Hagen. Hagen will in Kürze „Fair-Trade-Stadt“ werden und sich verstärkt für fair gehandelte Waren einsetzen. Ende des Jahres soll die offizielle Zertifizierung erworben werden. Damit würde dann sichtbar, dass sich die Stadt für faire Preise in Erzeugerländern wie Afrika und Asien einsetzt.

Mit großen Schritten bewegt sich Hagen in Richtung „Fair-Trade-Stadt“. ­Ende des Jahres will man sich um die offizielle Zertifizierung bewerben und somit sichtbar machen, dass sich die Stadt für ­faire Preise in Erzeugerländern wie Afrika und Asien einsetzt, auf langfristige Handelsbeziehungen, sozial Arbeitsbedingungen und auf den Schutz der Umwelt achtet. Doch das Fair-Trade-Siegel soll nicht nur ein Logo sein, das sich Beteiligte an die Fensterscheibe kleben, sondern „die halbe Stadt“ soll mit ins Boot geholt werden. Und die Sache läuft – Stadtverwaltung, Einzelhändler, Gastronomen, Schulen, Kirchengemeinden und einzelne Bürger sind bereits aktiv, wie beim „Business Breakfast“ im Allerwelthaus unterstrichen wurde.

53 Kommunen machen mit

Zum Hintergrund: Im Rahmen von „Ruhr 2010“ haben sich die 53 Ruhrgebietskommunen (darunter auch Hagen) zusammengeschlossen, um fairen Handel in die breite Öffentlichkeit zu bringen. Mit dem erklärten Ziel, weltweit die erste „Fair-Trade-Region“ zu werden. Im Frühjahr 2013 könnte es so weit sein – dann könnten alle Städte über ihre Einzel-Zertifizierung verfügen.

Claudia Pempelforth ist nicht nur Mitarbeiterin im Allerwelthaus, sondern auch Koordinatorin des Projektes „Faire Metropole Ruhr“ und Leiterin der Steuerungsgruppe, die das Thema „fairer Handel“ in Hagen vorantreibt. „Unser Vorbild ist England, wo der Anteil fair gehandelter Produkte bei 30 Prozent liegt.

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Deutschland kommt gerade mal auf traurige zwei Prozent“, so Pempelforth. Begründung: „In England haben sich vier angesehene Einzelhandels­ketten, darunter ,Marks & Spencer’, auf ­fairen Kaffee, Kakao und Tee eingeschworen – und das mit großem Erfolg. Das Angebot von fairen Produkten kann zweifelsohne auch einen Imagegewinn bringen.“

29 Geschäfte sind beteiligt am Fair-Trade-Gedanken in Hagen 

In Hagen beteiligen sich derzeit 29 Geschäfte, darunter unter anderem Vollsortimenter wie Kaufpark und Edeka, Bio- und Blumenläden sowie Reformhäuser. „Der letzte Kick hat mir bislang gefehlt, aber jetzt hab’ ich ihn“, begeisterte sich ­Stefanie Kamp von der Stadtbäckerei Kamp. Und versprach spontan, in Kürze alle ihrer 37 Filialen in Hagen und Umgebung auf fairen Kaffee umzustellen. Auch Dr. Andreas Lohmeyer, Vorsitzender des Unternehmervereins Hagen, fand am Fair-Trade-Gedanken Gefallen und will den Vereinsmitgliedern vorschlagen, dem Netzwerk Fair-Trade-Stadt beizutreten.

Auch Kirchen, Schulen und Vereine bringen sich ein

Von städtischer Seite ist die Hagen-Agentur bereits eingebunden, die das Marketing für das Projekt übernimmt. Sie hat unter anderem ein Plakat entworfen, das Sympathieträger wie Werner Hahn und Renate Drewke samt ihrer Positiv-Statements abbildet. „Außerdem stellen wir Kontakte zwischen Unternehmern und Fair-Trade-Akteuren her und stoßen Veranstaltungen wie das heutige ,Business Breakfast’ an“, sagt Christiane ­Göttert von der Hagen-Agentur.

Zehn Kirchengemeinden beteiligen sich bereits an dem Projekt, sechs Schulen und drei Vereine, u.a. der Fußballverein Roter Stern Wehringhausen. Der Bereich ­Gastronomie schwächelt allerdings noch ein wenig – bislang sind sieben Gastro-Betriebe (u.a. das Café Mundial) dabei. „Für die Zertifizierung benötigen wir allerdings 15 Gastro-Betriebe“, mahnt Claudia Pempelforth und hofft, in den kommenden Wochen weitere Gastronomen für die Fair-Trade-Kampagne zu gewinnen.

Transfair-Siegel soll vertrauenswürdig sein

Die Projekt-Koordinatorin räumt ein, dass der Begriff „fair“ zwar nicht geschützt sei, die vier gängigen Siegel, zum Beispiel das Transfair-Siegel, jedoch vertrauenswürdig seien. Pempelforth: „Jeder kann mitmachen und z.B. das Kantinenessen umstellen oder fair hergestellte Berufskleidung einsetzen.“