Hagen. . In Hagen gibt es wieder mehr Fledermäuse. Zum Teil sind es gerade die Bedingungen der Großstadt, die den Tieren gefallen. Ralf Blauscheck, Leiter der Biologischen Station, erklärt im Interview die Entwicklung.

Ralf Blauscheck ist Leiter der Biologischen Station Hagen, die ihren Sitz im Haus Busch im Lenntal hat.

Frage: Der Bestand an Fledermäusen in Hagen nimmt seit Jahren zu. Woran liegt das?

Ralf Blauscheck: So genau wissen wir das nicht einmal, einer der Hauptgründe ist der verminderte Einsatz von Umweltgiften in der Land- und Forstwirtschaft wie auch in Privatgärten. Aber sicherlich ist es auch unseren Bestrebungen, die Winterquartiere der Tiere zu schützen, zu verdanken.

Daran arbeiten wir seit der Aufnahme unserer Fledermaus-Schutzaktivitäten im Jahre 1983. Vor allem das Große Mausohr profitiert davon, dass alte Bergwerke, Bunker und Höhlen nicht mehr zubetoniert werden, sondern den Fledermäusen als Unterkunft zur Verfügung stehen. Aber auch die Einstellung der Menschen gegenüber den Tieren hat sich geändert.

Inwiefern?

Blauscheck: Während Fledermäuse einst als Ekel-Tiere galten, sind viele Immobilienbesitzer inzwischen stolz, wenn sie bei ihnen Unterschlupf suchen und sich „ihre Fledermauskolonie“ sogar vergrößert.

Hausinhaber können also auch etwas für Fledermäuse tun?

Blauscheck: Eine ganze Menge sogar. Sie können Fledermauskästen einbauen oder Einflugmöglichkeiten, in die die Fledermäuse krabbeln können, unter dem Dach oder den Wandverkleidungen offen halten. Anders als Mäuse oder Marder zernagen Fledermäuse weder die Dämmung des Hauses noch richten sie sonst irgendwelchen Schaden an.

Welche Arten gibt es in Hagen?

Blauscheck: Wir haben hier die Wasserfledermaus, ein sperlingsgroßes Tier, das häufig an den Flussläufen zu sehen ist, die Zwergfledermaus, die gern Gebäude bewohnt, und den Abendsegler, eine relativ große Art, die in Baumhöhen lebt. Und dann das Große Mausohr, das mindestens 15 Jahre lang nicht mehr in Hagen vorkam, doch dank unserer Schutzmaßnahmen zumindest in einigen Winterquartieren inzwischen die häufigste Art ist. Fledermäuse sind ein guter Bioindikator für eine intakte Landschaft.

Aber Großstadt und Fledermäuse – verträgt sich das auch?

Blauscheck: O ja, manche Arten sind regelrechte Kulturfolger. Die Zwergfledermaus finden wir zum Beispiel im Bereich der Fußgängerzone, beim Finanzamt oder in Wehringhausen. Sie brauchen eben ein Quartier und Insektennahrung, die sie an den Flüssen in der Innenstadt reichlich findet.

Fledermäuse statt Autobahn-Rastplatz

Der frühere A45-Rastplatz vor der Lennetalbrücke, der jetzt schon wegen der Baustelle geschlossen ist, wird auch nach Beendigung des Brückenbaus nicht wieder eröffnet.

Die Biologische Station wird prüfen, ob dort stattdessen ein Schlafplatz für Fledermäuse geschaffen werden kann.

Bevor die Volme-Staustufe an der Springe beseitigt wurde, konnte man dort in den Abendstunden zahlreiche Fledermäuse auf der Jagd nach Insekten, die über dem langsam fließenden Wasser reichlich vorkamen, beobachten. Das war leichte Beute, Fledermäuse sind eben so bequem wie wir Menschen.

Aber anders als wir ausschließlich nachtaktiv?

Blauscheck: Ja, sie können sich sogar in vollkommener Finsternis mit ihrem Ultraschall orientieren und im pfeilschnellen Flug ein Objekt in der Stärke eines menschlichen Haares orten. Fledermäuse besitzen eines der besten Gehöre in der Tierwelt.