Hagen. . Beim ökologischen Bauen liegen die Hagener ganz vorne: Weitaus häufiger als in anderen Kommunen des Regierungsbezirks Arnsberg nutzen Architekten und Bauherren in der Volmestadt zum Heizen ihrer Immobilien erneuerbare Energien.

Von den 97 im Jahr 2012 genehmigten Wohngebäuden werden 55, das entspricht einer Quote von 56,7 Prozent, mit Sonnen-, Luft-, Holz- oder Geothermie geheizt. Zum Vergleich: Die Stadt Dortmund kommt lediglich auf eine Quote von 23,9 Prozent, Herne auf 17,6 Prozent, Bochum gar nur auf 17,4 Prozent.

Hagen hängt andere Kommunen ab

Aber auch der Ennepe-Ruhr-Kreis (43,8 Prozent), der Märkische Kreis (44,4 Prozent) und ländliche Gegenden wie der Hochsauerlandkreis (44,2 Prozent) bleiben hinter Hagen zurück. Schon im Jahr 2011 hatte die Stadt mit einer Quote von 50,5 Prozent (50 von 99 Neubauten mit regenerativen Energien) ebenfalls vor allen anderen Kommunen im Regierungsbezirk gelegen.

Dass sich so viele Hagener Häuslebauer von Öl und Gas abwenden, führt Beigeordneter Christian Schmidt, zuständig für die strategische Ausrichtung und Koordinierung der Umwelt- und Energiepolitik, nicht zuletzt auf das Engagement von Politik und Verwaltung zurück: „Über unseren Energieversorger Mark-E fördern wir alternative Energien seit Jahren.“

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So bekommen Hausbesitzer die Anschaffung von Wärmepumpen oder Solarthermie mit jeweils 500 Euro subventioniert. Auch die Kreishandwerkerschaft hat sich dem energieeffizienten Bauen verschrieben und informiert in ihrem Teamwerkhaus in Kückelhausen ausführlich über ökologisch ausgerichtete Immobilien.

Einwohner engagieren sich für die Energiewende

Vor allem aber setzen sich die Einwohner der Stadt in Vereinigungen wie der Bürger-Energiegenossenschaft, dem Bürgersolarverein oder der Berchumer Initiative für die Energiewende ein. Erklärtes Ziel dieser Gruppen ist es, Hagen möglichst bald mit Kleinkraftwerken und Solardächern autark zu machen, also unabhängig von den großen Energiekonzernen.

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„Da ist eine hochinteressante, demokratische Bewegung im Gang“, sagt Hans Joachim Wittkowski vom städtischen Umweltamt. Zugespitzt könne man formulieren, dass jedes Solardach und jedes neue Kleinkraftwerk die Position der Mark-E schwäche, erklärt Christian Schmidt: „Wir müssen aufpassen, dass der Firma die Kunden nicht von der Fahne gehen.“

Transport für Nordseestrom sichern

Andererseits hat der Energieversorger bzw. dessen Mutterkonzern Enervie längst auf die veränderten Marktbedingungen reagiert und bietet Gasanschlüsse in Neubaugebieten nur noch bei entsprechender Nachfrage an, bestätigt Unternehmenssprecher Uwe Reuter: „Die Zeiten, in denen flächendeckend Gasleitungen verlegt wurden, sind vorbei.“ Ziel der städtischen Energiepolitik ist ein intelligenter Mix regenerativer Energien.

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Um die Grundversorgung zu gewährleisten, müsse jedoch, zumindest in den nächsten Jahren, der Transport des in der Nordsee erzeugten Stroms sichergestellt werden, sagt Christian Schmidt mit Blick auf das geplante Umspannwerk in Garenfeld. Die Stadt selbst will verstärkt auf den Energielieferanten Holz bauen, der Wirtschaftsbetrieb plant auf seinem großen Hof an der Eilper Straße bekanntlich den Bau einer Hackschnitzelanlage. Zumindest beim umweltbewussten Bauen will Hagen seinen Spitzenplatz verteidigen.