Hagen. Der südwestfälische Energieversorger Enervie rechnet in den kommenden Jahren mit massiven Verlusten bei der Stromerzeugung. Der Grund sei der Rückgang bei der Erzeugung und der Zukauf von CO2-Zertifikaten erstmals in vollem Umfang, heißt es bei dem Unternehmen mit Sitz in Hagen.

Der regionale Energieversorger Enervie ächzt unter den Belastungen durch die Energiewende - und dem damit verbundenen erheblichen Ausbau erneuerbarer Energien.

Konnten 2012 leichte Verluste in der Erzeugungssparte noch durch Optimierungsgeschäfte im Stromhandel weitgehend aufgefangen werden, so rechnet Vorstandssprecher Ivo Grünhagen bei der Stromerzeugung für 2013 und die folgenden Jahre mit „massiven Verlusten“. Die Rede ist von 30 Millionen Euro allein für das laufende Jahr, wie Grünhagen bei der Bilanzvorlage mit einem - noch - „guten Gesamtergebnis“ bekannt gab.

„2013 wird extrem schwer“

Grund ist seinen Angaben zufolge der Rückgang bei der Erzeugung und der Zukauf von CO2-Zertifikaten erstmals in vollem Umfang. „Dies wird einige Entscheidungen nachhaltig beeinflussen“ kündigte der Vorstandssprecher an. 2013 werde „extrem schwer“, und auch für 2014 und 2015 sei keine Besserung in Sicht. Grund: Die Überschwemmung des Marktes mit staatlich geförderter regenerativer Energie, die ins Netz muss.

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Regionale Energieversorger wie Enervie mit starker eigener Stromerzeugung in konventionellen Kraftwerken fühlen sich laut Ivo Grünhagen im Markt benachteiligt und fordern eine Vergütung für „die Bereitstellung fossiler Kraftwerkskapazitäten, um die Stromversorgung auch dann sicherzustellen, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht.“

"Wir würden warten, bis die Zeit reif ist"

„Wir brauchen ein Marktdesign, das Bestandskraftwerke entlohnt“, sagte der Vorstandssprecher weiter. Deren Kapazitäten könne man „für ein Zehntel oder ein Zwanzigstel des Geldes aufrecht erhalten, das man für ein neues Kraftwerk braucht.“ Das hat zur Konsequenz, dass Enervie ab sofort für 49 Prozent seiner Erzeugungssparte einen Partner sucht. „Wir gehen ohne Druck in die Gespräche“, sagte Grünhagen, „und wir würden warten, bis die Zeit reif ist.“

Und zum anderen gab er bekannt, dass die gesunkene Stromerzeugung von 3543 (2011) auf nunmehr 3392 Millionen Kilowattstunden die Anpassung der Kapazitäten erforderlich mache. Im kommenden Frühjahr wird daher ein Block des Kohlekraftwerks Werdohl-Elverlingsen stillgelegt, über die Stilllegung weiterer ein bis zwei Blöcke in Gaskraftwerken - dem Vernehmen nach in Hagen-Kabel oder Werdohl-Elverlingsen - wird nach den Worten des Vorstandssprechers noch nachgedacht.

Enervie-Gruppe will Windkraft-Ausbau im Auge behalten 

Konzentrieren will sich die Enervie-Gruppe weiter auf den Ausbau der Windkraft, wenn auch zurzeit nicht mit Volldampf. Schlüsselfertige Windkraftanlagen seien sehr teuer geworden, betonte Grünhagen. „Wir sehen daher im überregionalen Bereich wenig Chancen, mit Windkraft zu wachsen.“

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2012 wurde ein Windpark mit 17 Megawatt Leistung in Rayerschied im Hunsrück errichtet - damit verfügt die Enervie-Gruppe über insgesamt 40 Megawatt Windkraft-Kapazitäten. Daher verschiebt sich der Schwerpunkt in den regionalen Bereich, genauer gesagt zu den Standorten Lüdenscheid, Werdohl und Altena. Aber auch hier gelte: „Die Windbauern machen gute Geschäfte, aber den Betreibern bleiben nur niedrige Margen.“ Daher will Enervie laut Grünhagen die Stromerzeugung durch Windkraft nicht so stark ausbauen wie ursprünglich geplant.

Alternativer Standort im Sauerland?

An zurzeit nicht ausreichender Wirtschaftlichkeit hängt auch der Plan zum Bau eines neuen Pumpspeicherkraftwerks in Sundern-Wildewiese. Zwar sei das Projekt von den beteiligten Kommunen „äußerst positiv“ aufgenommen worden aber „mit Stand von heute würden wir nicht bauen, weil das Kraftwerk bei den jetzigen Bedingungen nicht wirtschaftlich zu betreiben ist“, so der Vorstandssprecher.

Offen halten will er auch noch einen Plan B, einen alternativen Standort im Sauerland, falls es in Sundern doch noch zu politischem Gegenwind kommt.