Hagen. . Regina Merz (79), die sich mit Hingabe um die Hagener Stadttauben kümmert, kritisiert die Zustände an den neuen Taubenhäusern auf dem Remberg. Die Stadt will nachbessern.
Die Tauben sind der Stadtverwaltung auf den Pelz gerückt. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn das Federvieh, das in der Innenstadt in etwa so beliebt ist wie Fußpilz, hat einen neuen Unterschlupf für sich entdeckt: die Fensterbänke am Rathaus an der Volme. Von dort sollen sie jetzt umgesiedelt werden in die neuen Taubenhäuser am Remberg.
Die Taubenflüsterin
Es gibt wohl nur eine Frau in der Stadt, die diesen tierischen Umzug bewerkstelligen kann: Regina Merz, 79 Jahre alt, eine rüstige Dame, die sich seit Jahren ehrenamtlich um die Stadttauben kümmert und sich darum verdient macht, dass sich die Vögel nicht wie die Karnickel vermehren. „Neulich habe ich mit ihr auf der Brücke an der Volme gestanden“, sagt Umweltamtsleiter Ralf Rainer Braun, „als die Tiere sie gesichtet und ihre Stimme gehört haben, sind sie von alleine gekommen.“
Hagens Taubenflüsterin ist resolut, und sie weiß, was sie will. Und mit den neuen Häusern, in die bereits zahlreiche Stadttauben mit mehr oder weniger großem Erfolg nach dem Abriss des alten Taubenhauses einquartiert wurden, ist die Rentnerin, die eifrig echte Eier gegen Attrappen aus Gips tauscht, so gar nicht einverstanden. „Es zieht wie Hechtsuppe“, sagt die Frau, die seit einiger Zeit immerhin von einer Mitarbeiterin der Stadt Hagen unterstützt wird. „Und der Kot lässt sich von den Holzböden nicht vernünftig abkratzen. Betonplatten, die in den Volieren zwischen den Häusern verlegt worden sind, sind weggekippt. Warmes Wasser und Toiletten gibt es nicht.“
„Wir haben schon nachgebessert“
Umstände, um die auch Ralf Rainer Braun weiß. „Die Arbeit von Frau Merz kann man gar nicht hoch genug anerkennen“, sagt Braun, der erst am Dienstag vor Ort war, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. „Wir haben schon nachgebessert, unter anderem mit einem Tor und einem Zaun gegen Vandalismus. Und wir werden das Stück für Stück weiterhin tun. Aber es geht eben nicht alles auf einmal.“ Der Tierschutzverein habe seine Unterstützung signalisiert. Und auch von der Bezirksvertretung Mitte erhofft man sich noch Gelder. „In einem ersten Schritt soll es nun darum gehen, Platz für die Rathaus-Tauben zu schaffen und einen vernünftigen Raum für jene zu schaffen, die sich um die Stadttauben kümmern.“
Von 800 bis 1000 Tauben geht die Umweltverwaltung im Kern der Innenstadt aus. Sie verteilen sich vor allem auf die Bereiche Bahnhof und Friedrich-Ebert-Platz. „Dass die neuen Taubenhäuser, die ja erheblich weiter entfernt liegen als das alte, ausreichen, um die Innenstadt taubenfrei zu bekommen, glaube ich nicht“, so Braun. Aber zu einer erheblichen Reduzierung des Bestandes in den Einkaufsstraßen könnten die Holzbauten, die an Gartenhäuschen erinnern, schon führen.
„Über den endgültigen Erfolg der Umsiedlung kann man aber noch nichts sagen“, so Braun, „da werden wir bis zum nächsten Jahr abwarten müssen.“