Hagen. . Für die Stadtverwaltung Hagen schien der Fall klar: Die neue Enervie-Zentrale am Rande der Sauerlandlinie sollte angesichts des angrenzenden Verkehrswegs die Postadresse Haßleyer Straße 120 erhalten. Das heimische Energieunternehmen wünschte sich eine andere Adresse - und bekommt es jetzt wohl auch.

Für die Stadtverwaltung schien der Fall eigentlich schon klar: Die neue Enervie-Zentrale am Rande der Sauerlandlinie sollte angesichts des angrenzenden Verkehrswegs die Postadresse Haßleyer Straße 120 erhalten. Fertig. Ein Schuss zu viel Pragmatismus, meinte das heimische Energieunternehmen. Stattdessen wurde in der Führungsetage der Wunsch geboren, die 20 Meter lange Zufahrt vom neuen Kreisel sowie das sich öffnende Flanierareal künftig als „Platz der Impulse“ auf den Hagener Stadtplänen zu verewigen. Ein Vorstoß, der am Dienstag in der Bezirksvertretung Mitte die erforderliche Mehrheit fand.

Eine Idee als Ortsbezeichnung

Nicht etwa, dass dem Vorstand die Gemarkung Haßley als Lokalität zu piefig erschienen wäre. „Von der Enervie als führendem regionalen Energiedienstleister gehen viele Impulse für die Region aus“, erläuterte Oliver Rabe, Gesamtprojektleiter der 40-Millionen-Euro-Investition, vielmehr die Gedankengänge seines Hauses. Das En­tree des Gebäudekomplexes werde durch einen Platz sowie das große Landschaftsfenster geprägt. „Zudem führt die Enervie-Gruppe das Impulszeichen als Bildmarke ja auch in ihrem Firmen-Logo“, ergänzte Unternehmenssprecher Uwe Reuter die Motivlage.

Ein Argumentationsstrang, dem das städtische Amt für Geoinformation und Liegenschaftskataster so gar nicht folgen möchte: „Da ein Platz im städtebaulichen Kontext eine von Gebäuden umbaute, freie Fläche in Städten darstellt, ein Platz Brennpunkt des öffentlichen Lebens sowie zentral in der Stadt gelegen ist, bestehen hier aus fachlicher Sicht Bedenken“, hieß es am Dienstag in einem Beschlussvorschlag für die Bezirksvertretung Mitte. Also aus Sicht der Stadt: kein Handlungsbedarf.

Mit Widerstand ist kaum zu rechnen

Und Hildegund Kingreen (Grüne) reihte gar die Begrifflichkeiten „hochtrabender Titel“, „unbescheiden“, „wenig sachgerecht“ und „aufgebauschte Geschichte“ in einem Statement aneinander. Eine Einschätzung, die die Mehrheit des Innenstadt-Parlaments nicht teilte: Mit 12:5 Stimmen wurde dem Adressenwunsch der Enervie-Gruppe entsprochen. Und mit Widerstand aus der örtlichen Kulturszene, die mit dem Hagener Impuls im Geiste Osthaus’ naturgemäß ganz andere Gedanken assoziiert, ist ebenfalls kaum zu rechnen: Den Dissens mit einem generösen und potenten Gönner wird man kaum suchen.

Bleibt nur zu hoffen, dass die Firma Sonneborn künftig ihre Zufahrt zum Kundenparkplatz einschließlich der Zuwegung ins Möbelhaus nicht als „Boulevard des gediegenen Wohnens“ – es lebe der Genetiv – getauft wissen möchte. Denn mit schlüssigen Gegenargumentationen wird’s allmählich eng.