Hagen. Mehr als 7000 Wohnungen stehen in Hagen leer – doch trotzdem findet sich bislang keine Wohnung für eine Behinderten-WG der Lebenshilfe . Für Petra Fernholz aus Hagen ein Unding: Sie wünscht sich für ihre beiden behinderten Söhne, dass sie den Schritt in die Eigenständigkeit wagen können.
Mehr als 7000 Wohnungen stehen in Hagen leer – als Petra Fernholz diese „Zahl des Tages“ vor wenigen Tagen in der Zeitung las, da musst sie sich die Frage stellen: „Warum findet sich trotzdem keine Wohnung für das WG-Projekt meiner Söhne?“
Phillip (26) und Jakob (21) Fernholz sind behindert, aber sie wollen ein eigenständiges Leben führen. Die Voraussetzungen dafür sind auch eigentlich vorhanden. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hatte für die rund um die Uhr betreute Wohngemeinschaft grünes Licht gegeben, das Geld steht ab dem 1. August bereit. Die „Lebenshilfe EN-Hagen“ würde die WG betreuen, in der die Söhne von Petra Fernholz mit zwei weiteren behinderten jungen Männern einen großen Schritt in die Eigenständigkeit hätten gehen können.
Doch daraus wird vorerst nichts. Die Lebenshilfe hat bislang keine geeignete Wohnung finden können. Oder besser gesagt: Absagen erhalten. Susanne Ollesch, Leiterin des ambulanten betreuten Wohnens bei der Lebenshilfe, hat diese Erfahrung machen müssen: „Wenn wir einen Makler einschalten, kommt der oft nicht weiter, wenn wir als Mieter genannt werden. Bei andere Absagen wird relativ offen benannt, dass man Behinderte als Mieter für schwierig hält.“
Die Absage kam erst im letzten Moment
Dabei war das Ziel für Jakob und Philipp Fernholz sowie die beiden anderen junge Männer schon zum Greifen nahe. Mit Hilfe der Lebenshilfe wurde nach langer Suche eine ideale Wohnung gefunden: viel Platz, zentrale aber dennoch ruhige Lage in der Innenstadt. Der Mietvertrag war schon im April per Handschlag bestätigt worden, der Termin für die Wohnungseinrichtung stand schon fest. Im letzten Moment kam die Absage: Der Vermieter habe sich die Gruppe anders vorgestellt.
Doch solche Vorbehalte kann Petra Fernholz nicht nachvollziehen: „Meine Söhne gehen arbeiten, verdienen ihr eigenes Geld. Sie habe Hobbys, gehen in die Musikschule, spielen Fußball, fahren Rad, schwimmen, gehen zu Konzerten der Toten Hosen und besuchen mit Begeisterung das Hagener Theater.“ Lärm sei von ihnen doch weniger zu befürchten als von anderen Mietern: „Sie rauchen nicht, trinken keinen Alkohol. Laute Feten gibt es bei ihnen nicht, dafür aber freundliche Begrüßung und viel Lachen.“
Wohnungsangebote gesucht
Für Petra Fernholz war immer klar, dass ihre Söhnen trotz ihrer geistigen Behinderung ein möglichst eigenständiges Leben führen sollen: „Genauso wie Schule und Ausbildung gehörte der Auszug in eine eigene Wohnung immer zu unserem Plan dazu.“ Die schwierige Suche nach der Wohnung reihe sich nahtlos in viele Erfahrungen aus den vergangenen Jahren ein, so Petra Fernholz: „Kinder, die im Sandkasten nicht mit meinen spielen durften oder Hotelgäste, die sich von unserem Tisch haben wegsetzen lassen.“
Susanne Ollesch von der Lebenshilfe hofft aber trotzdem weiter, dass sich eine geeignete Wohnung findet – zumal die Finanzierung ja gesichert ist: „Sie sollte relativ zentral in Hagen liegen, für die Jugendlichen jeweils ein Zimmer haben, zudem ein Gemeinschaftsraum mit Wohn- und Essmöglichkeit. Zwei Bäder wären ideal, ebenso ein kleiner Garten oder ein Balkon.“ Zu teuer darf die Miete für die Behinderten nicht sein.“ Anbieter könne sich bei Susanne Ollesch melden: 0172/2852550.