Hagen-Oberhagen. Beim Einbau eines Aufzuges an seinem Mehrfamilienhaus hat Walter Kramer aus Oberhagen auf staatliche Unterstützung zurückgreifen können. Barrierefreies Wohnen wird von der öffentlichen Hand mit attraktiven Darlehen gefördert.

Seitdem Andrea ­Kramer (54) einen Herzstillstand erlitten hat und operiert werden musste, gerät sie schnell aus der Puste. Vor allem die 54 Stufen ­hinauf zur Wohnung im vierten Stock machen ihr zu schaffen: „Ich muss immer wieder eine Pause einlegen und verschnaufen.“ Ein Umzug kommt nicht in Frage, schließlich gehört das Haus in der Breddestraße seit Generationen der Familie ihres Mannes Walter Kramer (63). Und er war es auch, der – zunächst mehr als vage Idee denn ­rettender Gedanke – darauf verfiel, einen Außenaufzug am Haus zu installieren: „So etwas habe ich mal bei einem Besuch in Düsseldorf gesehen.“

Doch einen Aufzug bezahlt auch der Besitzer eines Zwölf-Familienhauses nicht mal eben aus der Portokasse, zumal Kramer als sozial verantwortungsbewusster Vermieter bekannt ist, der von seinen Mietern, zumeist ältere, alleinstehende Damen, lediglich vier Euro pro Quadratmeter erhebt. Zupass kam ihm ein Tipp des Eilper Bezirksbürgermeisters Michael Dahme, der darauf hinwies, dass die Landesregierung inzwischen erhebliche Fördermittel zur Reduzierung von Barrieren bereit stellt.

Abbau von Barrieren

Und tatsächlich: Der Fachbereich Bauverwaltung im Rathaus ist Bewilligungsbehörde für entsprechende Anträge und prüft deren Effizienz. Gefördert werden zum Beispiel der Einbau einer bodengleichen Dusche oder der Abbau von Türschwellen, aber eben auch Rampen, Treppenlifte und Aufzüge. „Ich kann sagen, dass uns mittlerweile sehr viele Anfragen erreichen, die den Abbau von Barrieren im Wohnungsbestand zum Ziel haben“, so Sachbearbeiter Jürgen Reddig.

Keine Frage, ein Außenaufzug gehört zu den ehrgeizigsten Vorhaben, die bislang in Hagen verwirklicht wurden. Walter Kramer zog den Architekten Karl Wilhelm Ohrendorf zu Rate, der den Fahrstuhl in einem gläsernen Schacht an der Fassade des Hauses unterbrachte. Zwar hält der Lift nicht direkt auf Höhe der Wohnungen, das wäre aus technischen Gründen zu teuer geworden, sondern zwischen den Etagen des Treppenhauses, doch für die herzkranke Andrea Kramer hat sich die Anzahl der Stufen, die sie bewältigen muss, um in ihre Wohnung zu gelangen, von 54 auf sieben reduziert. Und auch die übrigen Mieter freuen sich über den tadellos funktionierenden Aufzug: „Davon profitieren wir doch alle“, so Marga Steiner (75).

Lift kostet 97.000 Euro

97.000 Euro hat der Einbau des Fahrstuhls gekostet, die Hälfte des Betrages hat der Staat in Form eines von der NRW-Bank zur Verfügung gestellten Kredites (Verzinsung: 0,5 Prozent) bereit gestellt. 25 Prozent der Summe ist Eigenkapital von Walter Kramer, für die noch fehlenden 25 Prozent hat er einen zweiten Kredit bei seiner Hausbank aufgenommen. Andererseits hat er die Miete um 85 Cent pro Quadratmeter erhöht: „Die erste Mieterhöhung seit 15 Jahren“, betont der Eigentümer.

Eine in jeder Hinsicht vorbildliche Bestandsaufwertung, kann man da nur sagen.