Hagen.

An billiger Schokolade vom Discounter können schon mal Kinder ihre Hände gehabt haben. Beim Pflücken der Kakaobohnen beispielsweise. Dagegen ist der Genuss von Schokolade, die das Siegel „Fair Trade“ trägt, ethisch einwandfrei und man kann davon ausgehen, nichts gentechnisch Verändertes zu verzehren. Darüber hinaus sichert solch’ zertifiziertes Süßes die Existenz von Familien in Schwellenländern. Für Claudia Pempelforth vom Allerwelthaus sind das drei Gründe, zu Produkten aus fairem Handel zu greifen. „Das sind hochwertige Waren für einen mittleren Preis“, meint sie mit Blick auf 1,80 Euro für eine Tafel Schoko.

Ab heute läuft die „Faire Woche“, bei der es bis zum 30. September um Waren aus dem gerechteren Welthandel geht. Obwohl inzwischen in vieler Munde, führt der faire Handel immer noch ein Nischendasein. Allerdings eins, das sich auszahlt: Im vergangenen Jahr gaben Verbraucher in Deutschland insgesamt 413 Millionen Euro aus. „Das ist ein Zuwachs von weit über 20 Prozent für alle Warengruppen“, sagt Pempelforth. Kaffee liegt dabei immer noch oben. „Allerdings“, schränkt Pempelforth ein, „macht fair gehandelter Kaffee nicht mal zwei Prozent des gesamten Kaffeekonsums aus.“

Da steckt Potenzial drin. Deshalb versuchen nicht nur Initiativen und Institutionen den fairen Handel voranzutreiben, sondern springt auch der Einzelhandel verstärkt auf den Zug auf. 30 Läden hat Ina Plate von der Verbraucherzentrale für Hagen aufgelistet, die Tee, Kaffee, Bananen, Nüsse oder Saft führen. „Präsentiert werden die sehr unterschiedlich“, bewertet Plate, „Real in Haspe hat viel, aber versteckt. Kaufpark stellt Fair-Trade-Sachen in eigene Regale und zu den regulären Waren. Das findet man super, bei Edeka auch.“ Doch nicht nur die Großen hat Ina Plate mit den Augen einer Verbraucherin durchforstet. Geguckt hat sie ebenfalls in kleineren Läden, etwa in Blumenläden.

Der Einkaufshelfer, der in der Verbraucherzentrale und im Allerwelthaus liegt, ist ein Baustein des Aktionsbündnisses „Faire Metropole Ruhr“. Daran beteiligt sind Ruhrgebietsstädte, die faire Kommunen werden wollen. Um ein entsprechendes Zertifikat dafür zu bekommen, dass man als Kommune wiederum Zertifiziertes einkauft, müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein – wie jenes, faire Produkte in 30 Einzelhandelsgeschäften zu finden. Gastronomiebetriebe müssen sich beteiligen, eine Schule, eine Kirchengemeinde und ein Verein. „Die Schulleitungen sprechen wir an“, sagt Claudia Pempelforth, eine treibende Kraft im Bündnis.

Dann ist da noch die Kommune als solche. Hagen hat bereits 1994 den Ratsbeschluss gefasst, in Sitzungen nur fair gehandelten Kaffee auszuschenken. „Das tun wir, in allen Sitzungen und in der Kantine“, versichert Stadtsprecher Michael Kaub auf Anfrage. „Die Verwaltung ist da schon offen“, meint Claudia Pempelforth. „Wir unterstützen sie dahingehend, schulen und informieren Entscheidungsträger.“ Organisiert wird auch der Erfahrungsaustausch mit anderen Kommunen, die schon einen Schritt weiter sind. In Dortmund stammt ein Teil der Dienstkleidung aus fairer Produktion, die Fußbälle für Schulen ebenso wie die Blumen für offizielle Anlässe.