Hagen. . Die neue Konzernzentrale von Enervie wird auf der Haßleyer Insel gebaut. Dabei setzt das Unternehmen auf moderne Arbeitswelten, eigene Büros für die Mitarbeiter gehören der Vergangenheit an. Durch energieeffiziente Technik am Gebäude sollen Kosten reduziert werden.

Bagger und Planierraupen haben in den letzten Monaten reichlich Boden unweit der Autobahn 45 bewegt. Die Aktivitäten, die man weder vom Volmeabstieg noch von der Haßleyer Straße so richtig wahrnehmen kann, sind Teil von Hagens derzeit zweitgrößtem Bauprojekt. 45 Millionen Euro investiert der Energieversorger Enervie auf der „Haßleyer Insel“ in unmittelbarer Nähe zur Anschlussstelle Hagen-Süd in einen neuen Zentralstandort. Eine enorme Summe, die sich aber nach allen Prognosen für das Unternehmen durchaus rechnet.

Wirtschaftlichkeit

„Wir brauchen effiziente Prozesse, um wirtschaftliche Vorteile zu erzielen“, erklärt Vorstandssprecher Ivo Grünhagen. Was sich an ursprünglich neun Standorten im Stadtgebiet abgespielt hat, wird künftig an einem einzigen zentralisiert. „Wir vermeiden auf diesem Weg Mieten, Betriebskosten und Wegezeiten. Die Konzentration führt dazu, dass wir unseren Fuhrpark verkleinern können. Wir müssen pro Jahr 500.000 Kilometer weniger fahren. Wir sparen Treibstoff und schonen gleichzeitig die Umwelt.“

Auch energieeffiziente Technik am Gebäude selbst soll dazu beitragen, Kosten zu reduzieren. Im Vergleich zur Ausgangssituation im Jahr 2008 würden sich die Effekte sofort einstellen. Allein für Nebenkosten wendete Enervie 2,7 Millionen Euro pro Jahr auf. Auf der Haßleyer Insel werden es nur noch 1,3 Millionen Euro sein. „Bei steigenden Nebenkosten“, prognostiziert Grünhagen, "wird dieses Delta immer größer."

Arbeitswelt

Die Revolution erschreckt zunächst – auch die Mitarbeiter der Enervie-Gruppe: So gut wie niemand hat mehr einen eigenen Arbeitsplatz. Dahinter steckt eine Philosophie: „Momentan leben wir in einer Arbeitswelt, wie wir sie schon vor mehr als 30 Jahren eingerichtet haben“, sagt Ivo Grünhagen. „Es ist doch normal, dass wir überlegen, wie zeitgemäß das noch ist. Wir bauen heute für Menschen, die jetzt noch Jugendliche sind, die in zehn oder 15 Jahren einen Arbeitgeber suchen. Wir wollen weg von den personenbezogenen Arbeitsplätzen.“

„Auch der Vorstand wird keine eigenen Büros mehr haben“, sagt Grünhagen, der sich gleichwohl darüber bewusst ist, dass im Unternehmen viel Überzeugungsarbeit geleistet werden muss. Auch deshalb gibt es eine Gruppe von Mitarbeitern, die über das Gesamtvorhaben „Zentralstandort“ immer auf dem gleichen Stand wie der Vorstand sind. Sie sollen für die Kommunikation in die Abteilungen hinein sorgen.

Umwelt

Am neuen Standort setzt Enervie selbst auf energieeffiziente Technik und erneuerbare Energien. Photovoltaikanlagen werden auf den Hallendächern des Gebäudes installiert. Im Inneren sorgt moderne LED-Technik für Licht.

Innenansicht der Konzernzentrale.
Innenansicht der Konzernzentrale.

Das Zertifikat „Leed“ in Gold dokumentiert die ressourcenschonende und nachhaltige Gebäudeentwicklung. „Was wir da liefern, ist ein sehr hoher Standard“, macht Ivo Grünhagen deutlich. „Aber als Energieversorger, der mehr und mehr auf regenerative Energien wie Windkraft auch in der Region setzt, sehen wir uns an dieser Stelle natürlich besonders in der Pflicht.“ Auch in der neuen Kantine will man vor allem auf regionale Produkte setzen.

Mobilität

Es war Deutsche Energie-Agentur (dena), die 2008 das „Aktionsprogramm Mobilitätsmanagement“ ins Leben gerufen hat. Ziel: Betriebliche Mobilität soll umweltfreundlicher werden. „In Zusammenarbeit mit der dena haben wir eine Mitarbeiterbefragung durchgeführt“, so Grünhagen. Ergebnis: Ein großer Teil der Mitarbeiter ist bereit, den ÖPNV oder Fahrräder zu nutzen.

Die neue Zentrale erhält eine eigene Bushaltestelle, die von drei Linien – darunter von einer Schnellbuslinie – angefahren wird. An einer Stromtankstelle können Pedelecs oder Elektroautos oder -roller aufgeladen werden. „33 Prozent unserer Mitarbeiter wohnen in Fuß- bzw. Radwegdistanz“, sagt Ivo Grünhagen. „Wir wollen unsere Mitarbeiter dazu bewegen, auf Bus oder Fahrrad umzusteigen. So können sie einen Beitrag dazu leisten, den CO2-Ausstoß zu senken.“