Hagen. . Obwohl die Abfallmengen stetig sinken, ist die Hagener Müllverbrennungsanlage zumindest in den nächsten vier Jahren noch voll ausgelastet.
Den gierigen Schlunden der Müllverbrennungsanlagen (MVA) im Lande droht die Nahrung auszugehen. Bis 2020 werden für Nordrhein-Westfalen fünf Millionen Tonnen an Siedlungsabfällen pro Jahr prognostiziert. Dem stehen aber schon heute Kapazitäten von 6,3 Millionen Tonnen gegenüber. Demografischer Wandel, Abwanderungsbewegungen sowie die Ausbreitung der gelben Wertstofftonnen werden diese in den 90-er Jahren mit der Schließung der Deponien entstandene Überversorgung des Marktes weiter beschleunigen.
Ein ökonomisches Haifischbecken, in dem sich die Hagener Müllverbrennungsanlage bislang erfolgreich behaupten kann: „Mit gut 120.000 Tonnen pro Jahr sind wir zumindest noch bis 2017 voll ausgelastet“, verfolgt Herbert Bleicher, Geschäftsführer des Hagener Entsorgungsbetriebes, die aktuellen Entwicklungen mit wachem Interesse, aber auch ohne gravierenden Handlungsdruck.
60.000 Tonnen aus Hagener Haushalten
60.000 Tonnen der zu verbrennenden Abfallmengen kommen bis ins Jahr 2022 aus Hagener Haushalten, 20.000 Tonnen aus Dortmund (Laufzeit bis 2017), 16.500 Tonnen aus dem Kreis Siegen/Wittgenstein (Laufzeit bis 2020) sowie weitere 23.500 Tonnen aus den Gewerbebetrieben in der Region. Ein Mix, den Bleicher natürlich auch für die Zukunft absichern möchte. Doch aktuell werden auf dem Markt gerade erst die Müllmengen für die Jahre 2014 und 2015 ausgeschrieben. „Da macht es noch keinen Sinn mitzubieten, wenn man keine Kapazitäten frei hat“, spricht der HEB-Manager angesichts des sich verschärfenden Wettbewerbs von „enormen, teilweise unkalkulierbaren Preisschwankungen“.
Ein Ringen um Müllmengen, an dem sich die Hagener aktuell nicht beteiligen möchten. Zumal parallel der von der Landesregierung auf den Weg gebrachte Abfallwirtschaftsplan für zusätzliche Unruhe und reichlich Rätselraten in der Branche sorgt. „Alles was wir machen, muss wirtschaftlicher sein als ein Zwei-Linien-Betrieb“, erinnert Bleicher daran, dass sich bei der Hagener Anlage am Pfannenofen mit ihren drei Öfen ja auch noch immer eine Teileinheit abschalten lässt, um bei geringerer Auslastung Kosten einzusparen. Damit wäre dennoch weiterhin die Versorgung des Fernwärmenetzes sowie der gerade im Bau befindlichen Stromturbine gesichert.
Entsorgung nicht in private Hände
Im Fokus des Hagener Entsorgungsbetriebes steht aktuell zunächst die Sicherung der so genannten Inhouse-Fähigkeit: Damit soll manifestiert werden, dass das kommunale Unternehmen auch in Zukunft den ersten Zugriff auf den heimischen Abfallmarkt behält und somit eine lokale Einrichtung der Daseinsfürsorge nicht in private Hände fällt.
Dazu müsste aus dem bis 2022 vertraglich aneinander gebunden Beteiligungsbündnis aus Stadt Hagen (51 %), Mark-E (29 %) und Entsorgung Dortmund GmbH (20 %) der Mark-E-Anteil an einen kommunalen Träger übertragen werden. Ein schwieriger Prozess, der in den nächsten Monaten abgeschlossen werden soll, um die Weichen in Richtung Zukunft stellen zu können. „Aus dieser gesicherten Position heraus“, so Bleicher, „lässt sich auch solider mit den potenziellen Kunden über die Verbrennung ihrer Müllmengen verhandeln – ganz im Geiste der Gebührenzahler.“