Garenfeld. . Der Widerstand in Garenfeld gegen das geplante große Umspannwerk nimmt konkrete Formen an. Die Einwohner haben eine Bürgerinitiative gegründet und einen Rechtsanwalt eingeschaltet.

Die Amprion-Rebellion in Garenfeld nimmt konkrete Formen an. Aus einer Bürgerversammlung in der Turnhalle ist ein Verein entstanden. „Menschen unter Strom e.V.“ steht auf dem Shirt, das Vorstand Anne Stamm trägt. Hinter diesem Verein steht ein Förderverein. Und von dem Geld, das schon gesammelt worden ist, hat der Verein den Düsseldorfer Rechtsanwalt Dr. Clemens Antweiler eingeschaltet.

Das Ziel, ein neues Umspannwerk in Garenfeld zu verhindern, das auch eine neue 380-Kilo-Volt-Leitung viel näher als ursprünglich geplant an die Wohnbebauung heranrücken lässt, eint die Menschen im Ober- und im Unterdorf. „Wir sind der festen Überzeugung, dass geeignetere Standorte existieren, an denen es keine Konflikte mit einer Wohnbebauung gibt“, erklärt der Vereinsvorsitzende Sascha Hoppe mit Blick auf die bis zu 20 Meter hohe Anlage, die auf der riesigen Fläche von 300 mal 270 Metern schon ab Oktober realisiert werden soll.

Dass solche Konflikte verhindert werden sollen, geht auch aus einem Dokument der Bezirksregierung hervor, das den Rebellen vorliegt: „Beim Verlauf der Trasse entlang von Wohnbebauung ist im Rahmen der Feintrassierung der Abstand zur Wohnbebauung so groß wie möglich zu wählen, auch wenn die Schutzbestimmungen gegebenenfalls einen geringeren Abstand zulassen würden“, heißt es in der raumordnerischen Beurteilung von Bezirksregierung Arnsberg und Regionalverband Ruhr.

Widersprüchliche Aussagen

In den Plänen, die Amprion bei der Bezirksregierung Ende 2010 eingereicht hat, ist von einem Umspannwerk nichts zu sehen. „Im Bereich Garenfeld sind lediglich drei neue Masten für die 380-KV-Leitung zu erkennen“, sagt Sascha Hoppe, „die Trasse verläuft genau dort, wo sie sich derzeit befindet.“

„Alles rechtens“, verweist Amprion-Sprecher Andreas Preuß darauf, dass im Raumordnungsverfahren gar keine Trassenführung festgelegt werde, sondern lediglich ein etwa 1000 Meter breiter Korridor anzugeben sei. Erst im Planfeststellungsverfahren, das inzwischen ebenfalls angelaufen sei, würde die exakte Route angegeben: „Das haben wir auch so umgesetzt.“ Ein Umspannwerk, so Preuß weiter, sei im Rahmen dieses Verfahrens gar nicht anzugeben.

Aus der Zeitung vom neuen Umspannwerk erfahren

Die Grobvorlage aus dem Raumordnungsverfahren ist offenbar auch in der Bezirksvertretung Nord diskutiert worden. Bezirksbürgermeister Heinz-Dieter Kohaupt (CDU) hatte auf der Bürgerversammlung betont, aus der Zeitung vom neuen Umspannwerk erfahren zu haben und von einem „Donnerschlag“ gesprochen. Eine Gemütslage, die man im Hause Amprion nur schwerlich nachvollziehen kann.

„Wir haben bereits am 12. Dezember 2012 im Hagener Rathaus mit der Stadtverwaltung und der Politik an einem Tisch gesessen und über die Garenfeld-Trasse sowie das Umspannwerk informiert“, hegt Amprion-Sprecher Preuß erhebliche Zweifel an der Kohaupt-Überraschtheit. Neben dem Nord-Bezirksbürgermeister hätten auch die Fraktionsvertreter Josef Hennemann (CDU), Günter Mosch (SPD), Jörg Fritzsche (Grüne) und Jochen Löher (Hagen Aktiv) mit am Tisch gesessen.

Kritik an Informationspolitik

Kritik an der Amprion-Informationspolitik übt auch der Hagener Bundestagsabgeordnete René Röspel. „Ein solcher Umgang mit Öffentlichkeit ist nicht zu akzeptieren“, so der SPD-Politiker, „man sollte doch eigentlich denken, dass große Unternehmen aus Projekten wie Stuttgart 21 andere Lehren gezogen hätten. Hier wurde bereits zu Beginn des Projektes wichtiges Vertrauen verspielt.“

Während die Öffentlichkeitsarbeit des Netzbetreibers in den Fokus rückt, gehen die Amprion-Rebellen ganz bewusst in die Offensive. Direkt neben dem Feld, auf dem die Umspannanlage gebaut werden soll, haben sie einen Schaukasten aufgestellt. Auch im Internet gibt es reichliche Infos: www.menschenunterstrom.de.