Hagen/Sundern/Finnentrop. . Im Sauerland ist alles anders: Technische Großprojekte werden hier nicht nur kritisch gesehen. Wenig Widerstand gegen geplantes Pumpspeicherkraftwerk in Sundern und Finnentrop erwartet. Man sei „vorsichtig optimistisch, dass es in der Region kein Theater gibt“.

Mit Spannung erwarten die Räte der Stadt Sundern und der Gemeinde Finnentrop sowie die Bewohner der umliegenden Ortschaften in Kürze Informationen über ein geplantes Pumpspeicherkraftwerk des regionalen Energieversorgers Mark-E sowie der Grünwerke in der Region, das in zehn Jahren seinen Betrieb aufnehmen könnte.

Die Töchter der Enervie-Gruppe aus Hagen und der Stadtwerke Düsseldorf wollen am kommenden Dienstag den Räten mit dem Sorpeberg in Wildewiese und dem Ermecketal bei Glinge einen von zwei im Sauerland ins Auge gefassten Standorten (von ursprünglich 400) für das technische Großprojekt vorstellen und „die Meinungsbildung vor Ort prüfen“, wie Enervie-Pressesprecher Uwe Reuter unserer Zeitung sagte. Den Standort für Plan B wollte er noch nicht nennen. Es werde keine Projektplanung vorgestellt - zu entscheiden gebe es noch nichts, fügte er hinzu: „Bevor wir in die konkrete Planung gehen, brauchen wir den Konsens vor Ort.“

Speicher sind notwendig

Pumpspeicherkraftwerke - bekanntes Beispiel ist das Koepchenwerk am Hengsteysee bei Herdecke - dienen der Speicherung von elektrischer Energie durch Hinaufpumpen von Wasser. Dieses lässt man später wieder bergab fließen erzeugt damit mittels Turbinen und Generatoren Strom, der gespeichert werden kann - nach Reuters Worten sind Pumpspeicherkraftwerke die zurzeit einzige verfügbare Form von Energiespeicher in großem Maßstab und wichtig für die Umsetzung der Energiewende. Speicher gelten als erforderlich, um den schwankenden Energiebedarf mit dem wetterabhängigen Angebot an regenerativ erzeugtem Strom in Einklang zu bringen.

Laut Sitzungsvorlage für den Rat der Gemeinde Finnentrop ist das drei Millionen Kubikmeter fassende Oberbecken des Pumpspeicherwerks auf dem Sorpeberg im Gebiet der Stadt Sundern, Ortsteil Wildewiese, unweit des Skigebiets vorgesehen. Das mit dem Oberbecken durch Rohre unterirdisch verbundene Unterbecken ist im Ermecketal auf Finnentroper Gebiet nördlich des Ortsteils Rönkhausen/Glinge geplant. Dort steht seit den 60er Jahren wenige hundert Meter entfernt das Unterbecken des alten Mark-E-Pumpspeicherwerks. Die neue Anlage soll den Plänen zufolge parallel dazu das Dreifache des elektrischen Arbeitsvermögens mit einer Kapazität von 420 Megawatt aufweisen.

Überzeugendes Konzept

Sunderns Bürgermeister Detlef Lins und sein Finnentroper Amtskollege Hess wurden schon vor einigen Wochen über die Pläne von Mark-E im Sunderner Rathaus informiert: „Wir hielten das Konzept für so überzeugend, dass wir es in die Prüfung geben“, so Lins gestern. „Es gibt gute innovative Möglichkeiten, vieles an Technik unterirdisch zu legen“, betonte der Sunderner Bürgermeister. Jedoch würde es in der etwa drei- bis vierjährigen Bauzeit am Sorpeberg und auch auf dem Weg zum Unterbecken im Finnentroper Ermecketal bei Glinge eine Großbaustelle mit vielen Erdbewegungen geben.

Lins sagte weiter, dass so ein Projekt in der aktuellen Diskussion „absolut überdenkenswert“ sei. Dies sei für Sundern ein wichtiger Baustein neben der Windkraft, die nicht von diesen Plänen tangiert würde: „Die Kommune kann sich so aktiv in die Energiewende einbringen.“ Gleichzeitig sei es richtig, dies als interkommunales Projekt mit der Nachbargemeinde anzupacken. Touristisch sieht Lins Chancen: „So könnte unter Umständen auch das Schneeproblem in Wilde-wiese gelöst werden. Allerdings gibt es da noch keine Gespräche“, verwies er auf die Möglichkeit, aus dem oberen Reservoir Wasser für Schneekanonen abzuzwacken. Die Planer hätten versichert, dass der Bau auch immer viele Schaulustige bringe.

„Kein Theater“

Auch Reuter zeigte sich „vorsichtig optimistisch, dass es in der Region kein Theater gibt“ - nach den „guten Erfahrungen“ mit dem alten Pumpspeicherkraftwerk. Schließlich entstünden auch neue Arbeitsplätze.