern sorgen für stetige Frischluftzufuhr – wird der Restdampf wieder auf 65 Grad heruntergekühlt und in den Kreislauf der Anlage zurückgeführt.
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Selbstverständlich wird die Fernwärmeversorgung durch die neue Stromturbine der MVA nicht beeinträchtigt. Mit einer Leistungsbandbreite zwischen 20 und 100 Prozent ist die Turbine extra so ausgelegt, dass nur soviel Dampf abgenommen wird, wie die Fernwärmeerzeugung es zulässt. Ein Prozess, der vollautomatisch läuft – lediglich kontrolliert von zwei wachen, menschlichen Augen am MVA-Leitstand.