Hagen/Portmore. Die Stadt Hagen hat jetzt eine Klimapartnerschaft mit einer Stadt auf Jamaika. Initiiert wurde sie von drei Mitarbeitern der Umweltverwaltung. Sie haben sich in ihrer Freizeit um das Projekt gekümmert. Sie nahmen Urlaub oder haben die Tage des Ausflugs mit Überstunden und Bildungsurlaub verrechnet.
Der Moderator von Television Jamaica ist vermutlich so etwas wie der Ingo Zamperoni des Inselstaates. Und in dem Beitrag, den der Nachrichtensprecher im feinen Zwirn ankündigt, spielen drei Verwaltungskräfte aus Hagen eine tragende Rolle: der Erste Beigeordnete Dr. Christian Schmidt, Umweltamtsleiter Dr. Ralf-Rainer Braun und Hans-Joachim Wittkowski. Sie präsentieren die Volmestadt im Karibikstaat.
Wie wichtig der einwöchige Besuch der Delegation aus dem fernen Hagen für die neu entdeckten Freunde in Mittelamerika ist, zeigt nicht nur der über dreiminütige Einspielfilm in der Hauptnachrichtensendung, in dem Schmidt und Braun zu „Smith“ und „Brown“ mutierten. Das Trio, das sich im Rahmen des Projektes Kommunale Klimapatenschaften der Servicestelle Kommunen in der einen Welt auf die Reise begeben hat, ist unter anderem von drei Ministern und dem deutschen Botschafter empfangen worden.
Dass der Karibik-Trip Argwohn im Verwaltungsapparat ihrer Heimat wecken würde, ahnten die Klima-Kumpel. Aber: „Das war keine Dienstzeit“, erklärt Umweltdezernent Schmidt, „ich habe Urlaub genommen, die Kollegen haben die Tage mit Überstunden und Bildungsurlaub verrechnet. Das ist sozusagen ehrenamtliches Engagement.“ Das finanziell vom Bundesministerium für Entwicklung getragen wird.
Austausch über Umweltprobleme macht Sinn
Nun braucht Portmore keine Unterstützung für ein Lkw-Routenkonzept, das Hagen zur Pilotstadt werden ließ. Und auch die Fernreisenden wissen, dass die Umweltprobleme einer Kommune am Rande des Ruhrgebiets nicht mit denen eines Karibikstaates zu vergleichen sind. „Wir werden nicht das Weltklima retten“, sagt Schmidt, „trotzdem macht ein Austausch Sinn.“
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Mit Be- und Gegenbesuch im Sommer ist die sogenannten Kennenlernphase beendet. Eine Projektphase schließt sich an. Und für die haben die Umweltstrategen aus Hagen gemeinsam mit den Kräften vor Ort ganz Konkretes vor: „Jamaika“, sagt Ralf-Rainer Braun, „ist extrem abhängig von Öl-Importen. Die Preise für Energie sind so hoch wie bei uns. Das können sich die Menschen nicht leisten. Dabei gibt es viele Ressourcen, mit denen man auf regenerative Weise Energie gewinnen kann.“ Ein Ingenieur aus Portmore soll an der Fachhochschule Südwestfalen ausgebildet werden und mit Wissen aus Hagen Solar- und Windenergie voranbringen.
Klimaneutrales Musikfestival auf der Reggae-Insel geplant
Außerdem ist ein klimaneutrales Musik-Festival geplant. Die Idee dafür stammt aus Hagen. „Reggae spielt in Jamaika eine große Rolle“, sagt Ralf-Rainer Braun, „das merkt man auf der Insel ziemlich schnell. Wenn man die Jamaikaner erreichen will, dann funktioniert das über die Musik.“ Formationen und Songs, die sich mit der Umweltproblematik befassen, gibt es.
Anhand von Erfahrungswerten wollen die Hagener errechnen, wie viel CO2 ein solches Konzert und seine Besucher produzieren. „Als Ausgleich dafür soll eine brach liegende Fläche in Portmore in einen Park verwandelt werden“, beschreibt Braun die Idee. „Es sollen so viele Bäume und Büsche gepflanzt werden, dass wir einen CO2-Ausgleich hinkriegen.“ Finanziert werden soll das Projekt aus Fördermitteln des Bundesumweltministeriums und durch die Einnahmen vor Ort. „Das ist mit Sicherheit ein Beitrag dazu, das Augenmerk auf die Umweltprobleme des Karibikstaates zu lenken.“
Die – und davon haben sich die drei aus Hagen überzeugt – gibt es reichlich. „Die Menschen wissen genau um die Probleme“, sagt Braun, „das Grundwasser ist versalzen, die letzte Ernte äußerst mager ausgefallen. Riffe vor der Küste sind zerstört, was dazu führt, dass die Wellen an der Küste immer höher werden. Der Meeresspiegel ist in den letzten 15 Jahren um 50 Zentimeter angestiegen. Strände sind erodiert und lassen sich touristisch kaum vermarkten."