Hagen. . Die einen saugen Honig für den weiteren Wahlkampf, andere sehen nun das bürgerliche Lager aufgefordert, Rot-Rot in Hagen zu verhindern. Und wieder andere zweifeln die Aussagekraft an: Die Ergebnisse unserer repräsentativen Wahlumfrage ist das Gesprächsthema im politischen Hagen.

Die einen saugen Honig für den weiteren Wahlkampf, andere sehen nun das bürgerliche Lager aufgefordert, Rot-Rot in Hagen zu verhindern. Und wieder andere zweifeln die Aussagekraft an: Die Ergebnisse unserer repräsentativen Wahlumfrage, die wir Samstag veröffentlicht haben, waren das Gesprächsthema im politischen Hagen. Die Reaktionen fallen naturgemäß unterschiedlich aus.

Erik O. Schulz ist positiv gestimmt: „Ich liege mit 44 Prozent als parteiübergreifender Oberbürgermeister-Kandidat von CDU, Grünen und FDP klar vor den anderen Bewerbern. Darüber freue ich mich deshalb, weil zum Zeitpunkt der Umfrage weder ich selbst noch die mich tragenden Parteien plakatiert hatten. Das ist jetzt anders.“ Er zeigt sich sicher: Die vielen unentschlossenen Wähler würden am Ende erkennen, dass die „Allianz der Vernunft“ mit der Nominierung seiner Person das überzeugendste Angebot mache.

Nur Außenseiterchancen zugebilligt

Dem SPD-Kandidaten Horst Wisotzki hatten viele bei seiner Nominierung nur Außenseiterchancen zugebilligt. Jetzt liegt er in der Umfrage bei gut 40 Prozent: „Ich bin sehr zufrieden.“ Wirklich überrascht hätten ihn die Zahlen aber nicht. „Ich habe in vielen Gesprächen mit den Bürgern gespürt, dass die klaren Aussagen der SPD und von mir als OB-Kandidat gut ankommen.“ Hat er jetzt Angst, tatsächlich OB zu werden? „Nein. Wer mich kennt, der weiß: Wenn ich etwas mache, dann richtig.“

Bittere Zahlen muss dagegen CDU-Kreisvorsitzender Christoph Purps kommentieren. Die Umfrage sieht die CDU bei nur 29 Prozent und deutlich hinter der SPD. Für ihn hat die Umfrage allerdings „begrenzte Aussagekraft“. Zum Zeitpunkt der Befragung „hatte einzig die SPD Hagens Straßen und Plätze mit ihren Plakaten geflutet“. Die SPD-Führung biete mit „unfinanzierbaren Wahlversprechen, würdelosem Postenschacher und Angstparolen einen teuren und gigantischen Wahlkampfwirbel“. Als CDU halte man an dem Weg der Haushaltskonsolidierung fest – mit einem Etatausgleich bis 2016.

Andere Gemütslage bei Timo Schisanowski

Eine ganz andere Gemütslage beim SPD-Unterbezirksvorsitzende Timo Schisanowski: „Die guten Umfragewerte für die SPD und Horst Wisotzki geben die gute Stimmung wieder, die wir in den Gesprächen mit den Bürgern erfahren. Jetzt kämpfen wir – auch unterstützt durch mehr als 40 neu eingetretene Parteimitglieder – dafür, dass aus dieser guten Stimmung viele Stimmen werden.“

Die Grünen-Vorsitzende Nicole Pfefferer sieht Licht und Schatten: „Das Ergebnis für unseren gemeinsamen OB-Kandidaten Schulz ist mehr als erfreulich. Dass es für uns als Partei schwierig werden wird, unser Rekordergebnis von 2009 zu wiederholen, war uns klar.“ Aber man gebe das Ziel nicht auf, zweistellig zu werden. „Für uns ist die Umfrage Ansporn, noch mehr nach draußen zu gehen, auch wo wir nicht erwartet werden, um die Unentschlossenen zu gewinnen. Aber wir werden uns nicht von unserem OB-Kandidaten distanzieren, um das Profil zu schärfen.“

Aussagekraft der Umfrage in Frage gestellt

Wie sein CDU-Kollege, so stellt auch FDP-Kreisvorsitzender Ulli Alda die Aussagekraft der Umfrage in Frage: Die Interviews seien zu früh geführt worden. „Es wird aber richtig aufgezeigt, dass es noch eine kräftige Herausforderung für das bürgerliche Lager ist, seine Wähler zu mobilisieren.“ Da auch die Linkspartei gute Umfragewerte hat, sieht Alda die Gefahr einer rot-roten Allianz. Die müssten die bürgerlichen Wähler verhindern, um „die mühsamen Erfolge der letzten Legislaturperiode nicht von Rot-Rot ad absurdum führen zu lassen“. Es bestehe die Gefahr, dass dann Populismus in Hagen regiere, wie das Beispiel Enervie-Aktien zeige: Die Behauptung, es würde Tafelsilber der Stadt verkauft, sei „versuchte Volksverdummung“.

Weil neben den Kommunalwahlen auch die Europawal am 25. Mai stattfinde, sei vielen Befragten die Wahlsituation eventuell nicht ganz klar gewesen, stellt Hagen-Aktiv-Chef Josef Bücker die Werte der Umfrage in Frage: „Am Ende des Weges ist es das tatsächliche Votum der Bürgerinnen und Bürger, auf das es ankommt, und nicht eine Vorweg-Hypothese.“

Freude über das Ergebnis

Linken-Spitzenkandidat Ingo Hentschel freut sich dagegen über die Ergebnisse: „Wir haben eine engagierte Arbeit gemacht und haben es deshalb auch verdient, dass wir im neuen Rat die Fraktionsstärke bekommen. Unser Ziel bleibt fünf Prozent plus X. Unsere Ausgangslage ist auch besser als vor der Wahl 2009. Interne Querelen wie damals gibt es bei uns diesmal nicht.“