Hagen. . Noch nie zuvor wurde in Hagen so intensiv vor einer Wahl plakatiert, heißt es bei der Stadt. Einige Parteien reden offen über ihre Wahlkampf-Budgets, andere nicht. Wir haben bei den Parteien nachgefragt und eine Bestandsaufnahme von Kosten, Ideen und Strategien des Straßenwahlkampfes gemacht.

So langsam darf es Wahl werden, oder? Nicht, weil politische Meinungsäußerung nicht wertvoll wäre, sondern weil man jedes Plakat in diesem zugeklebten Wahlkampf-Dschungel auf Hagens Straßen schon mindestens 20-mal gelesen hat. Es ist eine Materialschlacht. Wir haben drei Tage vor der Wahl bei den Parteien nachgefragt: Was hat das alles gekostet? Und welche Strategie wurde verfolgt?

Erik O. Schulz

Rund 500 Plakate von Erik O. Schulz wurden geklebt. „Damit liege ich wahrscheinlich hinter Wisotzki und Bücker auf Platz drei“, schätzt der parteilose OB-Kandidat.

Unterstützt wurde er dabei sowohl von den drei hinter ihm stehenden Parteien und privaten Freunden, aber auch private Gelder flossen ein. „Ich habe auch beim Plakatieren spontane Hilfe von vielen Freunden bekommen. Das passt auch zu meiner Kandidatur.“

Die Linken

OB-Kandidat Ingo Hentschel war der Erste, der zurückrief. „Guter Spruch, oder?“, fragte er und meinte damit das Wahlplakat, das ihn selbst anpreist mit dem Slogan: „Statt Dehm – den!“ Das habe er sich selbst ausgedacht, genauso wie seine Partei vor Ort alles selbst gemacht habe. Das Budget: 3200 Euro. Verhältnismäßig klein, was sich auch in der Häufigkeit der Plakatierung widerspiegelt.

Die FDP

„Wir beteiligen uns nicht am Plakate-Overkill“, sagt Uli Alda von der FDP. Das Wahlbudget liege deutlich unter 10.000 Euro. „Zur Bundestagswahl war das doch schon eine Materialschlacht“, sagt er. Auf den FDP-Plakaten im Stadtgebiet seien vor allem Köpfe zu sehen. Alda: „Die Leute sollen sehen, dass wir völlig normale Menschen sind.“

Die SPD

Kommunalwahlen 2014Die SPD gehörte zu den ersten Plakatierern und bislang auch zu den intensivsten. Über das Budget schweigt man. Es liege aber im Bereich der Kommunalwahl 2009. Parteichef Timo Schisanowski: „Wir setzen auf einen lokalbezogenen Wahlkampf mit aussagekräftigen Vor-Ort-Themen.“ Von der gefühlten Präsenz des OB-Kandidaten und der Größe mancher Plakate her geht ein erster Punktsieg an Horst Wisotzki.

Die CDU

Zum Budget auch keine Aussagen von der CDU. Die Bundespartei stellt einen Rahmenvorschlag hinsichtlich einer einheitlichen Gestaltung von Plakaten zur Verfügung. Die Kosten des Wahlkampfs lägen, ähnlich wie bei der SPD, im Bereich der Vorjahre. Der Wahlkampf lebe vom ehrenamtlichen Engagement der Mitglieder.

Die Piraten

Die Piraten antworten auf den Cent genau. 1585,24 Euro hat man bislang ausgegeben. 15.000 Flyer wurden verteilt. Bewusst habe man auf offensives Plakatieren verzichtet. Ihr Wahlkampf sei grundsätzlich Eigenarbeit. Eine professionelle Unterstützung durch eine Agentur gab es nicht.

Die Grünen

Rund 30.000 Euro wird der Wahlkampf der Grünen am Ende kosten. „Wir haben ja nur Plakate in der Größe A 1 aufgehängt“, sagt Nicole Pfefferer. Auch, weil man Fußgänger und weniger Autofahrer erreichen wolle. Das sei Teil des Mobilitätsansatzes. „Ich bin schon etwas genervt von der Menge der Plakate in der Stadt“, sagt Pfefferer. Alle Slogans und Fotos wurden selbst entworfen.

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Hagen Aktiv

Man wolle gegenüber den Parteien klar unterscheidbar sein. „Zumal wir nur mit lokalen Themen und nicht mit europaweit interessanten Themen auftreten können“, blickt OB-Kandidat Josef Bücker auch auf die Europawahl. Die Kosten für den Wahlkampf insgesamt: 30.000 Euro. Der OB-Kandidat Bücker trägt seine Werbekosten von 13.000 Euro selbst, zudem unterstützen Hagen Aktiv private Förderer.

Die AfD

Finanzieller Aufwand bei der AfD: 3500 Euro. „Wir haben Plakate an markanten Punkten gesetzt und nicht die ganze Stadt zugepflastert“, sagt AfD-OB-Kandidat Michael Eiche. Bürger würden sich über die Dichte der Plakatierung bereits beschweren. Für die AfD wurden keine Berater tätig. „Wir haben genug kompetente Mitglieder.“