Hagen-Garenfeld. Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion will für 48 Millionen Euro in Garenfeld ein neues Umspannwerk bauen. Gegen diese Pläne formiert sich der Protest von Anwohnern.

Die Dimensionen machen das, was auf der grünen Wiese entstehen sollen, zu einem der größten Bauprojekte der Stadt. Und all das, so empfinden es die Garenfelder, findet direkt vor ihrer Haustür statt. Ihr Argwohn ist geweckt, weil der Übertragungsnetzbetreiber am Standort im Hagener Norden 48 Millionen Euro investieren will. Auf der riesigen Fläche von 300 mal 270 Metern entsteht eine 380-Kilovolt-Umspannanlage.

Notwendiges Invest

Ein Invest, das notwendig ist, um die Regionalversorgung mit Strom sicherzustellen, wie Amprion-Sprecher Jörg Weber argumentiert. Denn wenn auf den neuen Überlandtrassen vorzugsweise Strom aus den Windparks an und in der Nordsee mit einer Spannung von 380 Kilovolt in Richtung Süddeutschland transportiert wird, ist die bestehende 220-Kilovolt-Anlage der Mark-E nicht mehr ausreichend. Integriert wird in den Neubau eine ebenfalls neue 110-Kilovolt-Anlage der RWE Westnetz.

Ende des Monats will Amprion bei der Stadt einen Genehmigungsantrag nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz stellen. „Mit ersten Geländearbeiten wollen wir im Herbst beginnen“, so Weber, „Baubeginn soll im nächsten Jahr sein, Fertigstellung 2016.“

„Wir fühlen uns überrumpelt“

Die Garenfelder hat Amprion am Dienstagabend erstmals über das Vorhaben informiert. Und viele, die im Schatten der Anlage leben, sind auf dem Baum. Wie Markus Kecker, der mit seiner Familie am Rande der Siedlung wohnt: „Ich habe nur durch Zufall von der Veranstaltung erfahren. Wir Anwohner fühlen uns überrumpelt“, so der 41-Jährige, „das Projekt vor unserer Haustür ist bereits komplett durchgeplant. Dass der Wert unserer Immobilien fällt, wenn solch eine Anlage derart nah an die Siedlung heranrückt, interessiert hier scheinbar niemanden.“

Ähnlich sieht das auch Anne Stamm, die mit ihrem Freund vor knapp vier Jahren eine Immobilie in Garenfeld erworben: „Wenn wir von der Anlage damals gewusst hätten, hätten wir das Haus nie gekauft“, sagt die Frau, die die Informationsveranstaltung einfach nur „lächerlich“ fand, „auf konkrete Fragen gab es keine Antworten. Ich habe den Eindruck, dass hier nicht mit offenen Karten gespielt wird. Ich glaube, dass wir mit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung rechnen müssen. Auch der Lärm, mit dem wir künftig leben müssen, wird erheblich sein.“

„Das Landschaftsbild wird beeinträchtigt“

Bei Amprion, so sagt es Jörg Weber, könne man die Sorgen verstehen. „Wir haben uns bewusst für eine Planung entschieden, die zwar alle technischen Voraussetzungen berücksichtigen muss, allerdings den Komplex möglichst weit von der Wohnbebauung wegrückt.“ Elektromagnetische Strahlungen gebe es zwar, in der Siedlung seien die entsprechenden Werte kaum messbar und nicht relevant. Lärmschutzmaßnahmen seien vorgesehen. Ein Gutachten bestätige, dass alle Werte eingehalten würden. „Das Landschaftsbild wird beeinträchtigt“, so Weber, „allerdings werden wir Anpflanzungen vornehmen, um das zu mindern.“ Er steht Bürgern für Fragen unter 0231/5849-12933 zur Verfügung.

Politiker waren bei der fraglichen Sitzung übrigens nicht anwesend. „Ich wäre gerne dabei gewesen“, sagt Bezirksbürgermeister Heinz-Dieter Kohaupt, „wir haben Amprion auch darüber informiert, dass alle Mitglieder der Bezirksvertretung Nord verhindert sind. Leider hat man den Termin nicht verlegt. Dabei sind wir doch diejenigen, die vor Ort von den Menschen immer wieder angesprochen werden.“

Anwohner denken derweil über die Gründung einer Bürgerinitiative nach. Eine Facebook-Seite ist unter dem Stichwort „380 KV Garenfeld“ eingerichtet.